Die Lazarus-Formel
steht!«
»Jetzt sprecht Ihr mit der gespaltenen Zunge Luzifers, Bischof«, hielt ihn der Ordensbruder anklagend vor. »Hört nicht auf ihn, Brüder. Er wird uns alle ins Verderben führen.« Er hob die MP i und richtete sie auf Bischof Wall. »Sobald Ihr von den Früchten esst, werde ich meine Pflicht tun müssen. Bitte zwingt mich nicht dazu.«
Bischof Wall senkte traurig den Kopf. Aber Eve sah, wie er dabei einen der anderen Ordensbrüder ansah, der dicht hinter jenem stand, der Wall aufhalten wollte.
Der nickte unmerklich und machte einen schnellen Schritt nach vorn, wobei er unter seiner Kutte einen Dolch hervorzog, und noch ehe Eve einen Warnschrei ausstoßen konnte, hatte er die schmale Klinge seitlich in den Hals des anderen gerammt. Dabei packte er von hinten den Lauf der auf Wall gerichteten MP i und riss die Mündung nach oben, um zu verhindern, dass sein Opfer den Bischof treffen würde, falls es ihm noch gelang abzudrücken.
Aber er drückte nicht mehr ab.
Er stieß einen lang gezogenen, gurgelnden Schrei aus. Blut sprudelte ihm über die Lippen und das Kinn, und er sackte in sich zusammen, als würden alle seine Muskeln gleichzeitig versagen. Der Schock , wusste Eve. Der eigentliche Blutverlust würde ihn erst in einigen Sekunden wirklich schwächen und dann sehr schnell sterben lassen.
Er rutschte in die Knie und ließ dabei die MP i los, die sein Mörder schnell an sich nahm. Er presste beide Hände gegen die Kehle und kippte nach vorn.
Der Anblick des zuckend sterbenden Mannes verkrampfte Eve den Magen, und sie musste sich zusammenreißen, um sich nicht zu übergeben.
»Lasst uns für ihn beten«, sagte Bischof Wall seelenruhig und senkte weihevoll das Haupt. »Pater noster, qui es in caelis«, begann er, und die anderen stimmten im Chor mit ein, sodass es von den Felswänden der Höhle widerhallte wie in einer Kirche. »Sanctificetur nomen tuum, adveniat regnum tuum, fiat voluntas tua, sicut in caelo, et in terra. Panem nostrum cotidianum da nobis hodie, et dimitte nobis debita nostra, sicut et nos dimittimus debitoribus nostris. Et ne nos inducas in tentationem, sed libera nos a malo.«
Vater unser, der du bist im Himmel. Geheiligt werde dein Name. Zu uns komme dein Reich. Dein Wille geschehe wie im Himmel also auch auf Erden. Unser tägliches Brot gib uns heute und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unsern Schuldigern. Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Übel.
»Amen«, schloss Bischof Wall und sah wieder auf.
Der Körper am Boden lag reglos da.
»Er meinte es gut«, sagte Wall. »Aber er war verblendet und hat den Willen des allmächtigen Gottes missverstanden. Er hat nicht begriffen, dass wir uns rüsten müssen für den Krieg, der uns bevorsteht. Den Krieg gegen die Bastarde der Nephilim. Und gegen die Huren der Wissenschaft«, er zeigte wieder mit ausgestrecktem Finger auf Eve, »die nicht verstehen, dass die Menschheit nicht bereit ist. Nicht für die Gnade und schon gar nicht für die Macht Gottes.«
Er drehte sich wieder zu der Eibe herum und ging auf sie zu.
»Stehen bleiben!«, donnerte da eine Stimme vom Eingang der Halle her.
82
Am Eingang der Halle stand der Mann, der Eve mit zwei anderen in ihrem Labor überfallen hatte. Damals hatte er eine Maske getragen, aber Eve erkannte ihn an Statur und Stimme. Er trug einen schwarzen militärischen Kampfanzug und hielt eine Maschinenpistole schussbereit in den Händen.
»Kabir!«, zischte Bischof Wall, als er ihn sah.
Kabir lächelte kalt. Hinter ihm traten vier Männer in die Halle. Auch sie trugen Kampfanzüge und waren mit MP is bewaffnet. Einer hatte außerdem einen Tank auf den Rücken geschnallt. An dem Metallschlauch und dem Sprühgestänge mit Düse erkannte Eve augenblicklich, dass es sich dabei um einen Flammenwerfer handelte.
Die Ordensbrüder richteten sofort ihre Waffen auf sie.
»Wir sind in der Überzahl«, sagte Bischof Wall mit einem Grinsen.
»Seid ihr nie, Wall«, entgegnete Kabir gelassen. »Wir schießen, ihr sterbt. Ihr schießt, wir kämpfen weiter. Simple Mathematik.«
Bischof Wall ließ seinen rechten Arm zur Seite schnellen, und eine ellenlange zweischneidige Klinge schoss aus der Prothese hervor.
»Wir schießen euch nieder«, sagte er, »und köpfen euch dann.«
Kabirs Männer fächerten nach beiden Seiten aus, um kein zu leichtes Ziel abzugeben.
Kabir jedoch schien zu ignorieren, dass mehrere MP i-Mündungen auf ihn gerichtet waren. »Guten Abend,
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