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Die Lazarus-Formel

Die Lazarus-Formel

Titel: Die Lazarus-Formel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ivo Pala
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Neuankömmling knapp und unwirsch auf, das Eis entweder draußen zu Ende zu essen oder es hier in einen Abfalleimer zu werfen.
    Der Dicke grunzte nickend, warf das Eis weg und wischte sich den Mund mit einem großen, fleckigen Taschentuch ab, während der Kassierer das Wechselgeld auf den Tresen zählte und die von ihm abgerissene Eintrittskarte daneben legte.
    »Buon divertimento«, wünschte er dem Dicken teilnahmslos, ohne noch einmal aufzusehen. Viel Vergnügen .
    »Grazie«, erwiderte der Besucher und betrat ohne jede Eile das Museum. Doch dann drehte er sich noch einmal herum und fragte den Kassierer: »Dove si trova il bagno?« Er hielt seine vom Eis noch immer klebrigen Hände hoch. »Per lavare le mani.«
    Wo befindet sich die Toilette ? Muss mir die Hände waschen .
    »Seconda porta a destra.« Zweite Tür rechts . Wieder ohne überhaupt aufzuschauen.
    Der Dicke bedankte sich noch einmal und ging zu der beschriebenen Tür. Kaum war er dahinter verschwunden, vergewisserte er sich, dass er allein war, und auf einmal wurden seine bisher eher behäbigen Bewegungen flink und zielorientiert. Er verschwand geschwind in eine der Kabinen, zog schnell die Tür hinter sich zu und schlüpfte aus seiner Verkleidung.
    Unter der Windjacke trug Ben eine um den Bauch geraffte Kutte der Hüter. Die Windjacke, die Hose, die Brille und das Käppi packte er in den Rucksack – nachdem er diesem zwei SIG Sauer P226, zwei Extramagazine mit je fünfzehn weiteren Schuss 9mm-Parabellum-Munition, drei Granaten – Blend-, Rauch- und Sprenggranaten –, einen Stiefeldolch, eine Taschenlampe, ein Schlosser-Etui und ein kleines Schweißgerät entnommen hatte, die er alle sorgfältig in Holstern unter der Kutte und an Arm- und Fußgelenken verstaute.
    Den Rucksack knüllte er so klein es ging und steckte ihn draußen beim Waschbecken in den Mülleimer unter die benutzten Papierhandtücher. Dann trat er ganz beiläufig wieder in den Saal und ging an der Wand entlang, die am weitesten außerhalb des Blickwinkels des Kassierers lag, tiefer in die Galleria hinein.
    Ben kannte das Gelände. Er war schon oft hier gewesen, um die Hüter auszuspionieren, und er wusste, wo die Zugänge zu den nichtöffentlichen Bereichen des Ordens waren. Und wie man von dort aus in die Katakomben gelangte.
    Ein Besucherpärchen, das ihm entgegenkam, grüßte er mit freundlichem Nicken und ging dann mit geschäftiger Miene in die hinteren Räume.
    Hineinzukommen war kein Problem. Die Kunst würde darin bestehen, wieder hinauszugelangen.

56
    Eves Gedanken überschlugen sich. Diakon Wall und der Folterknecht. Das waren gerade mal zwei Männer, und soweit sie das erkennen konnte, waren sie unbewaffnet. Dann waren da noch ein Korb voll glühender Kohle und ein Ring mit den Schlüsseln für die Zellen. Wie konnte sie das zu ihrer Befreiung einsetzen?
    Doch der Anblick der Glut nahm ihre gesamte Vorstellungskraft in Beschlag. Nicht gut.
    Angst niederkämpfen und Lösung finden !
    Eve konnte nicht einmal entfernt schätzen, wie oft sie dieses Credo in den vergangenen Tagen schon heruntergebetet hatte, um überhaupt halbwegs wie ein denkender Mensch zu funktionieren, und sie träumte einen Wimpernschlag lang von einer Zeit, in der sie endlich wieder frei sein würde von Dingen und Situationen, die sie in Angst versetzten.
    Nicht träumen! Finde einen Weg oder schaffe einen!
    Abwarten, bis die Tür aufgeschlossen war, dann unvermittelt und schnell gegen die Tür springen. Die Verwirrung nutzen und ohne zu zögern den Eisenkorb schnappen und ihnen die glühende Kohle entgegenschütten. Mindestens einen der Männer damit verbrennen. Genug Chaos stiften, um in den wenigen Sekunden, die ihr das verschaffte, den Schlüssel an sich zu bringen. Margarets Zelle aufschließen. Mit ihrer Hilfe die beiden Männer überwältigen. Fliehen.
    Ein dünner Plan . Ein verdammt dünner!
    Aber die Alternative hieß, von Wall und seinem Knecht mit glühendem Eisen gefoltert zu werden. Für eine Information, die sie nicht hatte.
    Eve versuchte, so ruhig zu sein, wie Ben es in solchen Momenten immer war. Aber das war nicht so einfach, wie sie es gehofft hatte. Sie hatte weder Bens Statur, noch seine Kraft oder seine Schwerter. Außerdem tat ihr vom Ausgepeitschtwerden noch alles weh – was bei Ben längst verheilt wäre.
    Wenn du nicht wirklich verwundbar bist, weil deine Verletzungen gleich wieder heilen, ist es einfach, furchtlos in einen Kampf zu gehen .
    Sie beschloss, dass es falsch war,

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