Die Lebenskünstlerin (German Edition)
die Stühle, auf den Couchtisch, anscheinend dürfen sie alles. Na ja. Gewohnheitsbedürftig.
Lukas ist bestimmt kein Psychopath. Die stelle ich mir anders vor. Die sind bestimmt nicht so süß konservativ und fürsorglich und zudem noch Katzenliebhaber. Es ist richtig schön und gemütlich.
Das Kaminfeuer knistert, die Katzen schmusen, leise Musik im Hintergrund. Wir unterhalten uns angeregt und spielen Scrabble.
Soviel Gemütlichkeit und Herzlichkeit kann ich nicht lange aushalten. Übereilt verabschiede ich mich am frühen Abend.
Zuhause angekommen, muss ich gleich losheulen. Meine Wohnung wirkt kalt und leer. Bei ihm ist es so richtig gemütlich gewesen. Kaminfeuer, Katzen und Lukas natürlich.
Lukas ruft an, bevor ich mich so richtig in meine Einsamkeit flüchten kann. Wir unterhalten uns angeregt. Wie den ganzen Nachmittag über. Er ist so herzlich und lieb zu mir, ehrlich und offen. Richtig knuddelig.
Das ist die Realität. Soll es solche Männer tatsächlich geben?
Wo ist der berühmte Haken?
Die Nacht ist wieder zum Grübeln da. Es schneit unablässig. Ich denke, dass ich morgen deswegen nicht zum Meeting fahren werde.
Lukas schlägt vor, mich abzuholen. Wir besuchen gemeinsam das Meeting und gehen mit den anderen danach ins Bistro. Wie selbstverständlich übernimmt er die Rechnung für meinen Pfefferminztee. Beim Abschied küsse ich ihn spontan auf die Wange.
Ich finde ihn herzallerliebst und habe trotzdem riesige Angst.
Angst vor Schmerzen, Enttäuschungen, selbst vor dem Guten und Schönen.
Dramen und Chaos kenne ich. Herzlichkeit, Gemütlichkeit und Fürsorge sind mir absolut fremd. Da fühle ich mich hilflos und unsicher. Vielleicht habe ich auch Angst, dass ich ihn lieb gewinne. Noch mehr als jetzt schon. Ich bin so durcheinander.
Meine Exmänner sind am Anfang auch nett und freundlich gewesen. Der Haken kommt bestimmt. Doch Lukas weist noch keine Merkmale diesbezüglich auf. Oder übersehe ich etwas?
Bin ich schon wieder geblendet?
Ein weiteres Mal kann ich diesen schlimmen Herzschmerz bestimmt nicht aushalten. Zum Beenden ist es ohnehin schon zu spät. Ich empfinde überwältigende Gefühle für ihn.
Diese unerwartete, heranschleichende Liebe umschlingt mich wie Efeu und wird mich wahrscheinlich niemals mehr loslassen. Ich fürchte mich vor all diesen Gefühlen und vor möglichen Verletzungen.
Hier entwickelt sich behutsam und vorsichtig etwas Großartiges. Keine chaotischen Gefühlsbomben in Sicht. Statt dessen wächst es regelrecht heran. Wohin mag das führen?
Warum bin ich so beunruhigt? Ich bin mit einem herzlichen Mann weggegangen und wir nähern uns langsam und sachte. Es ist ja alles OK, ich werde sehen, wie weit ich das zulassen mag.
Das Telefon klingelt mehrmals, dann das Handy. Ich bin in der Küche und weiß, dass es Lukas ist. Bis ich mir überlegt habe, ob ich abnehmen soll oder nicht, ist es schon zu spät.
Wieso habe ich den Anruf nicht entgegen genommen? Ich freue mich doch, wenn er anruft und sich offensichtlich für mich interessiert und um mich wirbt.
Also, wieso?
Gestern habe ich ihm eine E-Mail mit einem Katzenbild geschickt, in der ich ihm gestand, wie gemütlich und wohltuend ich es bei ihm fand. Das ist mir jetzt peinlich. Ja, jetzt schäme ich mich dafür. Auch wenn ich es richtig finde, dass ich so offen war. Oder habe ich nur Bedenken, mich mit meiner Offenheit verletzbar zu machen?
Das ist alles so unendlich kompliziert.
Zudem habe ich fast so was wie Minderwertigkeitsgefühle. Lukas erscheint so überaus aktiv, dagegen wirke ich garantiert wie eine langweilige Schlaftablette. Valium pur.
Ich erledige einige Dinge in der Stadt und treffe mich mit Carmen und Elena. Wir sehen uns wieder einmal einen herrlich schnulzigen Liebesfilm mit zugesichertem Happyend an.
Claus-Richard meldet sich noch am gleichen Abend. Ich habe ihn schon vor der letzten Freizeit über Ostern für ein paar Tage eingeladen.
Er ist schließlich mein Dauerbrenner, der Mann, der mich im Hintergrund sozusagen über zehn Jahre begleitet hat. Nur in den Freizeiten waren wir ein Paar, im Alltag hat es ja nie richtig funktionieren wollen. Der herzensgute Mann, der das ewige Pokerspielen trotz seiner Besuche bei den Anonymen Spielern immer noch nicht lassen kann.
Behutsam erzähle ich ihm von Lukas: „Es gibt da einen Mann in meinem Leben, für den ich Gefühle entwickelt habe und der auch Interesse an mir zeigt. Deswegen erscheint es mir momentan nicht richtig, dich
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