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Die leere Wiege: Roman (German Edition)

Die leere Wiege: Roman (German Edition)

Titel: Die leere Wiege: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruth Dugdall
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fehlt. Eines Tages rief sie mich deswegen an, doch als ich nach Hause kam, hing der Schlüssel an Ort und Stelle, gleich neben der Hintertür.«
    »Haben Sie diese Zwischenfälle gemeldet?«
    Dominics Lippen kräuselten sich spöttisch. »Etwa der Polizei? Ich bitte Sie. Wahrscheinlich hat Emma sich bloß etwas eingebildet, denn der einzige Mensch, der hier herumschleichen würde, sitzt im Gefängnis. Meine Frau hat sehr viel mitgemacht und wird sich nie mehr sicher fühlen. Daran wird auch unser Baby nichts ändern.«
    Cate hörte Schritte auf der Treppe. Gleich darauf erschien Emma im Türrahmen und sprach leise mit dem Mädchen in ihren Armen. Es trug einen rosa Strampelanzug und hatte rotgoldene Löckchen.
    »Was für ein niedliches Kind«, sagte Cate. »Wie heißt es denn?«
    Emma küsste das Baby auf die Wange. »Hope«, antwortete sie. »Denn unsere Kleine ist unsere ganze Hoffnung.« Sie setzte das Kind in eine rosa Babywippe mit gelben Sternen.
     
    Aufgewühlt stieg Cate in ihren Wagen. Tränen brannten in ihren Augen. Einen Moment saß sie da und versuchte, sich wieder zu fassen, doch das, was sie da eben gehört hatte, sprach sie als Mutter an, und die Bewährungshelferin trat in den Hintergrund.
    Sie ließ ihren Tränen freien Lauf.
    Emma hatte den Tod ihres ersten Kindes nie verwunden und litt darunter, dass sie Rose Wilks damals in ihr Haus gelassen hatte. Hätte sie es nicht getan, würde Luke jetzt noch leben, könnte umhertollen, spielen und sich bei kleinen Kümmernissen in die Arme seiner Mutter flüchten.
    Wie leicht so ein Leben ausgelöscht werden kann. Und welche Mutter kam je über den Tod eines geliebten Kindes hinweg? Cates Leben wäre zu Ende, würde Amelia sterben.
    Wie konnte Rose es überhaupt wagen, nach vier Jahren Haft auf ihre Freilassung zu hoffen? Emma und Dominic würden nie frei sein, sie würden nie von ihrem Leid erlöst werden. Wäre Rose in jener Nacht nicht im Haus der Hatchers gewesen und hätte sich keine Zigarette angesteckt – nein, dieser Gedanke führte zu nichts. Egal, ob mit oder ohne Absicht: Rose hatte das Feuer ausgelöst, in dem der kleine Luke Hatcher umgekommen war.
    Noch immer als Mutter startete Cate den Motor und dachte, was für eine Tragödie die Hatchers erlitten hatten. Eine grausame, sinnlose Tragödie .

44.
     
    Eintrag in mein schwarzes Buch
     
    Emma hatte in der Nähe keine Angehörigen, deshalb bat sie mich immer häufiger, auf Luke aufzupassen, wenn sie zur Post fuhr oder einkaufen ging. Jedes Mal sagte ich, sie könne sich mit der Rückkehr Zeit lassen, und sie ging nur zu gern darauf ein. Nach und nach verabredete sie sich sogar mit alten Bekannten zum Lunch, verschickte und empfing SMS, nach denen sie mich bat, bei Luke zu bleiben, denn es gebe da jemanden, mit dem sie sich treffen wolle. Die Zeit ohne Luke schien sie zu genießen, denn wenn sie zurückkam, hatte sie oft gerötete Wangen und wirkte glücklich.
    Eines Tages fragte mich Emma, ob ich Luke einen ganzen Tag beaufsichtigen könne, denn sie und Dominic wollten ihren Hochzeitstag feiern. Ich an ihrer Stelle hätte das zwar als Familie getan und einen Ausflug zu dritt gemacht, doch die beiden wollten ohne Luke zusammen sein. Mir war das mehr als recht, denn da sie erst am Abend zurückkehren würden, konnte ich mit Luke mein eigenes kleines Fest veranstalten.
    Als ich an dem Tag bei den Hatchers eintraf, lief Dominic mit stolzgeschwellter Brust umher und prahlte, dass er in Newmarket in eine Loge eingeladen worden sei. Die Ehre verdanke er dem Vater eines Schülers, einem einflussreichen Geschäftsmann, der ein Rennpferd besitze. Ich gab mich beeindruckt und betrachtete Dominic, der sein weißes Haar mit Gel geglättet hatte und ein pinkfarbenes Hemd trug, das nicht seinem Alter entsprach. Ich lobte ihn für sein schickes Aussehen und dachte, dass er einfach nur armselig war. Einen Moment lang bewunderte er sich im Flurspiegel, doch dann wurde er ungeduldig und rief zu Emma hinauf, sie solle sich beeilen.
    Sie kam mit Luke die Treppe herunter. Ich rief seinen Namen, und er strahlte mich an. Als Emma ihn mir reichte, stieß er ein fröhliches Glucksen aus, und ich küsste seinen Schädel, auf dem sich die rotgoldenen Haare kringelten. Dann begutachtete ich Emma, die ein lächerlich kurzes rosa Kleid mit passendem Hut trug. Das Kleid spannte über ihrem Bauch, denn so zierlich sie auch war, sie hatte die Figur von vor der Schwangerschaft noch immer nicht zurückgewonnen.
    »Wie hübsch

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