Die Lazarus-Vendetta
eine Satellitenrelaisstation geschickten Funksignalen gelauscht hatte. Er hatte zwei Geschosse abbekommen, eines in die Schulter, das andere in die Brust.
»Sieh zu, was du für den armen Kerl tun kannst«, sagte Peter. »Finde raus, was er weiß. Inzwischen sehe ich mich kurz um, ob ich noch was Brauchbares auf diesem Schlachtfeld entdecken kann.«
Peter hinkte davon und machte sich daran, systematisch die Toten und die elektronischen Geräte und Anlagen zu untersuchen, die möglicherweise in dem von Geschossen durchsiebten Raum heil geblieben waren. Smith beugte sich wieder über den Verwundeten, zog einen seiner Handschuhe aus und fühlte am Hals des jungen Mannes nach dem Puls. Er war noch zu spüren, aber er war schwach, schnell und flatternd. Die Haut des jungen Mannes war bleich und kalt und von einem Schweißfilm bedeckt. Seine Augen waren geschlossen, und sein Atem ging flach und rasselnd.
Smith warf Randi einen Blick zu. »Lege seine Füße ein bisschen hoch«, sagte er ruhig. »Er ist unter schwerem Schock.«
Sie nickte und hob die Füße des Mannes eine Handbreit an. Um sie in dieser Position zu halten, fischte sie ein dickes Computer-Handbuch vom nächsten Tisch und schob es vorsichtig unter seine Knöchel.
Mit raschen Handgriffen legte Smith behutsam die Verletzungen des jungen Mannes frei, zog vorsichtig die Kleidung zur Seite, um sich die Einschuss- und Austrittsstellen des Geschosses genauer anzusehen. Er runzelte düster die Stirn. Die zerschmetterte linke Schulter war schlimm genug. Die meisten Chirurgen würden die sofortige Amputation des Arms befürworten. Die andere Verletzung war weit schlimmer. Sein Gesicht verfinsterte sich, als er die Austrittswunde am oberen Rücken des Mannes betrachtete. Das mit Schallgeschwindigkeit fliegende 9mm-Geschoss hatte schwerste Verletzungen verursacht, als es seinen Brustkorb durchschlug, und hatte Knochen zerschmettert, Blutgefäße zerfetzt und lebenswichtiges Organgewebe zerstört.
Jon tat das Wenige, was er für den jungen Mann tun konnte. Zuerst zog er aus einer der Taschen seiner Kampfweste ein Notverbandspäckchen hervor. Es enthielt unter anderem zwei handtellergroße, zusammengerollte Plastikfolien in einem steril verschlossenen Beutel. Er riss den Beutel mit den Zähnen auf, rollte die beiden Plastikfolien auf und presste sie dann fest auf die zwei Einschusslöcher in der Brust des Mannes, wodurch er die Wunden luftdicht verschloss. Als das getan war, klebte er mit einem Tape sterilen Mullverband über die Plastikfolien, um die Blutung einzudämmen.
Er sah auf und registrierte, dass Randi ihn beobachtete. Sie zog fragend die Augenbrauen hoch.
Smith schüttelte kurz den Kopf. Der verwundete Mann lag im Sterben. Seine Bemühungen, ihm zu helfen, würden den Lauf der Dinge nur verlangsamen, nicht verhindern können. Die Verletzungen waren einfach zu schwer, die inneren Blutungen zu massiv. Selbst wenn er ihn in den nächsten Minuten in die Notaufnahme eines Krankenhauses schaffen könnte, würde ihn das auch nicht mehr retten.
Randi seufzte leise. Sie stand auf. »Dann sehe ich mich noch mal ein bisschen um«, sagte sie. Sie tippte mit einem Finger auf ihre Uhr. »Warte nicht zu lange, Jon. Inzwischen hat sicher jemand in der Nachbarschaft wegen der Schüsse die Polizei gerufen. Max wird uns sicher warnen, wenn er was Konkretes auf dem Scanner hört, aber wir müssen längst weg sein, bevor sie mit der schweren Kavallerie hier einreiten.«
Er nickte. So kurz nach der Aufdeckung von Burkes und Piersons heimlichen Krieg gegen die Lazarus-Bewegung würde die Verhaftung eines aktiven Offiziers der U.S. Army und einer CIA-Agentin in der zu Fetzen geschossenen Pariser Zentrale der Bewegung nur die schlimmsten Befürchtungen und Ängste sämtlicher paranoider Anhänger der Konspirationstheorien bestätigen.
Randi warf ihm eine blutverschmierte Brieftasche zu. »Die hab ich in seinen Taschen gefunden«, sagte sie. »Der Ausweis könnte eine Fälschung sein, nehme ich an. Aber wenn, dann ist es eine verdammt gut gemachte Arbeit.«
Smith klappte die Brieftasche auf. In ihr steckte ein internationaler Führerschein, der auf den Namen Vitor Abrantes ausgestellt war und als ständigen Wohnsitz eine Adresse in Lissabon angab. Abrantes. Er sprach den Namen laut aus.
Die Lider des Sterbenden flatterten auf. Seine Haut war jetzt aschgrau.
»Sind Sie Portugiese?«, fragte Smith.
» Sim. Ja. Eu sou Portuguese. « Abrantes nickte schwach.
»Wissen Sie, wer Sie
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