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Die leere Wiege: Roman (German Edition)

Die leere Wiege: Roman (German Edition)

Titel: Die leere Wiege: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruth Dugdall
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»Möchten Sie mir von Ihren Träumen erzählen?«
    Dominic trommelte auf die Armlehne seines Sessels.
    »Ja«, murmelte Emma. »Als Luke zwei Monate alt war, fing es an. Immer dann, wenn Dominic nachts im Internat schlief. Es waren keine richtigen Albträume, aber sie ängstigten mich trotzdem. Ich träumte, jemand sei im Haus, in Lukes Zimmer und manchmal auch in meinem Bett. Es wirkte so real, denn ich spürte, dass jemand mich berührte und küsste. Nach einer Weile dachte ich, es müsse an den Schlaftabletten liegen, doch dann fand ich eines Morgens etwas. Eine Taschenlampe, die auf der Seite lag, auf der Dominic schläft.« Sie rang nach Atem und sah Cate mit schreckgeweiteten Augen an, so als sähe sie alles wieder deutlich vor sich.
    »Gehörte die Taschenlampe Rose?«, fragte Cate.
    »Anfangs dachte ich, Dominic hätte sie dort liegen gelassen, daher legte ich sie in die Küchenschublade und vergaß die ganze Sache. Erst hinterher, nach dem Brand, erinnerte ich mich wieder daran und zeigte sie Dominic, der die Lampe noch nie gesehen hatte. Dann fielen mir die Träume ein, und ich war mir nicht mehr sicher, ob es wirklich Träume gewesen waren. Vielleicht ist sie es ja gewesen.«
    »Sie meinen, Rose hat Sie nachts berührt?«
    »Natürlich war es diese Irre!« Dominic sprang auf. »Warten Sie, ich werde Ihnen etwas zeigen.« Er verließ den Raum. Gleich darauf kehrte er mit einer Tragetasche zurück und schüttete den Inhalt auf den Boden. Cate erkannte weißen Stoff, aus dem bei näherem Hinsehen ein Kleid wurde – ein zerfetztes Kleid.
    »Das war mein Hochzeitskleid«, flüsterte Emma, beugte sich hinab und strich darüber. »Das hat sie getan.«
    »Erkennen Sie jetzt, wie wahnsinnig diese Person ist?«, brach es aus Dominic hervor. »Nachts, wenn wir schliefen, ist sie durch unser Haus geschlichen. Sie hat das Feuer gelegt, in dem unser Sohn umgekommen ist – ein kleines Kind, das nicht einmal sein erstes Weihnachtsfest erleben durfte. Und Sie glauben, diese Mörderin verdient es, frei zu sein?«
    Emma fing an zu weinen und streckte eine Hand nach ihrem Mann aus. Er umschloss sie und warf Cate einen verbitterten Blick zu. Plötzlich begann oben im Haus ein Baby zu schreien.
    Dominic ließ Emmas Hand fallen und stand auf.
    »Nein, lass nur«, sagte Emma und wischte ihre Tränen fort. »Ich geh schon.«
    Oben wurde das Weinen des Babys von den besänftigenden Worten der Mutter abgelöst.
    »Wir haben eine kleine Tochter«, erklärte Dominic.
    »Das wusste ich nicht«, antwortete Cate. »Wie alt ist sie?«
    »Acht Monate. Sie können sich nicht vorstellen, wie wir uns seit ihrer Geburt fühlen. Natürlich löscht es unseren Schmerz nicht aus, das wird uns nie gelingen, aber zumindest haben wir jetzt wieder einen Grund zu leben.«
    Cate nickte teilnahmsvoll.
    »Nach Lukes Tod sah es eine Zeit lang so aus, als hielte uns nichts mehr zusammen und wir würden uns scheiden lassen. Doch dann wurde Emma wieder schwanger, und alles hat sich geändert. Unser kleines Mädchen hat uns gerettet.«
    »Hat es auch Ihrer Frau geholfen, mit ihrem Leben weiterzumachen?«
    Dominic fuhr sich durch die Haare. »Es hat ihr einen Grund gegeben, morgens aufzustehen und das Haus zu verlassen, um Besorgungen zu machen. Bei Luke hatte sie immer über Müdigkeit geklagt, das tut sie jetzt nicht mehr. Wir sind einfach dankbar. Doch, ich glaube, seit der Geburt unserer Tochter geht es Emma wieder besser, auch wenn sie immer noch Beruhigungstabletten nimmt.«
    Über ihnen begann das Baby wieder zu weinen.
    »Nach Lukes Tod«, fuhr Dominic fort, »konnte sie es nicht ertragen, allein im Haus zu sein. Ich musste mich beurlauben lassen, um bei ihr zu sein. Nachts hatte sie Albträume und hörte Stimmen. Das hat sich nach der Geburt unserer Kleinen gelegt, obwohl Emma seit Kurzem …«
    »Was?«
    »Ich möchte nicht, dass Sie mich falsch verstehen, denn ich halte meine Frau nicht für geistig labil, trotzdem sollen Sie wissen, wie viel Schaden diese Rose Wilks in unserem Leben angerichtet hat. In den letzten Wochen haben Emmas Albträume wieder begonnen, wahrscheinlich weil sie Angst hat, die Mörderin unseres Sohnes könnte demnächst freigelassen werden.«
    Dominic glättete eine Falte auf seiner Hose.
    »Emma schwört, dass sie eine fremde Person um unser Haus hat schleichen sehen. Ein Mädchen oder eine junge Frau, die in unsere Fenster gespäht hat. Emma war auch der festen Überzeugung, dass der Schlüssel zu unserer Hintertür

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