Die Lebenskünstlerin (German Edition)
werfen einen abschätzenden Blick auf uns, nehmen abrupt die verlorengegangene Haltung wieder ein und öffnen interessiert ihre halbverschlossenen Lider.
Es macht richtig Spaß, die Hüften kreisen zu lassen, mit dem Arsch zu wackeln, die langen Haare durch die Luft zu wirbeln und die Brüste rauszustrecken, bis die Typen zu sabbern anfangen.
Wir werden postwendend angetanzt, lassen die Kerle abblitzen, veralbern, juchzen, lachen übermütig und fegen als zwei erotisch-leckere Weiber gekonnt über das Parkett. Voller Saft, Kraft und Elan, Freude und Lust.
Die Anhängsel von Elena trennen sich auch mal kurz von ihren Salzstangen, stehen hölzern an der Bar und wippen leicht und kaum merklich zum Takt. Ziemliche Luschis, die meine liebe Freundin Eleonore da angeschleppt hat. Aber so zum Erzählen ganz nett.
Um mich herum tanzt ein muskulöser, braungebrannter Bursche mit dichtem schwarzen Haar, den ich hartnäckig zu ignorieren versuche. Sein Begleiter verehrt unverkennbar meine Freundin.
Die beiden Männer sind überaus hartnäckig, was bei manchen Gelegenheiten sehr imponierend wirken kann. Ruben bestellt mir einen alkoholfreien Cocktail während einer Tanzpause und Elena wird von Henry gekonnt eingelullt.
Ich fühle mich an diesem Abend wieder mitten im Leben, begehrt, umworben und wunderschön.
Trotzdem bewahre ich Contenance und bleibe beispiellos konsequent. Selbst meine Telefonnummer überlasse ich dem heißblütigen Ruben nicht. Doch dieser schmunzelt siegessicher zum Abschied und wedelt mit einer zahlenbeschrifteten Serviette vor meiner Nase herum. Die beiden armseligen Anhängsel haben meine begehrenswerte Nummer schamlos verraten.
Am Ausgang steht am frühen Morgen noch der abgewiesene Kavalier vom Vorabend, so dass der komischerweise immer noch frisch aussehende Türsteher Elena und mich zum Auto begleitet. Johanna und Wiebke sind schon vor Stunden samt Tupperdosen mit den Salzstangen und gelatinefreien Gummibärchen heimgefahren.
Eine wunderbare Nacht findet ihr Ende nicht in fremden Betten, sondern beim McDonalds zum Frühstücken. Elena und ich hecheln aufgedreht den ganzen Abend noch mal durch. Übereinstimmend beschließen wir, dass mit unseren Kavalieren nichts angefangen wird, mögen diese sich noch so beharrlich anpreisen.
Den restlichen Sonntag ruhe ich mich aus, mache mir einen Imbiss und nehme ihn mit ins Bett. Lese ein paar Seiten, träume vor mich hin, schreibe alles haarklein in mein Tagebuch, versuche den Gedanken an Konrad zu verdrängen, telefoniere ein wenig und schlafe viel.
Das Telefon reißt mich unsanft aus meinem Schlummer. Ich ziehe die Decke über den Kopf und zähle die Klingeltöne: …..sechs, sieben, acht. Mein Anrufbeantworter springt an.
Auch wenn ich nichts Alkoholisches getrunken habe, bin ich schrecklich müde und will bloß weiter schlafen. Es klingelt wieder. Niemand spricht auf dieses blöde Gerät. Der Blick zum Wecker sagt mir, dass es fast neunzehn Uhr ist.
Nachdem das Telefon weiterhin unentwegt klingelt, raffe ich mich endlich auf und sehe nach, ob eine Nummer angezeigt wird. Der Müritz-Fan, nein so was. Soll ich abnehmen?
Der hat sich schon einige Tage nicht mehr gemeldet. Sei verreist oder so. Wahrscheinlich in die Wüste ohne Telefonanschluss. Ich zögere und beschließe wieder in mein Bett zu gehen. Soll er sich die Finger blutig wählen oder drücken, mir egal. Ich schlafe wieder ein.
Knapp zwei Stunden später nehme ich endlich ab.
„Ach, hallo Ben, ich bin gerade nach Hause gekommen“, täusche ich mehr oder weniger geschickt und leicht atemlos vor.
„Hast du morgen Zeit für ein Treffen?“ fragt Ben ohne Umschweife.
Wie, der ist die ganze Zeit verschollen und dann fragt er mich allen Ernstes, ob ich Zeit hätte? Unfassbare Manieren. Ich blättere hörbar in einem dicken Buch über wilde essbare Kräuter. Das Bild vom Löwenzahn sieht wirklich superschön aus.
„Ach nein, mein Terminkalender ist übervoll. Oh weh, ich habe morgen sogar zwei Termine, davon muss ich einen noch unbedingt absagen.“
Er kämpft unerschütterlich und störrisch weiter. Ich druckse ziemlich lange rum, doch irgendwann siegt meine Neugier, als er betont, dass er mir unbedingt etwas Dringendes sagen muss. Das würde am Telefon nicht gehen.
„Na ja, dann schieben wir das Treffen auf Freitag, da lässt sich noch was machen.“ Er scheint zufrieden und ich lege schnippisch auf. Was denkt der bloß?
Brav verbringe ich die folgenden Abende alleine
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