Die Lazarus-Vendetta
Universität, der ETH und den Kliniken hinauf. Er warf erneut einen Blick auf seine Uhr und presste ärgerlich die Lippen aufeinander. Aufgebracht suchte er den ranghöchsten Polizeioffizier, den er finden konnte. »Hören Sie guter Mann, warum die Verzögerung? Ohne Genehmigung ist die Demonstration illegal. Weshalb schicken Sie nicht endlich Ihre Leute vor und machen dem Spuk ein Ende?«
Der Polizeioffizier zuckte mit den Schultern. »Ich befolge nur meine Befehle, Herr Professor Kaspar. Und im Augenblick gibt es keinen Befehl dazu.«
Kaspar stieß ein grimmiges Zischen hervor. »Das ist absurd! Meine Leute stehen irgendwo dort unten und können nicht an ihren Arbeitsplatz. Wir haben eine Reihe sehr wichtiger und teurer Experimente durchzuführen.«
»Das ist bedauerlich«, sagte der Polizeioffizier vorsichtig. »Bedauerlich!«, bellte Kaspar. »Das ist mehr als bedauerlich;
es ist eine Schande!« Er funkelte den Polizisten wütend an. »Man könnte fast glauben, dass Sie mit diesen beschränkten Schwachköpfen da drüben sympathisieren.«
Der Polizeioffizier drehte den Kopf und begegnete Kaspars Blick gelassen. »Ich bin kein Mitglied der Lazarus-Bewegung, falls es das ist, was Sie damit sagen wollen«, entgegnete er ruhig. »Aber ich habe gesehen, was in Amerika passiert ist. Ich möchte nicht, dass so eine Katastrophe auch hier in Zürich passiert.«
Dem Laborleiter stieg die Zornesröte ins Gesicht. »So etwas ist hier unmöglich! Völlig ausgeschlossen! Wir arbeiten an völlig anderen Projekten als die Amerikaner und Japaner am Teller Institut. Das kann man gar nicht miteinander vergleichen!«
»Das sind beruhigende Neuigkeiten«, erwiderte der Polizist mit dem Anflug eines ironischen Grinsens um seinen Mund. Er machte eine Bewegung, als wollte er Kaspar das Megaphon reichen. »Wenn Sie die Demonstranten davon überzeugen können, sehen sie ja vielleicht ihren Irrtum ein und gehen nach Hause?«
Kaspar war sprachlos vor Wut und Bestürzung über so viel Ignoranz und Gleichgültigkeit bei einem Hüter des Gesetzes und konnte den Mann nur entrüstet anfunkeln.
Kapitel fünfzehn
Internationaler Airport von Albuquerque, New Mexico
Den rotglühenden Ball der aufgehenden Sonne hinter sich, donnerte die riesige An-124 Condor im Tiefflug über die innere Linie der Signallichter des Flughafens und setzte schwer auf der Landebahn acht auf. Ihre vier großen an den Tragflächen hängenden Turbofans heulten auf, als der Pilot den Schub umkehrte. Die Condor hüpfte ein paarmal und rollte allmählich langsamer werdend die mehr als vier Kilometer lange Landebahn hinab, ihren eigenen, immer länger werdenden Schatten jagend. Innerhalb weniger Sekunden war sie an den Hangars und Schutzboxen vorbei, in denen die F-16 des 150. Air National Guard Jagdgeschwaders von New Mexico standen. Immer langsamer werdend rollte sie an den getarnten Waffenbunkern aus Stahlbeton entlang, in denen während des Kalten Kriegs strategische und taktische Atomwaffen gelagert wurden.
Kurz vor dem westlichen Ende der Rollbahn bog das riesige, in Russland gebaute Antonow-Transportflugzeug auf ein Parkfeld und kam schwerfällig neben einem viel kleineren Firmenjet zum Stehen. Das Dröhnen der Triebwerke erstarb. Neben der gewaltigen Antonow Condor, im Besitz der Nomura PharmaTech, wirkte die Gruppe von Reportern und Kameramännern, die gekommen waren, um über ihre Ankunft zu berichten, zwergenhaft klein.
Die zwanzig Meter hohe Heckladerampe der An-124 öffnete sich ächzend und senkte sich schwer auf den von Öl und Flugbenzin fleckigen Beton. Zwei Männer der Crew in Flugoveralls kamen, die Hände zum Schutz gegen das grelle Sonnenlicht über die Augen gelegt, die Rampe herab. Als sie den Boden erreicht hatten, drehten sie sich um und begannen, mit Handzeichen die Fahrer des Fahrzeugkonvois rückwärts aus dem höhlenartigen Frachtraum der Condor die Rampe herab zu dirigieren. Das mobile DNS-Analyselabor, das Hideo Nomura versprochen hatte, war angekommen.
Nomura selbst stand unter den Journalisten und sah zu, wie seine Hilfsteams und Medizintechniker schnell und methodisch alles für die Fahrt nach Santa Fe vorbereiteten. Ihre Effizienz schien ihn offenbar zufrieden zu stellen.
Als er überzeugt war, dass die Medien alle Bilder eingefangen hatten, die sie brauchten, hob er die Hand, um ihre Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. Es dauerte eine Weile, bis sie ihre Kameras auf ihn gerichtet und ihren Soundcheck gemacht hatten. Er wartete
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