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Die leere Wiege: Roman (German Edition)

Die leere Wiege: Roman (German Edition)

Titel: Die leere Wiege: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruth Dugdall
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du aussiehst«, sagte ich.
    Emma zupfte an dem zu kurzen Rock und richtete die Träger des Kleids. »Ja, aber ich war schon so lange nicht mehr bei einem festlichen Anlass und weiß gar nicht mehr, wie ich mich da benehmen soll. Seit Lukes Geburt ist mein Gehirn zu Brei geworden, und bei Pferden kenne ich mich auch nicht aus.«
    »Ach, mach dir keine Sorgen«, tröstete ich sie. »Wette einfach auf die Pferde mit den schönsten Namen und trink ein paar Gläser Wein, um dich zu entspannen.«
    »Meinst du?«
    »Ja. Alle werden dich bewundern.«
    Dominic wartete an der offenen Haustür, doch Emma blieb vor dem Flurspiegel stehen und rückte ihren Hut zurecht. Als sie mir lang und breit erklärte, welches Spielzeug Luke am liebsten möge und zu welchen Uhrzeiten er seine Flasche bekommen solle, kostete es mich große Überwindung, sie nicht anzuschreien, sie solle endlich verschwinden.
    »Ich habe die Flasche schon fertig gemacht. Sie liegt im Kühlschrank«, verabschiedete sie sich endlich.
    Vom Fenster aus verfolgten Luke und ich, wie die beiden ins Auto stiegen. Ich wedelte mit seinem Arm, damit es aussah, als würde er ihnen einen Abschiedsgruß zuwinken.
     
    Es war ein so schöner, klarer Frühlingstag, dass ich Lust bekam, mit Luke im Kinderwagen durch die Straßen zu spazieren. Allerdings nicht in seinem, sondern in dem, den ich für Joel gekauft hatte und der schon zusammengeklappt im Kofferraum meines Wagens bereitlag. Ich holte ihn hervor, diesen makellosen Kinderwagen, von dem ich mich nicht hatte trennen können, als hätte ich gewusst, dass ich ihn eines Tages brauchte. Ich trug ihn ins Haus und hob Luke aus seiner blauen Babywippe.
    »Sieh mal«, sagte ich. »Das ist dein neuer Kinderwagen. Gefällt er dir?«
    Beim Klang meiner aufgeregten Stimme quietschte Luke vor Freude und strampelte mit den Beinen. Ich legte ihn auf das Kissen und dachte, dieses Vergnügen hätte ich so viele Male haben können. Es stand mir zu.
    Gemächlich schob ich den Wagen durch die Straßen, redete mit Luke und zeigte ihm die Vögel, Hunde und Autos. Ein Baby zieht unweigerlich Menschen an, sodass immer wieder Frauen stehen blieben, in den Wagen schauten und meinen Jungen bewunderten. Großzügig ließ ich es geschehen und gab die gewünschten Auskünfte.
    »Drei Monate alt. O ja, ein sehr braves Baby. Nach der Geburt war er kränklich, aber jetzt wächst und gedeiht er.«
    Nach einer Weile wurde Luke unruhig, und ich beschloss, ihn in unsere Wohnung mitzunehmen.
    Als ich den Wagen in unseren Hauseingang schob, ahnte ich, wie sich ein frischgebackener Ehemann fühlt, der mit seiner Braut über die Schwelle schreitet und weiß, dass jetzt ein neues Leben beginnt. Ich trug Luke die Treppe hoch, öffnete die Wohnungstür und brachte ihn in das Kinderzimmer, das ebenso makellos war wie der Kinderwagen. Ich zeigte ihm das Bettchen aus Kirsche, den Teddybären in seiner feinen Weste, den noch nie ein Kind geknuddelt hatte, und das Amselnest. Ich erzählte ihm, wie die jungen Vögel damals umgekommen waren.
    Danach war es Lukes Zimmer, und alles darin gehörte ihm.
     
    Kurz nach fünf Uhr nachmittags kehrten Emma und Dominic zurück. Emma schwankte, und als sie mir Luke aus den Armen nahm, roch ich ihre Alkoholfahne. Ihr Mann wirkte verstimmt.
    »Ihr seid früh dran«, sagte ich.
    Dominic schüttelte seine Jacke ab. »Weil Emma es übertrieben hat«, entgegnete er verärgert. »Noch vor dem Hauptgang hatte sie eine ganze Flasche Champagner geleert.«
    Er ging in die Küche. Ich hörte die Kühlschranktür und wie er eine Bierflasche zischend öffnete. Emma war zu betrunken, um überhaupt irgendetwas zu registrieren. Ich nahm ihr Luke ab, aus Angst, sie könnte ihn fallen lassen.
    Dominic kam zurück und trank aus der Flasche. Dass ich noch immer da war, schien er vergessen zu haben. »In meinem ganzen Leben habe ich mich noch nicht so geschämt.«
    »Ach, halt doch die Klappe«, schlug Emma zurück. »Wann gibt’s bei uns denn mal Champagner? Und warum hast du mir nicht vorher gesagt, wie hochgestochen diese Leute sind?«
    »Diese Leute sind die Eltern meiner Schüler und damit diejenigen, die mein Gehalt zahlen.«
    »Sie waren sterbenslangweilig, Dominic. All das Gerede über Jockeys und Trainer und Handicaps. Nicht einer von ihnen hat sich für mich und mein Leben interessiert. Nicht ein Einziger.«
    »Wahrscheinlich weil du die ganze Zeit gelallt hast und sie Angst hatten, du würdest deinen Wein verschütten.«
    Emma warf ihm

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