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Die Lebküchnerin

Die Lebküchnerin

Titel: Die Lebküchnerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sybille Schrödter
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war?«
    »Hast du nicht den wertvollen Gürtel gesehen, den er über seinem Mantel trug? Der war sicher aus purem Gold.«
    »Nein, ich habe keinen Gürtel gesehen, sondern nur einen schwarzen langen Mantel von der Art, wie ihn kein anständiger Mann trägt.«
    Agnes lachte laut auf. »Aber du kennst doch gar keine Männer außer den Mönchen und deinem Julian.«
    »Eben, der trug stets einen kurzen Mantel, der seine wohlgeformten Beine erkennen ließ und …« Benedicta unterbrach sich hastig und schlug erschrocken die Hand vor den Mund. »Aber denk jetzt bloß nicht, ich hätte ihm unziemlich auf seine Beine gestarrt!«, versuchte sie sich herauszureden.
    »Aber Benedicta, warum denn nicht? Du wolltest ihn immerhin heiraten …«
    »Was heißt: Du wolltest? Ich will ihn immer noch heiraten, und sobald ich in Nürnberg bin, werde ich nach ihm suchen.«
    »Du glaubst also, dass er noch lebt?«
    Benedicta seufzte. »Ich habe heute Nacht, während du tief und fest geschlafen hast, zu Gott gebetet, er möge seine schützende Hand über ihn halten und ihn nicht dafür bestrafen, dass er sich versündigte, als er mit mir flüchtete. Und außerdem fiel mir ein, dass mein Vater einst sein Lieblingspferd von seinen Qualen erlöste. Und mein Vater war ein guter Mensch.«
    »Siehst du? Das habe ich dir gleich gesagt. Ich glaube auch fest daran, dass dein Julian noch lebt. Warum sollte der hohe Herr einen Toten mitnehmen?«, entgegnete Agnes.
    »Ja, schon, aber sag mir eins: Warum sollte er ihn retten? Einen Fremden, den er im Wald findet?«
    Agnes zuckte mit den Achseln, bevor ihr Blick zu dem Hund wanderte, der ihr gerade über die Hand leckte, was sie sich zu Benedictas größtem Erstaunen sogar gefallen ließ.
    »Wir nehmen ihn mit. Anselm wird es schon verstehen, wenn ich ihm sage, dass er mir das Leben gerettet hat. Viel schwieriger wird es sein, ihm überhaupt zu erklären, warum ich plötzlich vor seiner Tür stehe. Ich kann nur hoffen, dass er inzwischen mit seinem Vater gesprochen hat. Nicht dass der uns fortjagt, weil Anselm bereits der Tochter des Weißbäckers versprochen ist.«
    »Ach, liebe Agnes, mach dir nicht solche Sorgen! Wenn sein Herz dir gehört, hat er seinen Vater längst davon überzeugt, dass du die richtige Braut für ihn bist. Doch was wird er sagen, wenn du mich so einfach mitbringst?«
    »Wenn ich im Haus des Bäckers willkommen bin, dann wirst auch du willkommen sein, liebe Schwester Brunhild.«
    Benedicta schmunzelte. Brunhild? Wie das klang! Schwester Brunhild? Mit einem Ruck wandte sie sich der Freundin zu.
    »Agnes, ich weiß jetzt, wer ich bin!« Sie lachte.
    »Und wer bist du?«, hakte Agnes nach.
    »Das ist doch ganz einfach. Ich bin deine Schwester Brunhild, die du mit in die große Stadt genommen hast, weil …«
    »Genau!«, rief Agnes und fügte listig hinzu: »Weil sie auch einen braven Mann aus der Stadt heiraten wird.«
    Benedicta musterte die Freundin zweifelnd. »Und wenn sie fragen, wen ich zu heiraten beabsichtige?«
    »Dann sagen wir einfach: einen rechtschaffenen Zeidlermeister.«
    »Warum einen Zeidler?«, fragte Benedicta verwirrt.
    Agnes rollte mit den Augen. »Weil die Zeidler meist fesche Mannsbilder sind, die nur einmal im Jahr aus dem Reichswald kommen und sich in Nürnberg blicken lassen, wenn sie ihren Honig liefern. Das erklärt, warum du, meine liebe Schwester, mit mir unter einem Dach wohnst, bis ihr Hochzeit haltet. Denn das kann dauern.«
    »Gut, dann bin ich eben einem Zeidler versprochen«, lachte Benedicta, doch dann wurde sie gleich wieder ernst. »Ich hoffe so sehr, dass der Fremde Julian nach Nürnberg gebracht hat. Dann muss ich ihn nur finden, und dann wird vielleicht noch alles gut. Ich werde seine Frau, und wir werden glücklich.« Ihre Stimme klang belegt.
    »Das klingt nicht recht überzeugend«, gab Agnes zu bedenken. »Fürchtest du dich gar davor, ihn wiederzusehen?«
    Benedicta blickte verlegen zur Seite. »Nein, so ist es nicht. Ich wünsche mir nichts sehnlicher, als ihn wohlbehalten in die Arme zu schließen. Es ist nur so, dass ich mich davor fürchte, seine Ehefrau zu werden. Als ich hinter den Klostermauern davon träumte, waren die Träume so süß, aber jetzt haben sie einen bitteren Beigeschmack.«
    »Aber wovor fürchtest du dich denn? Wenn er am Leben ist und dich heiratet, wird er dich beschützen. Du wirst in Reichtum leben. Du wirst Kinder bekommen …«
    Benedicta stöhnte laut auf. »Das ist es ja gerade. Ich habe Keuschheit gelobt

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