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Die Lebküchnerin

Die Lebküchnerin

Titel: Die Lebküchnerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sybille Schrödter
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unschlüssig an.
    »Du glaubst mir nicht, oder?«
    »Doch, ich glaube dir«, erwiderte Agnes. Es klang wenig überzeugend. »Aber wir müssen unseren Weg jetzt hurtig fortsetzen, sonst wird es stockduster, und wir finden die Torgasse nicht«, fügte sie ungeduldig hinzu.
    Mit schnellem Schritt gingen die beiden Frauen weiter. Da tauchte auch schon Sankt Sebald vor ihnen auf. Benedicta blieb stehen und reckte den Hals, um an der Fassade emporzuschauen. »Warte, einen Augenblick!«, bat sie gehetzt. »Ich gehe hinein und bete für uns.« Ohne eine Antwort abzuwarten, war sie schon durch die prächtige Pforte im Innern der Kirche verschwunden.
    Andächtig kniete sie nieder und sprach ihr Gebet. »Lieber Gott, ich bitte dich, lass Julian am Leben und schick ihn zu mir, auf dass er mich finde und wir …« Plötzlich überkam sie die Sehnsucht nach ihm mit einer solchen Heftigkeit, dass es wehtat. Wie habe ich jemals daran zweifeln können, dass ich seine Frau werden will?, fragte sie sich und fuhr mit ihrem Gebet fort. »Lass mich seine Frau werden, gib, dass der Bäcker uns in sein Haus lässt, damit wir in dieser Nacht ein Dach über dem Kopf haben. Mach, dass Agnes keinen Mühlstein mehr im Bauch hat und …« Benedicta zögerte, bevor sie ihr Gebet hastig fortsetzte. »Und, bitte, gib uns auch etwas zu essen.« Sie wollte hastig aufstehen, als sie Artemis’ Zunge auf der Hand spürte. Die treue Hündin war ihr einfach gefolgt. Benedicta verbarg ihr Gesicht in dem weichen Fell des Tieres und flehte: »Und gib, dass alles gut werde!«
    Agnes trat schon ungeduldig von einem Fuß auf den anderen, als Benedicta aus der Kirche kam. Es würde nicht mehr lange dauern, bis sich die Dämmerung in Dunkelheit verwandelte. Benedicta fröstelte. Agnes trieb die Freundin zur Eile an, und dank der Wegbeschreibung des Mönches fanden sie sich kurz darauf in der Torgasse wieder. Diese schlichen sie nun in Richtung des Tiergärtnertores weiter und nahmen dabei jedes Haus in Augenschein. Denn in welchem Haus Anselm wohnte, hatte er Agnes nicht verraten.
    Vor einem der Häuser blieb Agnes wie angewurzelt stehen. »Sieh nur, dort, das Wappen der Bäcker!«, flüsterte sie mit bebender Stimme und deutete aufgeregt auf die Eingangstür.
    »Dann lass uns doch an diese Türe klopfen!«, erwiderte Benedicta betont forsch. Dabei hatte sie einen trockenen Mund vor lauter Aufregung. Gleich würde sich zeigen, ob der Bäcker Anselm ein Ehrenmann war. Das Haus ist klein, dachte sie, aber sie schwieg. Sonst hätte Agnes ihr wieder vorgeworfen, eine verwöhnte Klosterschwester zu sein. Von dem prächtigen Haus, in dem sie einst mit ihrem Vater gewohnt hatte, wollte sie lieber gar nicht reden.
    Agnes sah sich unschlüssig um. Da blieb ihr Blick an einer Tür auf der gegenüberliegenden Seite der Gasse hängen. »Benedicta!«, flüsterte sie. »Dort drüben, das muss auch ein Bäckerhaus sein, aber welches ist nun das richtige?« Vor Aufregung trat sie einen großen Schritt zurück.
    Benedicta stieß einen tiefen Seufzer aus, während das Knurren in ihrem Bauch zu einem Bellen wurde. »Willst du etwa warten, bis dein Anselm aus der Tür eines der beiden Häuser tritt?«
    »Bei Nacht wird er sicher nicht mehr aus dem Haus gehen«, erwiderte Agnes schwach.
    »Dann musst du so lange an die beiden Türen klopfen, bis dein Bäcker öffnet. Oder willst du gar in der Gasse schlafen?«
    »Habt Erbarmen, gebt mir etwas zu essen«, krächzte nun eine Stimme hinter ihnen. Erschrocken fuhr Benedicta herum. Ein Hutzelweib mit gebeugtem Rücken streckte die knochige Hand nach einem Stückchen Brot aus.
    »Wir haben selbst nichts zu essen, gute Alte«, entgegnete Benedicta beschämt.
    Das alte Weib lachte schrill auf. »Dann könnt ihr nicht von hier sein. Sonst wüsstet ihr, dass der alte Geizkragen, vor dessen Tür ihr lauert, euch nicht einmal einen Krümel geben wird.«
    Mit diesen Worten zeigte sie mit ihrem dürren Finger auf das Bäckerhaus auf dieser Seite der Gasse und humpelte, immer noch hässlich lachend, von dannen.
    »Ob wir es doch lieber erst dort drüben versuchen?« Agnes Stimme klang dünn, fast so, als werde sie gleich zu weinen anfangen.
    »Gut, wir gehen zu dem Haus dort drüben. Es sieht auch schöner aus«, entgegnete Benedicta und versuchte, mutig zu klingen, wenngleich sie vor Angst zitterte.
    Trotzdem überquerte sie eilig die Gasse, als könne sie es gar nicht erwarten, nach dem Bäcker Anselm zu fragen. Und sie zögerte keinen

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