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Die Lazarus-Formel

Die Lazarus-Formel

Titel: Die Lazarus-Formel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ivo Pala
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zurückhaltend ausgedrückt«, sagte sie. »Unglaublich bis abstrus trifft es eher.«
    »Hören Sie, ich habe versprochen, Ihre Fragen zu beantworten, sobald wir Zeit dafür haben«, erwiderte er. »Jetzt haben wir Zeit, und ich beantworte Ihre Fragen. Sie wollen doch wissen, wer hinter Ihnen her ist und warum, oder?«
    Eve nahm einen Schluck aus der kleinen Coke-Dose, dann nickte sie. »Ich bin gespannt.«
    »Ich kann nachvollziehen, dass Sie das, was ich Ihnen sage, für blanken Unfug halten«, gestand er ein. »Aber ich versichere Ihnen, dass alles wahr ist, so fantastisch es auch in Ihren Ohren klingen mag. Und je mehr Sie wissen, umso besser kann ich Sie schützen.«
    Sie stellte die Dose zurück auf das Klapptischchen vor sich und atmete lang aus. Er hatte recht – sie hatte Antworten verlangt, und nun bekam sie welche. Das bedeutete aber noch lange nicht, dass sie auch bereit war, das alles für bare Münze zu halten. »Erzählen Sie mir von den Hütern des Baumes .«
    »Der Orden hat seinen Hauptsitz in Rom«, erklärte Ben. »Er existiert seit fast zweitausend Jahren. Seine Mitglieder vertreten die Ansicht – und das, wie Sie selbst erlebt haben, durchaus auch mit brutaler Gewalt –, dass ewiges Leben nur von Gott geschenkt werden darf. Für sie hat sich die Schöpfungsgeschichte des Alten Testaments Wort für Wort so ereignet – was, wenn man einmal darüber nachdenkt, eher paradox ist vor dem Hintergrund, dass einige von ihnen das Buch und die Geschichten darin, die man heute die Bibel nennt, im vierten Jahrhundert selbst mit entwickelt haben.«
    »Die Bibel ist sehr viel früher geschrieben worden«, protestierte Eve spontan. War Ben am Ende vielleicht doch nicht mehr als einer dieser vielen Verschwörungsfreaks?
    »Ist sie?«
    »Natürlich«, sagte Eve. »Sie ist das älteste Buch der Welt. Das weiß jeder.«
    Ben lachte auf, aber nicht zynisch, sondern tatsächlich belustigt und amüsiert. »Bestimmte Volksmärchen sterben einfach nie aus.«
    »Ausgerechnet Sie sprechen von Volksmärchen?« Sie konnte sich ein spöttisches Grinsen nicht verkneifen. »Osiris, Aesirianer, Hüter des Baumes … Huuhuuh«, machte sie.
    »Eve«, bremste er sie und bedachte sie mit einem fast schon tadelnden Blick. »Zu behaupten die Bibel wäre das älteste Buch der Welt, ist, als würde man behaupten, der Spaceshuttle wäre der erste Flugapparat der Geschichte. Sie sind doch Wissenschaftlerin und damit den Fakten verpflichtet.«
    »Ja.«
    »Fakt ist, es gibt – was man jederzeit ohne großen Aufwand überprüfen kann – jede Menge Bücher und Schriften, die älter sind als die Bibel. Wesentlich älter. Tatsächlich stammt die älteste, heute noch erhaltene Niederschrift eines Bibeltextes des Alten Testaments gerade mal aus dem Jahr 180 vor Christus. Und die älteste Version einer Bibel aus Altem und Neuem Testament, der Codex Vaticanus , ist noch keine siebzehnhundert Jahre alt. Ihr Erscheinungsdatum könnte aber ebenso gefälscht sein wie das der Konstantinischen Schenkung , die angeblich etwa zur selben Zeit entstand wie der Codex , in Wahrheit aber erst um das Jahr 800 geschrieben wurde.«
    Das klang in den Ohren der Wissenschaftlerin zu versiert für einen Verschwörungsfreak. »Woher wissen Sie das alles?«
    »Wie schon gesagt, ich interessiere mich sehr für Geschichte«, antwortete er. »Aber zurück zu den Hütern des Baumes . Die Mitglieder des Ordens sehen sich als die irdischen Vertreter des Engels mit dem Feuerschwert. Ihre Mission ist es, die Sterblichen vom Baum des Lebens fernzuhalten, also von der Unsterblichkeit.«
    »Warum?«
    »Damit der Mensch sich nie wieder anmaßt, sein zu können wie Gott.«

36
    Rom.
Villa Borghese.
    Diakon Walls Armstumpf brannte noch immer, und er dachte voller Wut an den Kampf gegen den Fremden zurück, während er durch den langen Flur bis zu Bischof Gardens Gemächern schritt. Die Ordensärzte hatten ihm versichert, dass die Wunde gut verheilte. Dieser Umstand war der Tatsache zu verdanken, dass der Hieb, der ihm die Hand abgetrennt hatte, sehr präzise und mit großer Kraft ausgeführt worden war. Ein schwacher Trost. Mehr als schwach.
    Er verfluchte den Fremden dafür, dass er ihn zum Krüppel gemacht und ihn damit vom Krieger Gottes zu einem Schreibtischhengst degradiert hatte. Er betete zum Herrn, er möge ihm die Gelegenheit geben, sich dafür zu rächen, es dem Fremden heimzuzahlen. Doch dazu musste er ihn erst einmal zu fassen kriegen.
    Er klopfte mit der gesunden

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