Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Lazarus-Vendetta

Die Lazarus-Vendetta

Titel: Die Lazarus-Vendetta Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Ludlum
Vom Netzwerk:
erschossen hat?«, fragte Smith leise.
Ein Zittern durchlief den jungen Portugiesen. »Nones«, flüsterte er. »Einer der Horatier. «
Die Horatier? Smith runzelte verständnislos die Brauen. Das Wort, das lateinisch klang, erinnerte ihn vage an irgendetwas. Er hatte das unbestimmte Gefühl, dass es etwas war, das er irgendwann einmal hier in Paris gehört oder gesehen hatte, doch er konnte sich nicht erinnern – zumindest nicht jetzt.
»Jon!«, rief Randi aufgelegt. »Sieh dir das mal an!« Er sah auf. Sie stand vor dem Computer, an dem der Weißhaarige gearbeitet hatte. Sie drehte den Monitor zu ihm herum. Offenbar irgendeine Art Programmschleife durchlaufend, schickte der Rechner immer wieder dieselben digitalen Bilder über den Monitor – Aufnahmen von Straßen voller Menschen, die offensichtlich von einem tief fliegenden Hubschrauber oder Flugzeug aus gemacht und übertragen worden waren. Drei Worte blinkten rot in der unteren rechten Ecke der Bildsequenz: NANOPHAGEN-FREISETZUNG INITIALISIERT.
»Großer Gott!«, ächzte Smith, als er begriff. »Sie haben La Courneuve aus der Luft verseucht.«
»Sieht so aus, ja«, nickte Randi grimmig. »Ich nehme an, das ist einfacher und wirkungsvoller, als diese entsetzlichen Waffen auf dem Boden freizusetzen.«
»Sehr viel wirkungsvoller«, knurrte Smith und überdachte es rasch. »Wenn die Nanophagen in größerer Höhe verteilt werden, ist man, was die Verbreitung der Giftwolke angeht, nicht mehr allein auf den Wind oder den Druck, mit dem sie versprüht werden, angewiesen. Auf diese Weise kann man die Verbreitung der Nanomaschinen besser kontrollieren und kann mit derselben Anzahl ein viel größeres Gebiet bestreichen.«
Er wandte sich wieder Abrantes zu. Der Verwundete dämmerte an der Schwelle zum Tod und nahm seine Umgebung kaum mehr wahr. Mit etwas Glück würde er jetzt vielleicht auf Fragen antworten, für die er unter normalen Umständen sicherlich nur ein Schweigen übrig gehabt hätte. »Warum erzählen Sie mir nicht von den Nanophagen, Vitor?«, fragte er vorsichtig. »Was ist ihr wirklicher Zweck?«
»Wenn unsere Tests abgeschlossen sind, werden sie die Welt säubern«, sagte der Sterbende und hustete. Zerplatzende Blutblasen färbten seinen Mundwinkel rot. Doch in seinen Augen lag ein fanatischen Glänzen. Mit großer Mühe sprach er weiter. »Sie werden alles erneuern. Sie werden die Erde von einer Seuche befreien. Sie werden die Erde vor der Pestilenz der in ihrer Gier hemmungslosen Menschheit retten.«
Smith lief ein kalter Schauder über den Rücken, als er das ganze Ausmaß dessen begriff, was Abrantes soeben gesagt hatte. Die Massaker am Teller Institut und in La Courneuve waren nur Probedurchläufe gewesen. Und das bedeutete, dass der Tod von zehntausenden von Anfang an als Feldexperimente geplant gewesen war – als Tests, um die Wirksamkeit dieser mörderischen Nanophagen außerhalb der sterilen Versuchsanordnung in einem Labor zu beurteilen und noch weiter zu verbessern.
Er starrte blicklos auf die Bilder, die in einer endlosen Wiederholung über den Monitor flimmerten. Diese Nanophagen waren weit mehr als nur eine weitere Kriegs- oder Terrorwaffe. Sie waren die im Labor konstruierten Werkzeuge für einen Genozid – einen Genozid, der in der Geschichte der Menschheit beispiellos war.
Jon fühlte, wie ein ungeheurer, maßloser Zorn in ihm aufstieg. Der Gedanke an jemanden, der an einem grauenvollen, unmenschlichen Massaker, wie er es vor dem Teller Institut gesehen hatte, Gefallen finden konnte, ließ in ihm eine grimmige Wut auflodern, neben der alles verblasste, das er jemals gefühlt hatte. Doch um die Informationen zu bekommen, die sie brauchten, war es wichtig, dass dieser junge Portugiese die Stimme eines Freundes hörte – die Stimme von jemandem, der seine verqueren Überzeugungen teilte. Mit diesem Gedanken im Kopf, rang Jon darum, die Kontrolle über seine Emotionen wiederzuerlangen.
»Wer wird diese Säuberung leiten, Vitor?«, fragte er sanft.
»Wer wird die Welt erneuern?«
»Lazarus«, erwiderte Abrantes. »Lazarus wird aus dem Tod Leben entstehen lassen.«
Smith setzte sich auf seine Hacken zurück. Ein schreckliches und beängstigendes Bild nahm in seinem Kopf Gestalt an. Es war das Bild eines gesichtslosen Puppenspielers, der kaltblütig und erbarmungslos ein monströses, seinem eigenen Wahnsinn entsprungenes Drama inszenierte. In einem Moment verunglimpfte Lazarus die Nanotechnologie als eine Gefahr für die Menschheit. Im

Weitere Kostenlose Bücher