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Die Lebenskünstlerin (German Edition)

Die Lebenskünstlerin (German Edition)

Titel: Die Lebenskünstlerin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ute R. Albrecht
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Abend alleine sein. Dann lieber mit einem Angler und Jäger Salatblätter zählen.
    Wir laufen zum Parkplatz zurück. Unweit von meinem schicken Lieblingsrestaurant steht eine dampfende fettige Imbissbude. Pommes und Würstchen. Das Frittierfett riecht, als hätten es schon die alten Römer benutzt. Mein enttäuschter Jäger steuert gezielt dieses Monstrum an. Fassungslos halte ich inne.
    „Äh, ich dachte, wir wollen ins Restaurant gehen“, stammle ich nun auch enttäuscht.
    „Ins Restaurant?“ Die grünen Jägeraugen wirken irritiert. Er sieht mich an, dann das Restaurant, so, als hätte er es zum ersten Mal in seinem Leben bemerkt.
    Verwirrt lenkt er ein, versucht die unglückselige Situation zu retten.
    „Selbstverständlich können wir auch ins Restaurant gehen.“ Spricht es, hakt sich bei mir unter und steuert das edle Gemäuer an.
     
    Selina Maler, das war ein Fehler, schießt es mir durch den Kopf. Nachher musst Du in der Küche Gläser polieren, weil dein Kavalier nicht genügend Geld einstecken hat.
    In meiner Tasche befinden sich vielleicht fünfzehn Euro, schließlich habe ich darauf vertraut, dass ich bei einer Einladung kein Geld mitnehmen muss. Zumal ohnehin Monatsende ist und ich mich seit einigen Tagen betont spartanisch ernähre.
    Zuvorkommend begrüßt uns der Ober im gepflegten Anzug und führt uns hinaus auf die Terrasse mit herrlichem Ausblick. Nun sitze ich hier zwischen italienischen Marmorstatuen, verspielten Laternen, die sanftes Licht verströmen, an einem wunderbar milden Abend, im vermutlich teuersten Restaurant der ganzen Umgebung, und habe fünfzehn Euro in der Tasche und einen enttäuschten stummen Jäger an meiner Seite.
    Nach dem Essen und dem gehaltlosen nervigen Höflichkeitsgerede begleicht er tatsächlich ohne mit der Wimper zu zucken die Rechnung und tätschelt danach gleich meinen Oberschenkel. Ich schiebe seine Jägerpranke weg, er wird aufdringlicher. Nee, so nicht. Ich bedanke mich für das Essen und verabschiede mich recht zügig von ihm.
    Verdutzt sieht er mir nach, als ich flott vom Parkplatz fahre. Jetzt gilt es, in den nächsten Tagen nicht unüberlegt das Telefon abzunehmen, bis er mich endgültig aufgibt oder sich beruhigt hat.
     
    Den folgenden Tag verbringe ich mit meinen Freundinnen. Sie amüsieren sich köstlich über meine Jägererzählungen. Später legen wir Tarotkarten, philosophieren über unser vergangenes und derzeitiges Leben, die Beziehungen, die wir gerne hätten und unser bevorstehendes Wochenende.
    „Wir sollten mal wieder zum Tanzen gehen“, schlägt Elena frohgemut und unvermittelt vor. Carmen wehrt gleich launisch ab.
    „Nein, dazu habe ich absolut keine Lust“, bekundet sie mit heruntergezogenen Mundwinkeln, „zudem bin ich zu dick, zu alt und was weiß ich noch alles.“
    Keine Ahnung was sie heute hat, für eine vorgezogene Midlifecrisis ist sie doch noch zu jung. Sie lässt sich partout nicht überzeugen mitzugehen.
    Also verabrede ich mich mit Elena, deren Schwägerin Wiebke und noch einer dicklichen Johanna. Wir fahren nach Bad Homburg in einen herrlich verrufenen Tanzschuppen.
     
    Kaum stehen wir im Eingangsbereich, da habe ich schon einen klebrigen Typen an der Backe, beziehungsweise am Po, den ich heftig abwehre. Der nette glatzköpfige und muskelbepackte Türsteher schiebt mein unliebsames Anhängsel unsanft zur Tür hinaus und wir vier Frauen dürfen zu unserer Freude umsonst hinein.
    Elena stellt beim ersten Blick ins Lokal richtig fest: „Das hier ist offensichtlich ein ziemlich übler Schuppen.“ Ich lache und wir haken uns fröhlich unter: „Na, dann nichts wie rein.“
    Wiebke und Johanna quetschen sich an ein altersschwaches rundes Tischchen und rufen uns lauthals zu sich. Dabei benutzen sie Elenas vollen Namen, Eleonore, was meiner Freundin sichtlich peinlich ist. Ich spüre förmlich, wie sich ihre Nackenhaare aufstellen. Als ich mit der Gepeinigten den Tisch erreiche, haben die Damen schon Salzstangen und gelatinefreie Gummibärchen aus ihren voluminösen Handtaschen gezaubert und diese ungeniert in bewährter Tupperware auf den Tisch gestellt.
    Nun, wieso soll ich mich für andere schämen, denke ich und stopfe mir ein paar Gummibärchen in den Mund. Doch es hält mich nur kurz am Tisch, denn ich liebe es zu tanzen und der DJ spielt gerade ein uraltes Lieblingslied von mir. Elena springt gleich erleichtert hinterher und wir fetzten wild über die Tanzfläche.
    Die schlappen, an der Theke hängenden, Bierleichen

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