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Die Lazarus-Formel

Die Lazarus-Formel

Titel: Die Lazarus-Formel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ivo Pala
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der Bischof mit einer unwirschen Geste. »Zumindest nicht in erster Linie. Die Geschichte, die Sie kennen, ist die aus der Bibel für das gemeine Volk, aus der Genesis. Das Buch Enoch ist sehr viel erschreckender, weshalb wir es nie aufgenommen haben in den Bibel-Kanon – was im Nachhinein vielleicht ein Fehler war. Die Genesis beschreibt, dass die Nachkommen aus der Verbindung zwischen Engeln und Menschen, also die Nephilim, böse waren und deshalb vernichtet werden mussten. Aber das war nur eine Randerscheinung der wahren Ereignisse. Viel entscheidender war, dass Samyaza und Azâzêl erkannten, dass sie in der Verbindung mit Menschen dazu in der Lage waren, ganz eigene Wesen zu schaffen. Wesen, die Gott in seinem Schöpfungsplan überhaupt nicht vorgesehen hatte. Mächtige Wesen. Viel mächtiger als die Menschen, die Gott geschaffen hatte. Das gab ihnen das Gefühl, selbst Götter zu sein, und weckte den Wunsch in ihnen, selbst zu herrschen, statt nur zu dienen und zu wachen. Sie beschlossen, ihre eigene Schöpfung, ihre eigene Welt aufzubauen und gegen Gott zu rebellieren.«
    »Wundert sich dieser Gott, von dem Sie sprechen, eigentlich überhaupt nicht darüber, dass jeder, der auch nur den Hauch einer Chance sieht, gegen ihn rebelliert?«
    Der Bischof ignorierte Eves Seitenhieb. »Die Zweihundert waren die einzige Schnittstelle zwischen der Erde und Gott, also mussten Samyaza und Azâzêl die anderen hundertachtundneunzig auf ihre Seite bringen, um ihren Plan lange genug geheim halten zu können, sodass sie ihre Macht ausbauen konnten. Und durch Arglist und Verführung gewannen sie tatsächlich jeden der restlichen Zweihundert für ihre Sache.«
    »Das ist genau der Punkt«, sagte Eve. »Nicht ein Einziger dabei, der nicht bereit war zu rebellieren.«
    Wieder ignorierte der Bischof ihre blasphemischen Worte. »Sie zeugten ganze Scharen von Nephilim und unterrichteten sie und die Menschheit in der Herstellung von Waffen und Rüstungen, in Astrologie und Zaubersprüchen, Elementarmagie und Ackerbau und Viehzucht, um sie auf den Krieg gegen Gott vorzubereiten. Zum Glück aber blieb ihr Werk nicht völlig unbemerkt. Als Enoch, der Vater Methusalems, sah, was geschah, rief er Gott an, und der Herr sandte ihm vier Erzengel, Uriel, Raphael, Gabriel und Michael, auf dass er sie ins Gericht führe über die zweihundert Gefallenen und ihre unheilige Schöpfung, und um zu prüfen, wie verderbt die Menschheit durch sie geworden war. Die vier Engel konnten noch gerade rechtzeitig eingreifen, ehe die Macht der Armee der Gefallenen zu groß geworden wäre, doch sie erkannten auch, dass Samyaza, Azâzêl und ihr Gefolge auf nicht wiedergutzumachende Weise auf die Menschheit eingewirkt hatten, indem sie den Sterblichen die Möglichkeit eines Krieges gegen Gott aufzeigten und sie die Zauberei lehrten. Sie hatten die Menschen böse gemacht. Gottes heiliges Werk besudelt. Daher entschied Gott, nicht nur die Zweihundert gefangen zu nehmen und zu richten, sondern auch die Menschen und die Nephilim in einer gewaltigen Flut zu vernichten, auf dass sie die Rebellion ihrer Schöpfer und Lehrer nicht fortsetzen könnten.
    Der Krieg der Vier gegen die Zweihundert dauerte sechshundertsechsundsechzig Jahre, vom Jahr 990 Anno Mundi bis zum Jahr 1656. Schließlich aber gelang es Raphael, Azâzêl zu überwinden und zu binden und ihn in einen großen Abgrund in der Wüste Dudael zu schleudern. Der Abgrund wurde mit einem Berg versiegelt. Michael besiegte Samyaza, und er und die anderen hundertachtundneunzig wurden in den Schluchten und Tälern der Erde begraben. Sie alle bleiben in der Tiefe gefangen bis zum Tag des Jüngsten Gerichts.
    Enoch, der für seine Treue von Gott in den Himmel erhoben wurde, bat seinen Herrn, der Menschheit noch eine Chance zu geben, und Gott willigte ein, seinen Urenkel Noah und dessen Söhne samt ihrer Frauen die Flut überleben zu lassen. Aber er bestimmte auch, dass dies die letzte Chance der Menschheit war. Sollten sie sich jemals wieder gegen ihn erheben, wird er die Erde vernichten. Ein für alle Mal. Verstehen Sie jetzt, Doktor Sinclair, warum wir tun, was wir tun?«
    Eve sah ihn an. Tatsächlich verstand sie überhaupt nichts. Entsprechend ehrlich sagte sie einfach: »Nein.«
    »Nach all dem gibt uns Gott immer noch eine Chance. Nicht durch den Baum des Lebens erhalten wir das ewige Leben, sondern durch das Opfer unseres Erlösers Jesu Christi, der durch seinen Tod am Kreuze die Erbsünde von uns nahm. Das

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