Die Lazarus-Vendetta
an ein Desaster. Und da Smith noch immer lebt und herumschnüffelt, habe ich nicht die nötige Bewegungsfreiheit, die ich brauche, die Untersuchungen in die Richtung von Lazarus zu dirigieren.«
Er schüttelte den Kopf. »Das kann ich nicht. Unsere Leute haben bereits ihre nächsten Befehle. Wir sind in größerer Gefahr, wenn wir versuchen, alles abzubrechen, als wenn wir weitermachen.«
Ein langes Schweigen entstand.
»Ich möchte, dass Sie sich über eines im Klaren sind, Hal«, sagte Pierson gepresst. »Falls TOCSIN auffliegt, bin ich nicht die Einzige, die dafür den Kopf hinhält, haben Sie das verstanden?«
»Ist das eine Drohung?«, erkundigte sich Burke mit schleppender Stimme.
»Sie können es eine Klarstellung der Tatsachen nennen«, erwiderte sie und unterbrach die Verbindung.
Mehrere Minuten lang starrte Hal Burke regungslos auf den Monitor, während er seinen nächsten Zug überlegte. Verlor Kit Pierson die Nerven? Er hoffte, nicht. Er hatte die dunkelhaarige Frau nie wirklich gemocht, doch er hatte immer ihren Mut respektiert und ihren unbändigen Willen, um jeden Preis zu gewinnen. Ohne diese Eigenschaften wäre sie nur ein Risiko – ein Risiko, das sich TOCSIN nicht leisten konnte.
Er traf eine Entscheidung und tippte dann rasch eine Reihe neuer Befehle für den noch einsatzfähigen Rest der Einheit in New Mexico in die Tastatur.
Geheime Videokonferenz der Lazarus-Bewegung
Überall auf der Welt versammelten sich im Geheimen kleine Gruppen von Männern und Frauen. Sie taten dies vor mit Satelliten verbundenen Monitoren und Videokameras. Sie waren die Elite der Lazarus-Bewegung, die Führer ihrer wichtigsten Aktionszellen. Sie alle wirkten nervös und ungeduldig, als könnten sie es kaum mehr erwarten, endlich die Operation zu starten, die sie seit Monaten geplant hatten.
Der Mann, der sich Lazarus nannte, stand entspannt vor einem riesigen Bildschirm, auf dem die übertragenen Bilder von jeder der versammelten Gruppen zu sehen waren. Er wusste, dass keiner von ihnen sein wirkliches Gesicht sehen und seine wirkliche Stimme hören würde. Wie immer, wenn er sich an die Öffentlichkeit wandte, waren seine leistungsfähigen Computersysteme und Software-Programme damit beschäftigt, andere, idealisierte Bilder von ihm in die Geräte jeder Zelle der Bewegung zu schicken, während andere, ebenso hoch entwickelte Software-Programme Simultanübersetzungen lieferten.
»Die Zeit ist gekommen«, sagte Lazarus. Der Anflug eines Lächelns spielte um seinen Mund, und er sah, wie gespannte Erwartung jeden Einzelnen seines fernen Publikums erfasste.
»Millionen Menschen in Europa, Asien, Afrika und Amerika schließen sich unserer Bewegung an. Die politische und finanzielle Stärke unserer Organisation wächst rapide. Bald werden ganze Regierungen und Konzerne vor unserer stetig zunehmenden Macht zittern.«
Seine selbstsicheren und optimistischen Worte lösten unter den Führern der Bewegung beifälliges Gemurmel und Nicken aus.
Lazarus hob warnend eine Hand. »Aber vergesst nicht, dass unsere Feinde nicht schlafen. Ihr heimlicher Krieg gegen uns ist gescheitert. Deshalb hat jetzt der offene Krieg begonnen, den ich schon seit langem vorhergesagt habe. Das Blutbad in Santa Fe und der Anschlag in Chicago sind sicherlich nur der Anfang der vielen Gräueltaten, die sie planen.«
Er blickte direkt in die Kameras, denn er wusste, dies würde auf jede der über die ganze Welt verstreuten Zellen wirken, als seien seine Augen allein auf sie gerichtet. »Der Krieg hat begonnen«, wiederholte er. »Wir haben keine Wahl. Wir müssen zurückschlagen – schnell und sicher und ohne Mitleid. Wo es möglich ist, sollten eure Operationen das Leben Unschuldiger verschonen, aber wir müssen diese Nanotechnologielabors – diese Brutstätten des Todes – zerstören, bevor unsere Feinde noch mehr Grauen über die Welt und über uns bringen können.«
»Was ist mit den Anlagen der Nomura PharmaTech?«, fragte der Führer der Zelle in Tokio. »Schließlich hat dieser Konzern als Einziger unsere Forderungen erfüllt. Sie haben ihre Forschungsarbeiten eingestellt.«
»Die Nomura PharmaTech verschonen?«, fragte Lazarus kühl. »Ich glaube, das ist kein guter Gedanke. Hideo Nomura ist ein schlauer junger Mann – zu schlau. Er biegt sich, wenn der Wind kräftig bläst, aber er bricht nicht. Wenn er lächelt, ist es das Lächeln eines Hais. Lasst euch von Nomura nicht täuschen. Ich kenne ihn viel zu gut.«
Der Führer der Tokioter
Weitere Kostenlose Bücher