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Die Lebensprinzipien

Die Lebensprinzipien

Titel: Die Lebensprinzipien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruediger Dahlke , Margit Dahlke
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den Familien, die so heil(ig) gar nicht sind und es wohl nie waren. Ein noch viel größerer Missbrauchsbereich ist der des inneren Kindes in jedem von uns. In unserer Hochleistungs- und Hochdruckgesellschaft bleibt es in Männern wie Frauen regelmäßig auf der Strecke. Wer aber zeitlebens keine Anstalten macht, das Kind in
sich leben zu lassen, läuft Gefahr, auf der körperlichen Kehrseite des christlichen Satzes »So ihr nicht umkehrt und werdet wie die Kinder…« zu landen. Die häufigste körperliche Form des »Werdens-wie-die-Kinder« heißt heute Morbus Alzheimer.
    Um Kinder fit für unsere Leistungsgesellschaft zu machen, beginnt vielerorts das Training schon im Mutterleib. Ist das pränatale Hören von Musik noch durchaus angenehm und entwicklungsfördernd für das Kind, wird es aber bedenklich, wenn schon das Ungeborene mit Sprachkursen und Mathematiklehrgängen berieselt wird. In Teilen Chinas und Japans dauert der schulische Arbeitstag für Kinder nicht selten sechzehn Stunden. Für das Kindsein bleibt dafür keine Zeit.
    Da wir kaum noch Kinder bekommen, werden die wenigen meist zu Einzelkindern und gnadenlos verzogen. Sie bekommen Rechte, die ihnen nicht zukommen und auch nicht bekommen. In Deutschland benoten sie inzwischen ihre Lehrer; in den USA können sie schon klagen, etwa gegen ihre Eltern. Wählen dürfen sie teilweise schon mit sechzehn. Als volljährig gelten sie jedenfalls mit achtzehn, obwohl sie – körperlich frühreif – seelisch immer mehr zurückbleiben und die Jungen fast gar nicht mehr erwachsen werden. So werden Kinder zu Ehepartnern und dann zu Eltern. Die Eheleute suchen nicht selten im Partner eine Mutter oder einen Vater, also endlich richtige Eltern, und werden notgedrungen neuerlich enttäuscht.
    Ein weiteres gravierendes Problem für junge Familien ist das Erwachsenwerden von Frauen durch Schwangerschaft und Geburt, das oft die Ehe sprengt. Denn er kann zwar mit (s)einem Mädchen, aber nicht mit einer Frau. Hier ergibt sich eine Kette von Missverständnissen, die in Scheidung enden, und daraus folgend alleinerziehende Mütter mit Kindern, denen die andere Hälfte, das Yang, im Lebensspiel fehlt. Zwar versucht sie beim nächsten (Mal) eine bessere Wahl zu treffen, aber der neue Mann bringt jedenfalls als Vater keine Lösung, sondern bestenfalls guten Ersatz. Da aber das urprinzipielle Problem in der Tiefe unerkannt bleibt, finden sich
kaum gute Lösungen im Sinne von Kind, Frau, Familie und folglich Mond.
    Ein weiteres kleineres Problem, wenn »Kinder« Kinder bekommen, ist die Regression bei Ankunft des Babys. Wenn Eltern in nicht bewältigte Kinderrollen zurückfallen und sich vor lauter Begeisterung über die neue Chance nur in Babysprache unterhalten, ist das ein schlechter Lernanreiz und ungünstiger Rahmen für das Kind, das ja wachsen und aus dieser Phase herauswill. Eltern, die in ihrer »Affenliebe« selbst wieder zu Kindern werden, holen so einiges nach, halten das Kind aber über Gebühr fest und bringen es auf falsche Spuren. Nicht selten kauft dann ein Vater (sich) eine elektrische Eisenbahn, obwohl sein Sohn viel lieber die Star-Wars -Ausrüstung hätte. Kinder leiden unter solch kindischen Eltern.
    Bis zu einem gewissen Grad – und vor allem wenn es bewusst geschieht – bietet sich hier aber auch eine legitime Chance des Nachholens. Falls eine Legasthenikerin und Mama nun endlich zu ausgiebigem Krabbeln kommt, schadet das ihrem Kind nicht, sofern sie ihm trotzdem seine Aufstehversuche lässt. Tatsächlich hat sich gezeigt, dass sich Legasthenie durch nachgeholte Krabbelübungen bessern lässt. Wenn Eltern(teile) begeistert mit ihrem Kind und mit sich spielen, haben beide Seiten etwas davon.
    Viele moderne Industriegesellschaften wie die deutsche, aber stärker noch die griechische oder italienische, verurteilen sich durch die geringe Kinderzahl zu einem absehbaren Versorgungs-und Existenzdilemma. Solange aber die Gründe für das systematische Scheitern – fast achtzig Prozent der heute geschlossenen Ehen misslingen – im urprinzipiellen Dunkel bleiben, werden verunsicherte junge Leute sich immer weniger auf einen Weg trauen, der so sicher ins Chaos und nicht selten auch ins Elend führt.
    Die moderne Mondproblematik spiegelt sich wider einerseits in Abtreibungsorgien – ohne diese hätten wir genug Nachwuchs, um unsere Sozialsysteme zu erhalten –, andererseits in Overprotection-Syndromen an Einzelkindern. Diesem Archetyp begegnen wir in Gestalt von

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