Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Lazarus-Vendetta

Die Lazarus-Vendetta

Titel: Die Lazarus-Vendetta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
Vom Netzwerk:
vernichten, melodramatisch und albern vorgekommen. Doch seitdem hatte sich Ponti die Grundsätze und Glaubensinhalte von Lazarus mit einem Eifer zu eigen gemacht, der alle, die ihn kannten, in Erstaunen versetzte, sogar ihn selbst.
    Paolo spähte über die Schulter zurück und konnte die undeutliche Gestalt ausmachen, die sich hinter ihm durch das Gras schlängelte. Er hatte Audrey Karavites vor einem Monat bei einer Lazarus-Kundgebung in Stuttgart kennen gelernt. Die einundzwanzigjährige Amerikanerin war damals auf großer Reise durch Europa gewesen, ein Geschenk ihrer Eltern zum College-Abschluss. Gelangweilt von Museen und Kirchen und einer spontanen Laune nachgebend, war sie zu der Kundgebung gegangen.
    Diese Laune eines Augenblicks hatte ihr ganzes Leben verändert: Sie hatte sich auf der Stelle in Paolo verknallt und landete noch am selben Abend in seinem Bett, wo er sie unter anderem in die Bewegung einführte.
    Der Italiener wandte den Blick wieder nach vorn, noch immer ein selbstgefälliges Grinsen auf dem Gesicht. Audrey war nicht schön, aber sie hatte Kurven, wo eine Frau sie haben sollte. Noch wichtiger, ihre reichen, gutgläubigen Eltern schickten ihr regelmäßig großzügige finanzielle Unterstützung – Geld, von dem sie und Paolo ihre Tickets nach Santa Fe bezahlt hatten, um an dieser Protestkundgebung gegen die Nanotechnologie und den korrupten amerikanischen Kapitalismus teilzunehmen.
    Paolo kroch vorsichtig bis an den Zaun, so nahe, dass er mit den Fingerspitzen das kalte Metall fühlen konnte. Er spähte durch den Maschendraht. Die Kakteen, Beifußbüsche und Wildblumenrabatten, die auf dem Gelände wegen ihrer Resistenz gegen die Trockenheit als Ziersträucher angepflanzt worden waren, müssten eine gute Deckung bieten. Er warf einen Blick auf das Leuchtzifferblatt seiner Uhr. Die nächste Patrouille der Sicherheitsfuzzis des Instituts würde erst in mehr als einer Stunde wieder hier vorbeikommen. Perfekt.
    Der italienische Aktivist streckte erneut die Hand nach dem Zaun aus. Diesmal schlossen sich seine Finger fest um die Metallschlaufen, um ihre Stärke zu prüfen. Er nickte, zufrieden mit dem, was er vorfand. Für den Bolzenschneider, den er bei sich hatte, würde der Zaun kein Problem sein.
    Ein lautes Knacken hinter ihm ließ ihn zusammenschrecken – ein trockenes, scharfes Geräusch, als würde ein Zweig gebrochen. Ponti runzelte ärgerlich die Brauen. Manchmal bewegte sich Audrey mit der Grazie eines arthritischen Nilpferds. Er sah erneut über die Schulter nach hinten, um sie mit einem tadelnden Blick zu ermahnen.
    Audrey Karavites lag zusammengekrümmt auf der Seite im hohen Gras. Ihr Kopf war in einem grauenvoll unnatürlichen Winkel nach hinten verdreht. Ihre Augen standen weit offen, für immer erstarrt in tiefstem Entsetzen. Jemand hatte ihr den Hals umgedreht. Sie war tot.
    Von Panik gepackt, setzte sich Paolo Ponti auf, unfähig zu begreifen, was er sah. Er öffnete den Mund, um laut zu schreien
– und eine riesige Hand fasste nach seinem Gesicht, drückte es auf den Boden zurück, erstickte seine Schreie. Das Letzte, was der junge Italiener spürte, war der furchtbare Schmerz, als sich ein eiskaltes Messer tief in seinen Hals bohrte.
    Der große Mann mit dem kastanienbraunen Haar zog sein Kampfmesser aus dem Hals des Toten, dann wischte er es an Pontis schwarzem Sweatshirt sauber. Seine grünen Augen schimmerten hell.
    Er sah zu dem toten Mädchen hinüber, dem er soeben das Genick gebrochen hatte. Zwei schwarzgekleidete Gestalten waren damit beschäftigt, den Seesack zu durchsuchen, den das Mädchen hinter sich hergezogen hatte. »Und?«
    »Wie Sie erwartet haben, Prime. Spraykartuschen mit Leuchtfarbe. Und ein Banner der Lazarus-Bewegung.«
Der Mann mit den grünen Augen schüttelte amüsiert den Kopf. »Amateure.«
Ein weiterer seiner Männer ließ sich neben ihm auf die Knie sinken. »Ihre Befehle?«
»Beseitigen Sie hier alle Spuren«, sagte der Hüne mit einem Schulterzucken. »Dann schaffen Sie die Leichen irgendwo anders hin. Irgendwo, wo sie gefunden werden.«
»Wollen Sie, dass sie bald gefunden werden? Oder erst später?«, fragte der Mann gleichmütig.
Der Hüne entblößte seine Zähne in der Dunkelheit zu einem Grinsen. »Morgen früh ist bald genug.«

Kapitel vier
    MITTWOCH, 13. OKTOBER
    »Die vorläufige Analyse zeigt keine Verschmutzung in den ersten vier chemischen Bädern. Temperatur- und pH-Werte lagen ebenfalls alle innerhalb der erwarteten Werte

Weitere Kostenlose Bücher