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Die Lazarus-Formel

Die Lazarus-Formel

Titel: Die Lazarus-Formel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ivo Pala
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nicht durch den Stoff der Kutte und rutschte ab. Dennoch schrie er auf, ging aber sofort mit einer Serie von schnell ausgeführten Schlägen zum Gegenangriff über. In seinen Augen funkelte die blanke Mordgier.
    »Die Früchte, Eve!«, rief Margaret, während sie seinem gegen ihren Brustkorb geführten Stoß mit einem erneuten Sprung nach hinten auswich, und riss Eve damit aus dem Bann, in den der beinahe schon tänzerische Kampf der beiden Kontrahenten sie geschlagen hatte.
    Sie sah, wie Margaret einen weiteren Hieb des Bischofs mit einem furchtlos ausgeführten Schritt nach vorn blockte und dabei die Harpunenspitze seiner Armprothese mit ihrem Schwert arretierte.
    Wall fluchte wild und schlug ihr mit der linken Faust ins Gesicht. Margaret torkelte zurück. Aus ihrer gebrochenen Nase floss Blut. Ihre Augen tränten, und Eve wusste, dass ihre Sicht verschwommen sein würde. Sie beeilte sich, am Boden nach der Pistole zu suchen, die Wall ihr aus der Hand geschlagen hatte.
    Sie fand sie, hob sie auf und zielte damit auf Bischof Wall, der Margaret Schlag um Schlag und Stoß um Stoß immer mehr in die Defensive drängte.
    Doch die beiden waren zu dicht beieinander, bewegten sich zu schnell hin und her, als dass Eve einen Schuss abgeben konnte, ohne zu riskieren, Margaret zu treffen.
    »Margaret!«, schrie sie. »Aus dem Weg!«
    Margaret sah kurz zu ihr hinüber, konzentrierte sich aber dann wieder voll auf ihren Gegner.
    »Nein, Eve!«, rief sie mit entschlossener Stimme, obwohl sie bis eben noch so stark gewankt hatte, dass Eve vor Furcht um sie fast das Herz stehen geblieben war. »Er gehört mir. Ganz allein mir. Da sind noch jede Menge Rechnungen offen zwischen ihm und mir und seinen Vorgängern. Und heute werde ich sie begleichen. Pfund um Pfund.«
    Bischof Wall lachte verächtlich und setzte noch mehr Kraft in seine Schläge. »Du bist bereits tot.«
    »Eve, du kümmerst dich jetzt endlich um die Früchte!« Margarets eben noch getrübter Blick wurde wieder fest und klar, und Eve erkannte, dass sie die Schwäche nur vorgetäuscht hatte. Eine Finte, die Bischof Wall in falsche Sicherheit hatte wiegen sollen, die Eve jedoch mit ihrem Versuch, sich einzumischen, redlich verdorben hatte.
    Eve konnte den Wunsch Margarets, nach all den Jahren der Marter und der ihr zugefügten Qualen persönlich mit dem jüngsten ihrer vielen Kerkermeister abzurechnen, nachvollziehen. Aber sie hatte Angst, dass Margaret die Erfüllung dieses Wunsches mit dem Leben bezahlte. Doch selbst wenn Eve ihn ignoriert hätte und bereit gewesen wäre, durch ein mögliches Eingreifen Margarets Wut auf sich zu ziehen, sie bekam keine freie Schusslinie auf Wall, der in seiner weiten Kutte herumwirbelte wie ein tanzender Derwisch und Hieb um Hieb auf Margaret niederprasseln ließ, die jedoch jede Attacke mit noch größerer Geschicklichkeit parierte.
    Eve wandte sich wieder der Eibe zu – und erstarrte vor Schreck.
    Zwischen dem Baum und ihr stand Kabir.
    Er machte einen Schritt auf sie zu. Ohne nachzudenken, drückte sie ab. Aus der Hüfte. Ungezielt.
    Der Aesirianer wurde in den Bauch getroffen, knurrte auf vor Schmerz – sprang dann aber nach vorn und packte die Hand, in der Eve die Waffe hielt. Seine Finger hatten die Kraft eines Schraubstockes. Er verdrehte ihr den Arm und schlug ihr mit der anderen Hand ins Gesicht. Eve hatte das Gefühl, als würde ihr der Kopf weggerissen, und halb betäubt ließ sie die Pistole fallen.
    »Jetzt krieg ich doch noch meinen Köder«, sagte er mit einem rauen Lachen und zog sie mit Leichtigkeit, wie eine hilflose Puppe, hinter dem Baum hervor.
    Das Schießen und die Schreie hatten aufgehört. Überall lagen reglos Männer – die in Kutten, aber auch die in Kampfanzügen. Mit von dem Schlag verschwommenem Blick sah Eve abgetrennte Köpfe und einen Körper, der brannte.
    Kabir stutzte. Blieb stehen. Er schien vom Ausgang des Geschehens nicht weniger überrascht zu sein als sie.
    Eves Blick wurde klarer – und sie sah durch den Rauch des brennenden Körpers eine Figur, die inmitten der toten Hüter und Aesirianer stand.
    Ben.
    Die gekrümmten Klingen seiner beiden Schwerter waren mit dem Blut seiner Gegner verschmiert und leuchteten im Licht der umherliegenden Strahler wie lebendiges Feuer.
    »Es sieht so aus, als bräuchte ich gar keinen Köder mehr«, sagte Kabir mit einem triumphierenden Ton in der Stimme. Er schlug Eve mit der Faust hart gegen die Schläfe und schleuderte sie weit von sich, zur Seite hin, wo

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