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Die leere Wiege: Roman (German Edition)

Die leere Wiege: Roman (German Edition)

Titel: Die leere Wiege: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruth Dugdall
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über die Sicherheitsvorkehrungen ist doch ein Witz, oder? Nagelfeilen und Handys, wenn ich das schon höre. Wir haben unsere Handys in Schließfächern, und die Gefangenen verstecken sie unter der Matratze. Wir tun hier doch alle nur so als ob. Dabei wird der größte Schaden durch heißes Wasser angerichtet«, fügte er hinzu. »Auf jedem Flur steht ein Wasserkocher.«
    »Ich glaube, sie wollte mir Angst einjagen.« Der Vortrag der Leiterin des Sicherheitsdienstes war ihr an die Nieren gegangen.
    »Tja«, sagte Paul. »Willkommen im Irrenhaus. Im Gefängnis arbeiten einige sehr merkwürdige Menschen. Denken Sie einfach daran, auf welcher Seite Sie stehen, dann kann Ihnen nichts passieren. Und bitte versuchen Sie nicht, die Welt zu verändern, denn wenn Sie gegen das System angehen, werden Sie verlieren.«
    »Wright hat gesagt, Sie könnten mich auf meinen ersten Fall vorbereiten.«
    »Du liebe Güte, sind Sie immer so eifrig? Aber bitte, es geht um das Gutachten über eine Perverse.«
    »Eine Perverse?«
    »So nennen wir hier alle, die Kindern etwas angetan oder sich an ihnen vergangen haben. Bei diesem Fall geht es um eine Kindesmörderin. Ihr Name ist Rose Wilks.«
    Eine Kindesmörderin . Cates Magen verkrampfte sich. »Wie ist sie denn so?«
    »Ich bin ihr bisher nur ein einziges Mal begegnet. Als sie hier ankam. Da hatte sie schon ein paar Gefängnisrunden hinter sich, und das sieht man ihr an. Verhärtet. Abstoßend. Das hier ist ihr viertes Gefängnis in vier Jahren. Für sie gilt Regel zweiundvierzig.«
    Cate runzelte die Stirn. »Was heißt das?«
    »Das heißt, dass sie in einem Spezialflügel untergebracht worden ist. Die Regel steht für gefährdete Gefangene, die sich alle in Flügel D befinden. Einige zum Schutz vor sich selbst. Andere, wie Kindesmörder, werden gewöhnlich vor den anderen Gefangenen geschützt.«
    »Haben Sie den Fallbericht der Frau vorliegen?«
    »Nur ihr Strafregister. Typisch Gefängnis. Die Fallakten kommen, wenn überhaupt, zu spät. Sie wurde zu acht Jahren verurteilt. Wegen Totschlags. Vier hat sie mittlerweile hinter sich.«
    »Also könnte sie in wenigen Wochen frei sein, falls sie Bewährung bekommt.«
    »Die Bewährungskommission tagt in fünf Wochen. Demnach könnte sie schon in sechs Wochen frei sein. Aber nur wenn sie hier zu einer Heiligen geworden ist, schließlich hat sie ein Baby ermordet.«
    »Eben haben Sie noch von Totschlag gesprochen.«
    »Ach, Sie wissen doch selbst, wie die Geschworenen sind, wenn der Verteidiger weiß, wie man eine gute Show abzieht. Wahrscheinlich waren sie nachsichtig, denn Rose war zum Tatzeitpunkt depressiv.« Paul erzählte Cate von dem Brand und davon, wie der kleine Junge umgekommen war.
    »Großer Gott! Das ist ja entsetzlich!«, rief sie.
    »Sicher, aber so was kommt vor.«
    »Wann kann ich mit der Frau sprechen?«
    Paul warf einen Blick auf die Uhr. »Warum nicht gleich? Ich begleite Sie zum Ausbildungstrakt. Ab da sind Sie dann auf sich gestellt.«
     
    Cate betrat den Ausbildungstrakt und war wie betäubt von dem Lärm, der ihr entgegenschallte. Das Knallen zuschlagender Türen hallte von den kahlen Wänden wider, aus den vergitterten Fenstern der Zellentüren drangen laute Frauenstimmen, Gefängniswärter brüllten, alles durchsetzt vom Kreischen der Möwen, die das Gebäude umschwirrten.
    Auf dem Flur stand Dave Callahan, der sich offenbar mit einem nervös wirkenden Kollegen amüsierte. Der junge Wärter trug ein so neues Hemd, dass noch die Knickfalten aus der Verpackung zu erkennen waren. Als er Cate bemerkte, straffte der junge Mann die Schultern. Sein Blick glitt über ihren Körper, verstohlen, wie es sexuell unerfahrene Männer tun.
    »Da kommt ja unser neues Bewährungsmädel«, rief Dave.
    Cate ignorierte ihn und reichte dem scheuen jungen Mann die Hand. »Cate Austin, Bewährungshelferin.«
    »Mark Burgess.« Sein Händedruck war schlaff und feucht.
    Callahan grinste. »Mark hat erst vor ein paar Wochen die Schule verlassen. Ist doch so, oder?«
    Mark wurde rot. »Die Universität.«
    »Ach, richtig, der Junge ist ja gebildet. Trotzdem will er in diesem Saustall hier arbeiten.« Callahan lachte.
    »Sind Sie hier als Trainee?«, fragte Cate.
    »Genau. Die ersten beiden Jahre als Wärter. Falls ich rasch aufsteige, könnte ich mit fünfundzwanzig Gefängnisdirektor sein.«
    Callahan bog sich vor Lachen. »Dann solltest du dir aber besser einen Bart stehen lassen«, stieß er, nach Atem ringend, hervor. »Sonst denken

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