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Die Lebküchnerin

Die Lebküchnerin

Titel: Die Lebküchnerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sybille Schrödter
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herbei. Sie schienen inzwischen tatsächlich zu hoffen, dass die Nonne ein Wunder vollbringen werde.
    Benedicta schüttelte die Gedanken an Agnes’ mögliche Heirat rasch ab und widmete sich mit Feuereifer der Zubereitung des Teiges. Zunächst schüttete sie Mehl und Gewürze in den Trog und vermischte alles miteinander.
    »Und jetzt den Honig und den Zucker!«, verlangte sie.
    Theresa reichte ihr den Zuckertopf, aus dem Benedicta sich reichlich bediente, was ihr einen scheelen Blick der Freundin einbrachte.
    »Schon gut, ich nehme nicht alles von dem teuren Zucker«, sagte Benedicta beschwichtigend und verlangte nach Honig.
    Ein Küchenmädchen hielt ihr einen Topf hin, bei dem gerade eben der Boden mit dem köstlichen Nektar bedeckt war.
    »Das reicht nie und nimmer für hundert Lebkuchen.« Benedicta blickte das Küchenmädchen fragend an. Die sah verlegen zu Boden.
    »Das ist die Menge, die uns Schwester Dietlinde zu benutzen erlaubte«, erklärte sie kleinlaut.
    Benedicta lachte laut auf. »Dann wundert es mich nicht, dass ihre Lebkuchen ungenießbar sind. Schnell, füllt den Topf bis zum Rand.«
    Als das Mädchen mit dem Honig zurückkehrte, goss Benedicta ihn genüsslich in den Trog und versuchte, alles so zu vermengen, dass eine weiche Masse entstand, doch das misslang ihr gründlich. Das Ergebnis ihrer Mühen war ein harter Teig, der sich nicht kneten ließ, sondern wie ein bröselnder Felsblock in ihren Händen lag. Gebannt schauten ihr die Küchenmädchen auf die Finger, was es nicht unbedingt besser machte. Stöhnend versuchte sie noch einmal, den Teig weicher zu kneten, aber sie schaffte es nicht.
    »Was glotzt ihr so? Habt ihr nichts zu tun?«, fauchte Agnes die Gafferinnen an, die hastig auseinanderstoben.
    »Was haben wir beim letzten Mal nur anders gemacht?«, seufzte Benedicta.
    Agnes zuckte mit den Achseln. »Wir haben genau diese Zutaten benutzt.«
    »Gut, dann geben wir noch ein wenig Mehl hinzu, um den Teig geschmeidiger zu machen«, schlug Benedicta vor, und schon schüttete Agnes etwas davon auf den Klumpen, doch es nutzte nichts. Er blieb steinhart und war nicht weiterzuverarbeiten.
    Benedicta starrte den Brocken so beschwörend an, als ließe er sich auf diese Weise erweichen.
    »Wir brauchen etwas Flüssiges«, dachte Benedicta laut und erbat sich noch etwas Honig, den ihr eines der Küchenmädchen, die sich inzwischen allesamt wieder um Benedicta geschart hatten, eilfertig reichte. Benedicta versuchte, ihn in den Teig zu rühren, aber er ließ sich nicht mit der Masse in ihrem Trog verbinden. Die Küchenmädchen sahen ihr mitleidig zu.
    »Habt ihr nichts anderes zu tun, als Maulaffen feilzuhalten?«, giftete Agnes die Mädchen an und verscheuchte sie.
    »Was haben wir nur falsch gemacht?«, stöhnte Benedicta.
    »Wenn ich das nur wüsste!«, erwiderte Agnes. Und die beiden Frauen verfielen in grüblerisches Schweigen. Was hatten sie anders gemacht als beim letzten Mal?

7
    Seit Stunden ging Benedicta nachdenklich in der Küche auf und ab. Einige Male blieb sie vor dem Topf mit dem Honig stehen, tauchte einen Finger hinein und leckte ihn gedankenverloren ab. Plötzlich erhellte sich ihr Gesicht, und sie naschte noch einmal von dem süßen Nektar.
    »Wenn ich mich nicht täusche, war der Honig beim letzten Mal wärmer!«, rief sie aufgeregt und forderte Agnes auf, auch eine Fingerspitze voll zu nehmen.
    Die Köchin tat, was die Freundin verlangte, und stimmte ihr zu. »Ja, du hast recht, aber wie willst du ihn erwärmen?«
    »Ich werde ihn kochen«, erwiderte Benedicta begeistert. Vor Freude hatte sie rote Wangen bekommen. »Ich glaube, so wird er uns gelingen«, frohlockte sie.
    Mit diesen Worten füllte sie ein wenig Honig in einen Kessel, fügte Zucker hinzu und ließ beides zusammen heiß werden. Bald schon entstand eine zähflüssige Masse, die Benedicta vorsichtig in den Trog goss.
    Als sie abermals mit dem Kneten begann, spürte sie es sofort. Während der Teig eben noch hart und nicht zu verarbeiten war, wurde er nun weich und locker. So geschmeidig, dass es für Benedicta ein Leichtes war, ihn zu kneten.
    Die Küchenmädchen hatten sich wieder angeschlichen, und alle Blicke richteten sich auf Benedictas Hände. Dieses Mal scheuchte Agnes die Mägde nicht fort, sondern ließ sie an dem Erfolg teilhaben. Erleichtert lächelte sie in sich hinein.
    »Wer möchte kosten?«, fragte Benedicta schließlich in die Runde. Vier Finger schnellten in die Höhe. Agnes hielt sich

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