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Die Lazarus-Formel

Die Lazarus-Formel

Titel: Die Lazarus-Formel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ivo Pala
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oder seinen Orden meinte, sondern sich selbst. Eve allerdings fragte sich, wie er sich im Vergleich zu Wesen wie Ben, Margaret oder den Aesirianern auch nur ansatzweise für überhaupt bedeutend halten konnte. Vielleicht aber war es genau das: Weil er sie jagte, folterte und tötete, bildete er sich ein, mächtiger zu sein als sogar sie. Er badete sein Ego in ihrem Glanz – beziehungsweise in der Vernichtung ihres Glanzes.
    »Zerstörung ist keine Macht«, zischte sie. »Zerstörung ist der allerletzte Ausdruck absoluter Macht losigkeit .«
    Er lachte spöttisch und senkte den Widerhaken der Harpune unter den Kragen ihres Shirts. Mit einem Ruck nach unten zerriss er es und starrte auf ihre nackten Brüste. Sie sah eine neue Gier in seinem Blick flackern. Irdische Gier, ganz und gar unheilig.
    »Dann werde ich dir in den nächsten Minuten meine Machtlosigkeit demonstrieren«, sagte er. »Ausgiebig.«
    Er führte die Harpunenspitze von unten gegen ihren linken Nippel und begann, Druck auszuüben.
    Sie schrie auf.
    »Du Schwein!«, schrie Margaret.
    Doch er drückte nur fester. Eve traten Tränen in die Augen, und sie biss so fest sie konnte die Zähne zusammen. Erst nach ein paar Sekunden hörte er auf – aber nur, um das gleiche grausame Spiel mit ihrer rechten Brustwarze zu beginnen.
    Wieder schrie sie.
    Sie fühlte, dass er sie absichtlich nicht verletzte, aber der Schmerz war unglaublich.
    »Wie weit sind die Eisen?«, fragte er den Folterknecht.
    »Noch ein paar Sekunden«, kam die Antwort. »Dann sind sie weißglühend.«
    »Gut«, sagte Diakon Wall und führte den Widerhaken unter Eves Gürtel. Ein plötzliches Reißen, und die Hose rutschte nach unten. Ein zweiter Ruck, und der Slip folgte.
    »Vielleicht hast du recht«, sagte er. »Vielleicht ist Zerstörung wirklich keine wahre Macht. Aber sie ist auf jeden Fall eine Kunst. Eine Kunst, in der ich Meister bin.«

59
    Im Licht seiner Taschenlampe eilte Ben durch das Labyrinth der Katakomben. Von sehr viel weiter unten hatte er Eves Schreie gehört, doch er unterdrückte den Drang zu rennen. Er wollte nicht riskieren, sich zu verlaufen. Die Gänge ähnelten einander zu sehr. Überall Nischen mit alten Skeletten und Mauern aus Knochen und Schädeln. Wenn er sich verirrte, würde es Ewigkeiten dauern, den richtigen Weg wiederzufinden.
    Wo die Wände nicht von Knochen bedeckt waren, zeigte der Kegel der Taschenlampe Zeichnungen und Malereien auf dem Tuff, manche aus der Zeit der ersten Christen, die sich hier unten vor der Verfolgung durch die Römer versteckt hatten, andere wesentlich älter: der achtstrahlige Stern, Symbol der Ishtar; der akkadische Adonis, mit Pfeil und Bogen auf der Jagd nach dem Eber; Merkur mit seinem geflügelten Helm und dem Caduceus , dem Botenstab, um den sich zwei Schlangen wanden und dessen Spitze in zwei ausgebreiteten Vogelschwingen mündete. An dieser Ecke musste er nach rechts.
    Er bog ab und beschleunigte seine Schritte.
    Der Gang führte nach unten. Er war richtig.

60
    Eve fühlte die Spitze der Harpunenprothese über ihrem nackten Oberschenkel auf- und abstreichen und sah die perverse Lust in den Augen des Einhändigen. Der Stahl war gefährlich nah an ihrem Schoß, und sie hyperventilierte in Erwartung der Schmerzen, die er ihr dort zufügen konnte.
    »Ich weiß wirklich nicht, wo er ist«, brachte sie zwischen keuchenden Atemzügen hervor, aber sie erkannte an seinem Blick, dass ihm das gerade völlig egal war.
    »Du bist schön«, sagte er mit belegter Stimme, und Eve schnürte sich bei dem abartigen Kompliment die Kehle zusammen. »Sogar noch schöner als unsere kleine Heilige hier. An dir ist mehr dran.«
    »Sie sind krank«, zischte sie.
    »Nur ehrlich«, erwiderte er und führte die Harpunenspitze mit ganz absichtlich quälender Langsamkeit über ihren Venushügel hinweg zu ihrem anderen Oberschenkel.
    »Die Brandeisen sind gleich so weit«, meldete der Folterknecht vom Dreifuß her.
    Diakon Wall zögerte einen Herzschlag lang, mit fast schon verliebtem Blick auf seine Prothese. Dann sagte er: »Vergiss die Eisen« und trat zu dem Kohlebecken.
    Eve gefror das Blut in den Adern, als sie sah, wie er die Harpunenspitze tief in die Glut steckte, während er die Gefangene angrinste. Es zischte, und sie wusste, dass es ihr eigener Schweiß war, den er auf der Stahlharpune gesammelt hatte.
    »Mehr Luft!«, befahl er dem Folterknecht, ohne die Augen von Eve zu nehmen. »Bring sie zum Glühen.«
    Der Folterknecht nahm das

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