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Die Lebküchnerin

Die Lebküchnerin

Titel: Die Lebküchnerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sybille Schrödter
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seinem Plan geblieben war, den beiden die Flucht zu ermöglichen und ihnen dann die bewaffneten Knechte hinterherzujagen. Er will sie alle beide loswerden, um den guten Ruf Engelthals zu erhalten, dachte sie, während eine eisige Kälte ihr vom Nacken kommend den ganzen Rücken entlangrieselte.
    Mit letzter Kraft rang sie sich ein falsches Lächeln ab und gurrte: »Wie dem auch immer sei, heute sollt Ihr Euch auf Engelthal willkommen geheißen fühlen. Ich lasse Wein für Euch und Eure Knechte aus dem Keller holen.«
    Angewidert verzog der Prinzipal das Gesicht, während er hastig erwiderte: »Der Wein aus Eurem Weinberg ist gar köstlich, aber mir steht nicht der Sinn danach.«
    »Werter Provinzial, wer spricht denn von unserem Weinberg? Wir haben eine Lieferung aus Tirol bekommen …«
    »Tiroler Wein?« Die Miene des Klosterfürsten hellte sich merklich auf. Leonore lächelte immer noch falsch.
    »Ich weiß wohl, dass Euch unser Tropfen zu sauer ist, doch Ihr habt doch sicher nichts gegen einige Krüge Tiroler Wein und ein üppiges Mahl einzuwenden, oder?«
    »Nun, da sage ich doch nicht Nein«, schmunzelte der Provinzial und strich sich genüsslich über den fetten Wanst.

18
    Walburga hatte seit zwei Nächten kaum Schlaf gefunden. Auch in dieser Nacht wälzte sie sich wieder unruhig von einer Seite auf die andere. Der Provinzial weilte bereits seit zwei Tagen im Kloster und hatte sie immer noch nicht zu den ungeheuerlichen Vorfällen befragt. Stattdessen hörte sie seine Knechte bis in die Nächte hinein trunken lachen und laut singen. Der Wein muss ja in Strömen fließen, dachte sie voller Missbilligung.
    Das war eine böse Schmach gewesen, wie der Provinzial sie vor allen gedemütigt hatte. In den Weg hatte sie sich ihm gestellt, und er hatte sie einfach fortgeschickt. Ob Benedicta ihn mit ihren Lebkuchen verhext hat oder ob er sich auch lieber am Wein schadlos hält, statt seines Amtes zu walten?, fragte sie sich zornig und warf sich wieder auf die andere Seite, was bei ihrem vollgefressenen Leib gar nicht so einfach war.
    Doch sie dachte nicht nur voller Zorn an den Provinzial, sondern auch an die Priorin, die Benedictas Frevel ganz offensichtlich deckte. Und an ihre Schwester Adelheit, die seit Jahren von ihr verlangte, den Willen ihrer Stieftochter zu brechen, und die glaubte, das sei ein Kinderspiel.
    Walburga hatte vom ersten Tag an alles getan, um Benedicta einzuschüchtern, doch nichts hatte dieses sture Mädchen nachhaltig beeindrucken können. Und nun thronte sie auch noch stolz in der Küche als Herrin über die unverschämten Köstlichkeiten. Walburga ärgerte sich maßlos darüber, dass auch sie Benedictas süßer Versuchung verfallen war. Wie gern hätte sie aus lauter Trotz auf den Verzehr der Lebkuchen verzichtet, doch sie schaffte es nicht. Im Gegenteil, sie aß bei Tisch stets eine doppelte Portion, weil ihr Dietlinde ihre Lebkuchen auch noch schenkte.
    Auch entblödete sich Walburga nicht, heimlich bei der jungen Schwester um eine zusätzliche Gabe zu betteln. Wie sehr sie sich selbst dafür verabscheute, wenn sie nächtens an Benedictas Tür scharrte, um noch mehr von dem klebrigen Zeug zu ergattern. Wenn das ihre Schwester erfahren hätte!
    Doch nun ist es bald vorbei, dachte Walburga grimmig. Dann habe ich wieder ein reines Gewissen, weil ich meine Pflicht getan und Engelthal von einem wuchernden Geschwür befreit habe. Wenn der Provinzial sie doch endlich vorließe! Wie Adelheit wohl frohlocken würde, wenn sie erführe, dass man Benedicta weit fortbrachte!
    Walburga seufzte, während sie an ihre Schwester dachte und daran, dass sie, Walburga, stets alles tat, was die Ältere ihr abverlangte. Dabei verstand sie im Grunde genommen gar nicht, warum ihre Schwester das ungeliebte Stiefkind so sehr fürchtete. Benedicta war doch bis in alle Ewigkeit eingesperrt. Wie sollte sie jemals zu einer Gefahr für Adelheit werden? Sie verwaltete doch schließlich das Vermögen ihres verstorbenen Mannes, ihr Sohn führte das Handelshaus, und sie lebten in Saus und Braus in dem schönen Haus am Fluss.
    Warum ist sie dir solch ein Dorn im Auge? Das hatte sie ihre Schwester neulich in einer Botschaft gefragt. Gesehen hatte sie Adelheit nicht mehr, seit man Walburga als junge Frau ins Kloster gebracht hatte, aber der Adelheit treu ergebene Knecht Willbald überbrachte in schöner Regelmäßigkeit Botschaften von Regensburg nach Engelthal und umgekehrt.
    Warum fürchtest du Benedicta eigentlich so? Sie wird

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