Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Lebküchnerin

Die Lebküchnerin

Titel: Die Lebküchnerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sybille Schrödter
Vom Netzwerk:
sollte kaum glauben, dass Ihr eine Klosterschwester von hohem Stand seid. Aber nun gut, ich werde Euch aufnehmen, aber nur, bis Ihr wieder bei Euresgleichen weilen könnt!«
    »Ich hoffe, das ist bald so weit«, erwiderte Benedicta schnippisch.
    Agnes blickte verzweifelt von ihrem Bräutigam zu ihrer Freundin. »Bitte hört auf! Viel wichtiger ist doch die Frage: Wo sollen wir hin, bis du mit deinem Vater gesprochen hast?«
    »Keine Sorge, mein Lieb«, flüsterte Anselm zärtlich und küsste Agnes noch einmal. Dann wandte er sich an Benedicta. »Ihr beide steigt hinauf in den Speicher. Dort lagert nur das Mehl, das man uns heute gebracht hat. Und verhaltet euch still!«
    Agnes wollte den Fuß auf die erste Treppenstufe setzen, da wurde die Tür zur Backstube aufgerissen, und Anselms Vater, Bäckermeister Crippin Heller, stand in der Diele.
    »Wer ist das denn?«, fragte er mit fassungslosem Blick auf die zwei Frauen und ihren Hund. Dann wandte er sich mit strenger Miene an seinen Sohn. »Anselm, das geht entschieden zu weit. Ich habe den Bettelweibern Brot gegeben. Das ist mehr, als das Gesindel verdient. Ich tue es nur aus reiner Christenpflicht. Aber dass du sie in unser Haus einlässt, das dulde ich nicht«, raunzte er.
    Als sich Agnes und Benedicta nicht vom Fleck rührten, schrie er: »Hinaus mit euch!«
    Anselm zögerte einen winzigen Augenblick lang, doch dann stellte er sich schützend vor Agnes. »Vater, das … das ist kein Bettelweib«, stammelte er mit bebender Stimme. »Das ist meine … meine Braut. Ich … ich …«
    Meister Heller lachte höhnisch auf. »Deine Braut? Das wüsste ich aber. Deine Braut ist die Tochter Meister Burchards und keine andere.«
    »Aber Vater, ich habe Lukarde noch gar keinen Antrag gemacht. Ich bin ein freier Mann.«
    »Das bist du nicht! Du weißt genau, wie ihr Vater unser Geschäft beäugt und dass er dich zum Schwiegersohn möchte.«
    »Ich möchte Lukarde aber nicht zur Frau«, entgegnete Anselm trotzig.
    »Seit wann sucht sich der Sohn die Braut allein aus? Der Pakt ist längst geschlossen zwischen Meister Burchard und mir. Also, hör auf mit diesem Unsinn und schick die beiden Weiber fort!« Wütend funkelte er seinen Sohn an, und dann fiel sein Blick auf Benedicta. »Und wer bist du? Auch Anselms Braut?«
    »Nein, ich bin die Schwester und flehe Euch an, Herr: Gebt Euren Segen zu dieser Hochzeit!«
    »Weib, was hast du dich einzumischen? Ich zähle bis drei. Dann seid ihr mitsamt dem Köter aus dem Haus!«
    »Aber Ihr könnt meine Schwester nicht fortjagen. Die Liebe zwischen Eurem Sohn und ihr ist nicht folgenlos geblieben. Glaubt Ihr, sonst hätte sie sich auf den langen Weg nach Nürnberg gemacht und Euren Sohn aufgesucht, ohne dass bereits Verlobung gewesen ist?«
    Crippin war leichenblass geworden.
    Anselm starrte Benedicta mit einer Mischung aus Entsetzen und Bewunderung an.
    »Sag, dass das nicht wahr ist. Sag, dass du das Weib dort nicht geschwängert hast!«, brüllte der Bäckermeister.
    Anselm räusperte sich. »Es tut mir leid, Vater«, sagte er leise. »Aber es ist die Wahrheit. Wir können sie nicht fortjagen. Wenn Meister Burchard Wind davon bekommt, gibt er mir seine teure Lukarde ohnehin nicht mehr zur Frau.«
    Crippins Antwort war eine schallende Ohrfeige, die er seinem Sohn verpasste. Danach raufte er sich die schütteren Haare und jammerte. »O weh, o weh, das wird er mir nie verzeihen. Er hat die älteren Rechte in dieser Gasse, und ich muss nach seiner Pfeife tanzen, wenn ich mir keinen Ärger einhandeln will. Er hat mir das Leben immer schwergemacht und verlangt, dass beide Bäckerhäuser sich unter einem Namen vereinigen. Sie sollen seinen Namen tragen. Mit der Hochzeit unserer Kinder wäre der alte Zwist begraben gewesen, und ich hätte endlich meine Ruhe gehabt. Wie konntest du mir das nur antun?«
    Anselm senkte betreten den Kopf. »Vater, ich liebe dieses Mädchen, und da ist es über mich gekommen. Hab keine Angst vor dem Weißbäcker! Ich weiß doch, dass du ihn im Grunde deines Herzens nicht leiden kannst. Und seine verwöhnte Tochter ebenso wenig.«
    »Ich stopfe dir gleich dein freches Maul«, schimpfte Crippin. Etwas versöhnlicher fügte er hinzu: »Mädchen, komm her und lass dich ansehen! Ich tue dir nichts. Du musst dich nicht hinter meinem Sohn verstecken.«
    Zögernd trat Agnes hinter Anselms Rücken hervor. Meister Heller begutachtete sie wie ein Stück Vieh und murmelte schließlich: »Sie ist kräftiger als Lukarde und

Weitere Kostenlose Bücher