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Die Lazarus-Formel

Die Lazarus-Formel

Titel: Die Lazarus-Formel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ivo Pala
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leicht zu vertrauen wie schon viel früher mit dem Herzen.
    »Erschieß den Mistkerl!«, rief Margaret entschlossen und verständlicherweise feindselig und rachedurstig.
    Diakon Wall lachte.
    Eve zog ohne lange nachzudenken eine der Automatikpistolen unter ihrer Jacke hervor, entsicherte sie mit fast schon geübtem Griff und zielte auf den Hüter.
    Ich kann doch nicht so einfach einen Menschen erschießen , ging es ihr erst dann durch den Kopf. Und wenn er mich zehnmal gefoltert hätte .
    »Schieß-schieß-schieß!«, rief Margaret.
    Doch Diakon Wall stand einfach nur da. Eve wusste ohne jeden Zweifel, dass er gekommen war, um sie zu töten. Doch solange er sie oder Margaret nicht direkt angriff, weigerte sich etwas in ihr, den Abzug zu drücken.
    »Verdammt!«, fluchte Margaret und stürmte nach vorn, das Wikingerschwert mit beiden Händen hoch über der rechten Schulter gehoben.
    Als sie sah, wie Margaret auf ihren früheren Kerkermeister zurannte, fühlte sich Eve an eine Walküre aus den nordischen Mythen erinnert – oder an eine Elbenprinzessin.
    Diakon Wall aber war weit weniger beeindruckt. Er rührte sich nicht von der Stelle, sondern machte eine knappe Geste mit seinem Harpunenarmstumpf, und aus dem Dunkel hinter ihm traten vier weitere Hüter. Sie waren bewaffnet mit Maschinenpistolen, die sie sogleich auf Margaret richteten.
    Margaret bremste ihren Lauf.
    Doch ihr Schwert senkte sie erst, als hinter den ersten vier noch vier weitere Hüter auftauchten – ebenfalls mit MP is bewaffnet. Zwei weitere kamen mit Handstrahlern nach, die sie nun einschalteten. Die Halle wurde mit ihrem gleißenden Licht geflutet.
    Die ersten vier Ordensbrüder rannten, einander gegenseitig deckend, zu Margaret, und während drei von ihnen auf sie zielten, nahm der vierte ihr das Schwert ab.
    Eve sicherte ihre Waffe mit bewusst langsamen Bewegungen und ließ sie zu Boden fallen.
    »Ausgesprochen weise Entscheidung, Doktor Sinclair«, sagte Diakon Wall und betrat die Halle. Sein Blick war wie verzaubert auf die uralte Eibe gerichtet. Eve las Ehrfurcht darin – und Gier. Er ging an Margaret vorbei auf den Baum zu.
    »Es gibt ihn also wirklich«, hörte Eve ihn flüstern – und realisierte, dass er noch nie zuvor einen mit eigenen Augen gesehen hatte. »Wie viele der Beeren, hast du gesagt, muss man essen, um unsterblich zu werden?«, fragte er Margaret. Offenbar hatte er zumindest den letzten Teil ihrer Unterhaltung belauscht. »Ein Dutzend oder mehr?«
    »Bischof Wall«, sagte einer seiner Männer, mit einem fragenden Unterton in der Stimme.
    Bischof?
    Eve schloss aus der Anrede, dass der Bischof, der ihr in den Katakomben unter der Villa Borghese die Geschichte Enochs von Azâzêl, Samyaza, den Zweihundert und den Nephilim erzählt hatte, inzwischen durch Wall abgelöst worden war.
    »Schweig!«, herrschte der neue Bischof den Mann an. Dann drehte er sich um und wandte sich an seine Untergebenen. »Brüder«, sagte er feierlich. »Wir stehen hier auf der Schwelle zum Endsieg. In der Pforte zur endgültigen Auslöschung der verfluchten Bastarde der Nephilim. Und dies hier«, er deutete auf den Baum, »wird unsere Waffe sein.«
    Ein unsicheres Raunen ging durch die Reihen der anderen Kuttenträger, aber Wall wischte es mit einer harschen Geste hinweg.
    »Seit Jahrhunderten müssen wir uns damit begnügen, die Aesirianer nur zu beobachten und auf der Lauer zu liegen, dass sie das Geheimnis des Baumes nicht verbreiten. Warum? Ich sage es euch: Weil wir nie auch nur annähernd stark genug waren, sie ein für alle Mal vom Angesicht der Welt zu tilgen. Weil sie älter sind als wir. Viel, viel älter. Und weil sie ihr angesammeltes Wissen nicht immer wieder mühsam von einer Generation zur nächsten weitergeben müssen. Weil sie sich für Jahrzehnte, ja, Jahrhunderte verstecken können, um aus unserem Gedächtnis zu verschwinden. Weil sie selbst nach den schwersten Verletzungen schnell wieder genesen. Anders als wir!« Er hielt seinen Armstumpf hoch.
    »Heute, meine Brüder, liegt es in unserer Macht, das zu ändern«, fuhr er fort, und in seiner Stimme schwang die Unheiligkeit des Fanatikers. »Heute können wir selbst unsterblich werden. Zum Wohle des Herrn. Wir können so stark werden wie unsere Feinde. Ja, stärker noch, denn Gott ist auf unserer Seite. Wir werden zu der eisernen Faust, mit der er dieses Ungeziefer zerschmettert. Zu der Ferse, unter der er den Kopf der Schlange Satan zermalmt.«
    »Aber …«, sagte der

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