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Die Lazarus-Formel

Die Lazarus-Formel

Titel: Die Lazarus-Formel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ivo Pala
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Hand an die große Doppeltür des Bischofs und wartete ungeduldig darauf, eingelassen zu werden. Doch statt eines »Herein« hörte er merkwürdig rhythmische Geräusche. Er wartete. Zwei volle Minuten. Minuten, die ihm wie Ewigkeiten erschienen. Dann klopfte er erneut. Vielleicht hatte der Bischof ihn nicht beim ersten Mal gehört. Oder er wollte nicht gestört werden. Aber das war dem Diakon egal.
    Erst beim dritten Klopfen erklang von drinnen ein verärgertes »Ja, bitte?«.
    Diakon Wall drückte die vergoldete Klinke nach unten und schob die Tür auf. Ein junger Novize, dessen Namen Wall noch nicht kannte, zwängte sich mit einem entschuldigenden Nicken an ihm vorbei nach draußen und strich dabei seine Soutane zurecht.
    »Ich hoffe, es ist wichtig«, raunzte Bischof Garden mit noch glühendem Gesicht und ging zu seinem Schreibtisch, um sich aus einer Kristallkaraffe Rotwein in ein Glas zu schenken.
    »Unsere Überwachung hat ergeben, dass auch die Bastarde der Nephilim jede Spur von Eve Sinclair und ihrem unbekannten Beschützer verloren haben«, meldete Diakon Wall.
    Die Nephilim waren laut Bibel die Nachkommen gefallener Engel, die aus deren Verbindung mit Menschenfrauen hervorgegangen waren: unsterbliche Riesen mit unglaublichen Kräften, die gewaltigen Helden der Vorzeit wie Nimrod oder Herkules. Der Ordo Custodes Arboreum , der Orden der Hüter des Baumes, bezeichnete mit »Bastarde der Nephilim« die gegen den Willen Gottes existierenden Aesirianer.
    Bischof Garden runzelte die Stirn und nahm einen Schluck Wein.
    »Verschärfen Sie die Überwachung«, ordnete er an. »Und geben Sie einen weltweiten Suchbefehl aus.«

37
    Die Stewardess brachte ihnen ihr Essen. Eve hatte Putengeschnetzeltes mit Reis gewählt und Ben Steak mit Backkartoffeln, das mit dem Plastikbesteck zu schneiden eine ziemliche Herausforderung war. Eve nahm den Sephirot und steckte ihn in ihre Handtasche.
    »Aber wenn sie Erzfeinde sind, wieso arbeiten die Hüter dann mit den Aesirianern zusammen?«, fragte Eve und probierte den Reis. Er war angenehm saftig, auch ohne die Sauce.
    »Das tun sie nicht«, stellte Ben klar. »Wie schon gesagt, sie bekriegen einander.«
    »Und wieso ziehen sie mich in ihren Kleinkrieg mit hinein?«
    »Kleinkrieg?« Ben schaute sie besorgt an. »Ich denke, Eve, Sie haben den Umfang dessen, womit wir es hier zu tun haben, noch immer nicht ganz verstanden.«
    »Das überrascht Sie jetzt aber nicht, oder?«, fragte sie ironisch.
    »Nein«, gab er zu. »Ich will es deutlicher machen. In Ihrer Vorstellung sind die Aesirianer, wenn Sie mir denn überhaupt glauben, dass es sie gibt, wahrscheinlich eine kleine Gruppe uralter Männer und Frauen, die irgendwo in finsteren Verstecken sitzen und ihre Fäden spinnen. Und den Orden der Hüter des Baumes halten Sie für einen Haufen verschwörerischer Kuttenträger. Tatsächlich aber sprechen wir hier von gewaltigen, den ganzen Erdball umspannenden Organisationen, beide unermesslich reich und mächtig. Selbst im Vergleich zu den größten Konzernen dieser Erde – von denen sie de facto ohnehin die meisten besitzen.«
    »Reden wir hier über die Größenordnung Weltherrschaft ?«, fragte Eve eher spöttisch.
    »Sie sagen das, als wäre es absurd.«
    »Schön, dass Sie das merken.«
    »Wieso ist das absurd für Sie?«, fragte Ben. »Gerade als Engländerin dürfte Ihnen das Grundkonzept von Macht in den Händen einiger weniger durchaus bekannt sein.«
    »Was meinen Sie?«
    »Die englische Monarchie«, antwortete er. »Seit William dem Eroberer war jeder einzelne Herrscher und jede einzelne Herrscherin Englands einer oder eine seiner Nachfahren.«
    »Wirklich?«
    »Absolut. Wie sehr sich auch die einzelnen Häuser untereinander im Laufe der Jahrhunderte bekriegt haben mögen – die Yorks, die Lancasters, die Tudors, die Stuarts, die Hanovers –, sie sind alle miteinander verwandt, und zwar blutsverwandt.«
    »Das wusste ich nicht.«
    »Sie gehen damit ja auch nicht hausieren. Aber der Punkt ist: Wenn es also einer Familie Sterblicher gelingt, tausend Jahre lang die Regierung eines Landes innezuhaben, was, denken Sie, könnte ein mehrere tausend Jahre alter Aesirianer bewerkstelligen? Oder gleich eine ganze Gruppe dieser Unsterblichen?«
    »Sie sagten gerade selbst, dass England von Sterblichen regiert wird, Ben. Dann wieder behaupten Sie, die Unsterblichen hätten auf dieser Welt die Fäden in der Hand. Sie widersprechen sich.«
    Er schüttelte den Kopf. »Unterscheiden Sie

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