Die Lazarus-Formel
der Stadt lenkte. Als sie sich wieder nach vorn drehte, hielt sie einen von Bens Stiefeldolchen in der Hand. »Das muss genügen.«
Eine dreiviertel Stunde, zahllose Schmerzensschreie Bens und einen Beinahenervenzusammenbruch Eves später hatten sie dreiundzwanzig Kugeln aus Ben herausgeholt. Selbst Margaret war erstaunt, wie schnell seine Schussverletzungen währenddessen heilten. Das war alles andere als gut, denn sie mussten deswegen die sich schließenden Schusskanäle immer wieder weiten oder gar aufschneiden, um an die Kugeln in seinem Körper zu gelangen.
Eve hatte den VW -Bus in einem Waldstück südlich vom Lothianburn-Golfclub kurz hinter dem Edinburgh Bypass abgestellt. Es war bereits nach Mitternacht, weit und breit keine Menschenseele zu sehen.
»Wie haben sie uns so schnell finden können?«, fragte Eve. Sie war völlig ausgebrannt.
»Das ist … teilweise meine … Schuld«, sagte Ben matt und richtete sich auf.
Die beiden Frauen sahen ihn fragend an. Und vorwurfsvoll.
»Das Ganze war … völlig anders geplant«, wehrte er mit erhobenen Händen ab. »Und wäre auch überhaupt nicht nötig gewesen, wärt ihr nicht einfach mitten in der Nacht verschwunden.«
»Was hast du getan?«, fragte Eve in wütendem Tonfall.
»Da mir die Mittel fehlten, euch in der erforderlichen Eile aufzufinden, habe ich Bischof Wall auf euch angesetzt«, sagte er.
Eve stieß einen empörten Laut aus, doch Margaret bat sie mit einer Geste, zunächst die Ruhe zu bewahren. Sie wollte die ganze Geschichte hören.
Ben fuhr fort. »Ich wusste, dass der Orden über den Mietwagen herausfinden würde, wo ihr von Rom aus hin seid. Ich brauchte ihnen also nur zu folgen.«
»Wie?«
»Im Gepäckraum ihres eigenen Jets.«
Eve wollte es nicht glauben. »Du hast sie auf unsere Spur gehetzt und uns damit der Gefahr ausgeliefert, dass sie uns umbringen?«
Er schüttelte den Kopf. »Ich hätte sie aufgehalten, ehe sie euch überhaupt erst in die Höhle gefolgt wären …«
»Aber die Aesirianer sind ihnen ebenfalls gefolgt und kamen dir in die Quere«, mutmaßte Margaret den weiteren Verlauf des Geschehens. Sie klang ein wenig erleichtert.
»Nein«, sagte er. »Zu meiner großen Überraschung waren die schon vor euch im Edinburgh Castle.«
Margarets Miene verfinsterte sich wieder. »Rinaldo.« Eve sah, wie sie den Griff ihres Schwertes so fest packte, dass ihre Knöchel weiß hervortraten.
Sie legte die Hand beruhigend auf die von Margaret. »Zieh keine voreiligen Schlüsse, Maggie«, sagte sie. »Hätte Rinaldo uns ausliefern wollen, hätte er das schon in Siena getan. Dafür hätte er zweihundertfünfzig Millionen Gründe gehabt.«
»Was meinst du damit?«, fragte Ben.
Eve erzählte ihm davon, dass Margaret ihr Vermögen mit ihr geteilt hatte.
»Also hat Rinaldo Konten für dich angelegt?«, fragte Ben.
»Ja«, sagte Eve. »Und wenn er vorgehabt hätte, uns zu verraten, hätte er das nicht getan. Über Maggies Konten hat er Vollmacht. Da man sie ja ohnehin für tot hält, hätte ihm das Geld weiterhin zur Verfügung gestanden. Aber über meine hatte er keine. Und obwohl ich nicht unsterblich bin, kann ich mir nicht vorstellen, dass jemand, auch wenn er so reich sein mag wie Rinaldo, mir so einfach zweihundertfünfzig Millionen überschreibt, kurz bevor er mich zum Abschuss freigibt.«
»Ja«, sagte Margaret, und sie schmunzelte schon wieder. »Das Geld zu verschenken hätte er nicht übers Herz gebracht. So gut kenne ich meinen Rinaldo.«
Ben wiederholte seine Frage an Eve. »Also hat Rinaldo Konten für dich angelegt? Konten in einem Gesamtwert von zweihundertfünfzig Millionen? Auf deinen Namen?«
Eve verstand, worauf er hinauswollte, und schloss die Augen. »Oh, Mist!«
»Was denn?«, fragte Margaret.
»Der Nachrichtendienst der Aesirianer«, sagte Eve. »Wenn sie vernetzt genug sind, in Echtzeit zu überwachen, wann und wo ich eine Kreditkarte benutze oder ein Scheck von mir eingelöst wird, sehen sie auch, wenn irgendwo auf der Welt ein Konto auf meinen Namen eröffnet wird – oder in dem Fall gleich mehrere und über einen Betrag, der so hoch ist, dass er überhaupt nicht übersehen werden kann.«
Ben nickte. »Und dann mussten sie nur noch herausfinden, wer die Transaktionen getätigt hat. Rinaldo ist einer von ihnen. Ihn zu überwachen, ist für sie ein Kinderspiel.«
»Also wussten sie von dem Jet, unserem Reiseziel, der Hotelbuchung …«, resümierte Eve. »Und der Spende an die Verwaltung von Edinburgh
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