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Die Lebküchnerin

Die Lebküchnerin

Titel: Die Lebküchnerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sybille Schrödter
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Mädchen schüchtern.
    »Du weißt, wo der Schlüssel ist?«
    Theresa nickte schwach.
    »Dann hol ihn! Schwester Dietlinde betet, um dem Herrn näher zu sein, und wir backen Lebkuchen. Mein Wort gilt. Und ich sage: Her mit dem Zucker! Also, worauf wartest du noch?«
    Theresa zögerte immer noch, aber als Benedicta ihr ein aufmunterndes Lächeln schenkte, lief sie nach dem Zucker. Auch die anderen Küchenmädchen stoben in alle Richtungen davon, um zu erledigen, was Benedicta ihnen aufgetragen hatte.
    »Hoffentlich kommt uns keiner auf die Schliche«, seufzte Agnes und bereitete den Trog für den Teig vor.
    »Sag mir, wann hat sich das letzte Mal eine der Schwestern in die Küche verirrt, ohne dass man es ihr ausdrücklich befahl?«
    Agnes zuckte mit den Achseln.
    »Noch nie«, gab sie zu. »Die Einzige, die aus freien Stücken hier erschien, das warst von Anfang an du.«
    »Siehst du. Also lass uns fröhlich ans Werk gehen und nicht alles so schwarz sehen«, sagte Benedicta und wartete ungeduldig darauf, dass die Küchenmädchen mit den Zutaten zurückkehrten.
    »Benedicta? Hast du eigentlich neulich mit dem Fechtmeister gesprochen oder nicht?«
    Die Frage kam so überraschend, dass die junge Nonne sogleich einen heißen Kopf bekam.
    »Ich habe es mir beinahe gedacht«, bemerkte Agnes mit einem wissenden Blick auf Benedictas gerötetes Gesicht.
    »Ich habe das Wort nicht an ihn gerichtet«, versuchte sie sich herauszureden, doch Agnes schenkte ihr ein breites Lächeln.
    »Dein Gesicht verrät es mir. Heute wie neulich. Du magst den jungen Fechtmeister sehr, oder?«
    »Ich bin mit Jesus Christus vermählt. Hast du das schon vergessen?«, gab Benedicta heftig zurück.
    Agnes stöhnte auf. »Schon gut, ich will dich nicht weiter quälen. Ich weiß, dass du niemals heiraten kannst. Es ist nur so … Ich habe neulich einen jungen Schwarzbäcker kennengelernt, als ich die Priorin nach Nürnberg begleitete und allein über den Markt schlendern durfte. Als ich ihn so stattlich an seinem Stand stehen sah, da ging mir sofort das Herz auf. Er lächelte mich an, und dann folgte er mir flugs, und wir gingen gemeinsam über den Markt. Ich glaube, ich habe ihn arg verliebt angeschaut. Und ich meinte eben, in deinem Blick gelesen zu haben, dass es dir ähnlich ergangen ist …«
    »Du meinst, das laute Pochen des Herzens und dieses Kribbeln?« Benedicta deutete auf ihren Bauch.
    »Genau das«, erwiderte Agnes und lief nun selbst rot an. »Und die Knie geben nach …«
    »Schweig, Agnes!«, befahl Benedicta. »Für dich mögen das herrliche Gefühle sein. Für mich aber ist es wie das Kosten verbotener Früchte. Was gäbe ich darum, mit dir zu tauschen! Du darfst ungestraft an deinen Bäcker denken, ich aber darf den Fechtmeister nicht einmal ansehen, geschweige denn das Wort an ihn richten.«
    »Anselm will nach Engelthal kommen, sobald der Sommer vorüber ist, und mich heiraten. Noch hat er nicht genügend Geld, um mir ein Brautgeschenk zu überreichen, und außerdem wünscht sein Vater sich sicher keine Waise als Braut seines Sohnes, weil dann doch kein Brautvater das Fest ausrichten wird. Anselm will aber keine andere zur Frau als mich. Er hat mich inständig gebeten, ihm noch einige Monde Zeit zu geben, damit er seinen Vater davon überzeugen kann, ihn nicht mit der Tochter des Weißbäckers zu vermählen, der gegenüber sein Handwerk betreibt«, offenbarte Agnes ihr zögernd.
    »Heißt es, dass du mich dann verlassen wirst?« Benedicta schossen augenblicklich Tränen in die Augen.
    »Wenn er seinen Vater umstimmen kann, dann werde ich mit ihm gehen. Schade, dass ich dich nicht mitnehmen kann nach Nürnberg.«
    »Ach, Agnes, ich verfluche den Tag, an dem ich das Gelübde abgelegt habe, mein Leben hinter diesen Klostermauern zu verbringen. Manchmal bin ich so weit, dass ich flüchten möchte …«
    »Dann komm doch mit! Du schleichst mit mir davon.«
    Traurig blickte Benedicta die Freundin an. »Das ist noch niemandem gut bekommen. Denk nur daran, was mit Schwester Johanna geschehen ist. Man hat sie gleich vor der Mauer wieder eingefangen und an einen anderen Ort verbracht. Dort wird sie das Tageslicht wohl nicht mehr sehen. Das Gelübde zu brechen, ist eine Todsünde. Verstehst du?«
    Agnes nickte sichtlich betroffen. »Entschuldige, dass ich so arglos dahergeredet habe, aber …«
    »Schnell, schweig und setz eine fröhliche Miene auf! Die Mägde kehren zurück.«
    Voller Begeisterung schleppten die Küchenmädchen die Zutaten

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