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Die Lazarus-Formel

Die Lazarus-Formel

Titel: Die Lazarus-Formel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ivo Pala
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sie in eine Sackgasse geraten.
    Sie musste ihre eigenen Forschungen fortsetzen und ihre Untersuchungsergebnisse hinsichtlich der Krebsbekämpfung, die sich auf ihrer Festplatte befanden, unter neuen Gesichtspunkten auswerten.
    »Sie haben hier nicht zufällig einen Computer?«
    »Wir brauchen keinen Computer«, murrte Ben. »Was wir brauchen, ist der Stein.«
    Eve biss sich auf die Lippen und schluckte die Frage, was es mit diesem ominösen Stein auf sich hatte und wofür sie ihn benötigten, hinunter. Er hatte ihr versprochen, ihr die Informationen, die sie brauchte, auch ohne Fragen zu geben, wenn es so weit war, und für den Moment begnügte sie sich damit, auch wenn es ihr extrem schwerfiel.
    Immer wieder drehte und wendete er das Buch in seinen großen, sehnigen Händen, überprüfte ganze drei Male, ob nicht vielleicht zwei der Seiten zusammenklebten oder sie eine Seite mit wichtigen Informationen versehentlich überblättert hatten.
    Schließlich unterzog er den Einband einer genaueren Untersuchung, indem er ihn fachkundig mit den Fingern betastete. Eve wunderte sich darüber, dass Hände, die so blitzschnell töten konnten, so behutsam mit altem Papier umzugehen verstanden.
    Plötzlich sagte er »Ah!«, und seine Augen leuchteten in beinahe kindlicher Begeisterung auf. »Sehen Sie das?«
    Eve sah genau hin, konnte aber nicht erkennen, was er meinte, und schüttelte den Kopf.
    »Vergleichen Sie den hinteren mit dem vorderen Buchdeckel.« Er hielt ihr das Buch hin.
    Sie nahm es in die Hand und drehte es hin und her, dann entdeckte auch sie es. »Der vordere Umschlag ist dicker als der hintere«, sagte sie mit neu erwachendem Enthusiasmus. »Nicht sehr viel, aber doch spürbar. Ich brauche ein Skalpell.«
    Sie sprang vor Schreck von ihrem Stuhl auf, als es neben ihr scharf und metallisch ratschte. Wie aus dem Nichts hielt Ben plötzlich ein Stilett mit gut dreißig Zentimeter langer Klinge in der Hand. Eves Puls hatte sich schlagartig um gut dreißig Prozent erhöht.
    Er nahm ihr das Buch aus der Hand und trennte mit der dünnen Klinge geschickt das feine Leder von der Pappe, noch ehe sich Eve wieder gesetzt hatte. Ein doppelt gefaltetes Blatt hauchdünnes Bibeldruckpapier kam unter dem Leder zum Vorschein, das er herauszog und auseinanderfaltete.
    »Es ist leer«, stellte sie fest.
    »Das kann nicht sein«, sagte Ben mit verärgert gerunzelter Stirn. »Es macht keinen Sinn, ein leeres Blatt Papier zu verstecken.« Er sah sich den aufgeschlitzten Buchdeckel noch einmal genauer an, führte die Spitze des Stiletts mit der Geschicklichkeit eines Chirurgen hinein und schnitt ihn weiter auf, um sowohl das Leder als auch die Pappe besser in Augenschein nehmen zu können. »Aber da ist nichts anderes.«
    Eve untersuchte das feine Papier, das unter dem Leder gesteckt hatte, genauer. Es war, obwohl es wer weiß wie lange zwischen Leder und Pappe gepresst gewesen war, sanft und unregelmäßig gewölbt, ganz so, als wenn es zu einem früheren Zeitpunkt einmal leicht feucht geworden und dann wieder getrocknet war. Sie hielt es gegen das Licht. Es war frei von Mustern oder Markierungen.
    »Gestatten Sie?«, fragte Ben, und sie reichte ihm das Papier zurück. Er roch daran, und ein Lächeln glitt über seine attraktiven, wenn auch eher harten Züge. Er hielt es ihr wieder hin. »Riechen Sie.«
    Eve sah ihn skeptisch an. Doch dann nahm sie den dünnen Bogen wieder in die Hand, führte ihn dicht an die Nase und schnupperte. Da waren natürlich das Aroma von altem Leder und der Geruch der Pappe, aber auch noch etwas anderes. Ein wenig süßlich und zugleich auch ein wenig scharf, wie eine Spur von Ammoniak. Ihr analytischer Verstand versuchte den Duft zuzuordnen. Was roch süßlich und dennoch scharf? Verschiedene Senfsaatextrakte kamen ihr in den Sinn und auch Paprikasorten und Ingwer. Doch die hätten auf dem Papier Spuren hinterlassen, und keines davon enthielt Ammoniak.
    Sie schnupperte noch einmal daran. Dann merkte sie, dass es kein einzelner Duft war, den sie roch. Das waren zwei verschiedene, der eine süß, der andere scharf und der süße so vertraut, dass sie sich wunderte, dass sie nicht sofort darauf gekommen war.
    »Honig«, sagte sie, und nachdem sie diesen Geruch erkannt hatte, fiel es ihr leicht, sich beim dritten Mal Schnuppern ganz auf den anderen zu konzentrieren, und auf einmal konnte sie auch den zuordnen. Sie verzog das Gesicht und wandte es angewidert von dem Papier weg. »Urin.«
    »Gute Nase«, lobte

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