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Die Lebküchnerin

Die Lebküchnerin

Titel: Die Lebküchnerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sybille Schrödter
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»Ich hatte völlig vergessen, dass man auch in der Stadt eine Gefangene sein kann. So wie im Kloster.«
    »Wenn wir erst in der Stadt sind, wird es dir nicht mehr so vorkommen«, versuchte Agnes der Freundin die Angst zu nehmen. »Und nun lächle, wir sind an der Reihe!«
    »Was führt euch in die Stadt Nürnberg?«, fragte der Wächter, ein junger schlaksiger Bursche, der erst die beiden Frauen abfällig musterte und dann den Hund. Artemis, wie Benedicta ihn nun nannte, ließ sich zu allem Überfluss auch noch vor dem Wächter nieder und kratzte sich ausgiebig.
    »Wir sind auf dem Weg zu unseren Ehemännern, die wir demnächst heiraten werden«, erwiderte Agnes mit fester Stimme.
    »Gut, dann könnt ihr passieren«, sagte der Wächter, doch als sie erleichtert weitereilten, rief er scharf: »Halt!«
    Verdutzt wandten sie sich um.
    »Ich habe gesagt, dass ihr beide in die Stadt gehen könnt, aber nicht der schmutzige Streuner da.« Er warf dem Hund einen angeekelten Blick zu und fügte streng hinzu: »Die Stadt quillt über von Getier seiner Art. Wir haben strikte Anweisung, keine Straßenköter mehr in die Stadt zu lassen. Der Hundefänger kommt erst nächste Woche wieder …«
    »Guter Mann«, zischte Benedicta, während sie sich vor ihren Schützling stellte und die Arme angriffslustig in die Hüften stemmte, »das ist kein streunender Hund. Das ist Artemis, ein edler Jagdhund, den mein Vater, ein Bauer, von einem adligen Herrn bekam und den ich nun meinem Verlobten als Brautgeschenk mitbringe.«
    Benedicta wunderte sich, wie leicht ihr diese Lügen über die Lippen kamen. Über das Gesicht des Wächters huschte ein Grinsen. »So, so, einen Jagdhund für deinen zukünftigen Mann. Du siehst mir aber nicht so aus, als ob du einen Mann heiraten wirst, der zur Jagd geht.«
    Dann betrachtete der Mann das Tier mit Kennermiene. Schließlich trat er einen Schritt auf Benedicta zu und flüsterte ihr vertraulich ins Ohr. »Ich muss so grob mit euch reden. Wenn die anderen Wächter sehen, dass ich euch mitsamt dem Hund einfach so durchlasse, gibt es Ärger. Wenn ich ganz ehrlich bin, hielte ich mir selbst gern einen Hund, aber mein Weib lässt mich nicht. Und ich kann euch versichern: Dies hier ist eine besonders schöne Hündin.«
    »Hündin?«, fragte Benedicta überrascht.
    Er lachte dröhnend. »Nun, zu einem Hund, da fehlt ihr etwas Entscheidendes! So, und nun macht, dass ihr alle drei fortkommt, bevor ich es mir anders überlege.«
    Das ließen sich Benedicta und Agnes nicht zweimal sagen. Sie waren noch nicht ganz zum Tor hinaus, als sie eine erboste Stimme brüllen hörten. »Halt, Jasper, lass die Weiber nicht durch! Halt sie fest!«
    Benedicta fasste nach Agnes’ Hand. »Sollen wir rennen oder uns umdrehen?«, raunte sie.
    »Wenn wir fortlaufen, werden sie uns einfangen«, erwiderte Agnes mit belegter Stimme. Zögernd drehten sie sich um.
    Der zweite Wächter, ein bulliger Mann mit einem Narbengesicht, gab ihnen ein Zeichen, auf der Stelle zurückzukommen. Aufgeregt teilte er Jasper die Neuigkeit mit. »Vorhin gab ein Bote des Provinzials Bescheid, dass eine Nonne aus Engelthal geflüchtet ist. Wenn wir ihrer habhaft werden, sollen wir sie festhalten und ins Katharinenkloster verbringen. Sie und ihre Helfer haben zwei Klosterknechte auf dem Gewissen. Wir haben die Anweisung, jedes Weib genau zu überprüfen.«
    Bei diesen Worten erschrak Benedicta so sehr, dass sie sogleich am ganzen Körper zitterte und kalkweiß im Gesicht wurde. Selbst Agnes zuckte zusammen, doch dann nahm sie Jasper beiseite und wisperte leise, als solle Benedicta ihre Worte auf keinen Fall hören. »Nun mach schon! Hab Erbarmen. Lass uns gehen! Meine Schwester hat die Bleichsucht. Schau sie dir an, wie weiß sie ist. Sie wird bald sterben. Mach ihr das Leben nicht unnötig schwer. Sonst regt sie sich noch so auf, dass sie nicht mehr rechtzeitig zur Hochzeit kommt. Und sie soll doch als ehrbare Frau von uns gehen, nicht wahr?«
    Jasper warf Benedicta einen mitleidigen Blick zu, bevor er sich an den anderen Wächter wandte. »Wenn das Nonnen sind, dann bin ich der Kaiser!«
    »Das glaube ich aber auch!«, lachte der andere und rümpfte die Nase. »Sie stinken mindestens so wie das Viech, das sie mit sich führen.«
    Benedicta wurde rot vor Scham, aber sie beließ es dabei, die Fäuste zu ballen, statt dem Narbengesicht gepfefferte Widerworte zu geben. Außerdem zog Agnes sie einfach mit sich fort.
    Benedicta verspürte den unbändigen Drang zu

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