Die Lazarus-Vendetta
wollte, war, gleich am Anfang mit der Leiterin des FBIEinsatzteams aneinander zu geraten. Er war Kit Pierson noch nie begegnet, aber er hatte den starken Verdacht, dass sie alles andere als erfreut sein würde, wenn jemand, der nicht ihrer Kontrolle unterstand, ungebeten in ihren Ermittlungen herumschnüffelte.
»Das heißt, Sie haben es nicht mit ihr abgesprochen«, stellte Latimer fest. Er schüttelte ungläubig den Kopf. Dann zuckte er mit den Schultern. »Na bestens. Aber andererseits läuft hier an diesem gespenstischen Fleckchen Erde nichts nach Vorschrift.«
»Es ist kein angenehmer Arbeitsplatz«, erwiderte Smith mit einem Nicken.
»Und das ist noch gewaltig untertrieben«, sagte der FBI-Agent nun ebenfalls grinsend. »Sich durch den Bombenschutt und die Brandschäden zu arbeiten, ist schon schwer genug. Aber dass wir uns gegen diese Nanophagen, oder was immer sie sind, so massiv schützen müssen, macht den Job fast unmöglich.«
Er deutete auf die Schutzanzüge, die sie beide trugen. »Wegen der begrenzten Sauerstoffversorgung und um eine sehr schnelle Erschöpfung durch die Hitze zu vermeiden, können wir diese Weltraumanzüge nur drei Stunden am Stück tragen. Und eine geschlagene halbe Stunde davon vergeuden wir noch mit der Entgiftung. Deshalb kommen wir nur im Schneckentempo voran, während Washington nach schnellen Ergebnissen schreit. Außerdem stecken wir bei jedem Beweisstück, das wir finden, in einer klassischen Zwickmühle.«
Smith nickte mitfühlend. »Lassen Sie mich raten: Sie können nichts aus dem Gebäude für eine Laboranalyse hinausschaffen, solange es nicht entgiftet wurde. Und wenn Sie es entgiften, ist wahrscheinlich nichts mehr übrig, das Sie analysieren könnten.«
»Frustrierend, nicht?«, knurrte Latimer gallig.
»Das Risiko einer Kontamination ist möglicherweise gar nicht so hoch«, sagte Smith. »Die meisten Nanomaschinen sind für ein sehr spezifisches Milieu konzipiert. Sie müssten eigentlich ziemlich schnell das Zeitliche segnen, wenn sie der Atmosphäre, dem Druck und der Temperatur außerhalb ihrer spezifischen Parameter ausgesetzt sind. Wir sind hier inzwischen wahrscheinlich vollkommen sicher.«
»Klingt wie eine richtig gute Theorie, Doktor«, sagte der FBIAgent. »Wollen Sie sich freiwillig zur Verfügung stellen, den ersten tiefen Atemzug ohne Schutzhelm hier drinnen zu machen?«
Smith grinste. »Ich bin Mediziner, keine Laborratte. Aber fragen Sie mich in vierundzwanzig Stunden noch mal, und ich würde es vielleicht versuchen.«
Er sah auf die Blaupausen hinab, die Latimer studiert hatte. Sie zeigten die Grundrisse von Erdgeschoss und erstem Stock des Teller Instituts. Rote Kreise unterschiedlicher Größe waren auf den Blaupausen eingezeichnet. Die meisten davon in oder in der unmittelbaren Umgebung der Nanotechnologielabors im Nordflügel, aber eine ganze Menge andere waren über das gesamte Gebäude verteilt. »Die Detonationspunkte der Bomben?«, fragte er.
Latimer nickte. »Die, die wir bisher identifiziert haben.«
Smith betrachtete die Blaupausen genauer. Was er sah, bestätigte seinen früheren Eindruck, dass die Terroristen bei dem Anschlag mit einer bemerkenswerten Präzision zu Werke gegangen waren. Mehrere Sprengladungen hatten das Büro des Sicherheitsdienstes vollkommen zerstört und sämtliche gespeicherten Bilder der externen und internen Überwachungskameras vernichtet. Eine weitere Bombe hatte die Feuerlöschanlage des Instituts außer Gefecht gesetzt. Auch im Computerzentrum waren mehrere Sprengladungen gezündet worden, die auch dort alles – von den Personalakten bis hin zu den Inventarlisten der Geräte und Laborausstattungen und den Belegen für Materiallieferungen an die am Institut arbeitenden Wissenschaftler – zerstört hatten.
Beim ersten Blick sah es so aus, als seien die Bomben in den Labors ebenfalls mit der Absicht platziert worden, die größtmögliche Zerstörung anzurichten. Die Grundrisse der Laborkomplexe der Nomura PharmaTech und des institutseigenen Teams waren von roten Kreisen bedeckt. Er nickte. Diese Sprengladungen hatten ganz offensichtlich die Absicht verfolgt, jedes einzelne der größeren Geräte in beiden Labors vollkommen zu zerstören, angefangen bei den Behältern für biochemische Substanzen im inneren Kern der Labors bis hin zu den Computern im Bürobereich. Doch irgendetwas an den Detonationsmustern im Harcourt-Labor beunruhigte ihn.
Er beugte sich tiefer über den Tisch. Was stimmte hier nicht? Er ließ einen
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