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Die Lazarus-Formel

Die Lazarus-Formel

Titel: Die Lazarus-Formel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ivo Pala
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Jahre lang.

86
    Firth of Forth.
Eine halbe Seemeile östlich von Y Mona (Inchcolm).
    »Alle Maschinen stopp!«, kommandierte Kapitän Connor Lawrence, der hinter dem Steuerrad im Zentrum der mit Teakholz verkleideten Brücke stand, als Ben ihm das Zeichen dazu gab.
    »Aye, Käpt’n!« Der erste Offizier, Hugh Blade, ein bulliger Glatzkopf mit rotem Kinnbart, beugte sich über die Computerkonsole und schaltete die Maschinen ab. Die Caledonia , eine fast achtzig Meter lange Hochseeyacht, verlor durch die Gegenströmung des Fjords schnell an Fahrt.
    Lawrence wartete, bis sie beinahe völlig zum Stillstand gekommen war. Dann befahl er: »Anker werfen!«
    Ben verließ die Brücke, um zu Eve zu gehen. Der über einhundert Quadratmeter große Salon der Yacht war nach Eves Wünschen zu einem Hightech-Labor umfunktioniert worden, und sie hatte schon den ganzen Tag darin verbracht, ohne auch nur fünf Minuten Pause einzulegen. Obwohl er sich nicht vorstellen konnte, dass Eve nach der Zerstörung des letzten Baums das Geheimnis des ewigen Lebens noch zu entschlüsseln in der Lage war, hatte Ben die Caledonia gechartert und auf den Firth hinausfahren lassen, um die Wahrscheinlichkeit weiterer überraschender Angriffe der Aesirianer zu verringern. Die Hüter hatten mit Gardens und Walls Tod zwei zu schwere Rückschläge erlitten, um momentan noch eine Bedrohung darzustellen.
    Ben war ausgelaugt wie nie zuvor in seinem langen Leben. Er sah keine Hoffnung mehr. Aber er hatte auch nichts mehr zu verlieren. Wenn es überhaupt noch eine Chance für ihn und das, was er vorhatte, gab, dann lag sie nun einzig und allein bei Eve. Auch wenn er nicht die leiseste Ahnung hatte, warum sie glaubte, dass noch nicht alles verloren war.
    Seit ihr dieser Geistesblitz gekommen war, hatte sie sich geweigert, irgendetwas darüber zu äußern. Sie hatte gesagt, sie müsse erst noch ein paar Tests machen, ehe sie erklären konnte, was sie glaubte, erkannt zu haben.
    Als er den Salon erreichte, lehnte er sich draußen an die Reling und sah durch eines der Fenster hinein.
    Zu einem Fünftel war der Raum zugestellt mit kleinen, in Töpfen stehenden Eiben. Eve hatte zwei Stunden am Telefon verbracht, um einen Pflanzengroßhändler ausfindig zu machen, der ihr so viele der Bäume auf einmal liefern konnte. Der Rest des Salons war angefüllt mit zahlreichen technischen Geräten, von denen sich Ben nicht einmal die Namen hatte merken können, geschweige denn ihre Funktionen. Hier drehte sich etwas, dort köchelte es, woanders wurden vier Dutzend Glasröhrchen in einer Palette gerüttelt, und mindestens ein Dutzend Computerbildschirme zeigten die seltsamsten Diagramme, Graphen und Abbildungen der Aufnahmen verschiedener Mikroskope. Und inmitten dieser modernen Hexenküche huschte Eve von einer Tafel zur nächsten und schrieb und malte Formeln und Molekülmodelle darauf.
    Trotz seiner Niedergeschlagenheit musste Ben lächeln. Eve bewegte sich zwischen den Tafeln, den Bildschirmen und Instrumenten so zielsicher und effektiv, dass es für ihn von draußen so aussah, als würde sie tanzen. Sie war in ihrem Element.
    Dabei war sie so konzentriert, dass sie nicht ansprechbar war, weshalb Margaret sich schon vor Stunden gelangweilt in ihre Kajüte zurückgezogen hatte, um ein wenig Schlaf nachzuholen.
    Ben sah Eve dabei zu, wie sie auf einem der großen Touchscreen-Bildschirme drei halbtransparente Abbildungen übereinander schob.
    Eine astronomische Karte des Orion / Osiris.
    Eine Fotografie des Sephirot mit seinen zehn Löchern.
    Und das Abbild eines Moleküls.
    Die Sterne, die Löcher im Stein und die Atome des Moleküls waren nahezu deckungsgleich.

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    Dann holte Eve eine vierte Grafik hinzu. Das Sternbild Großer Hund/Isis mit Sirius im Zentrum. Sie fügte sie unten links an Orion – in der exakten Position des realen Sternenhimmels.
    Dann schob sie Orion und den Sephirot wieder weg und malte mit einem Stift das Molekül direkt auf dem Monitor nach und erweiterte es zunächst um Sirius und, nachdem sie das neue Bild ein paar Sekunden lang betrachtet hatte, auch um die übrigen Sterne der Isis.
    Schließlich schob sie die Bilder unter der Zeichnung weg und holte ein neues auf den Bildschirm. Es war ebenfalls ein Molekül. Und es ähnelte dem ersten, war nur verzweigter. Sie schob es hinter die Zeichnung, die sie gerade gemacht hatte.
    Die beiden Bilder waren ebenfalls deckungsgleich.
    Ben hatte keine Ahnung, was das bedeutete, aber

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