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Die leere Wiege: Roman (German Edition)

Die leere Wiege: Roman (German Edition)

Titel: Die leere Wiege: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruth Dugdall
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der oberen Fenster zurückzuckte. Er hatte nach ihr Ausschau gehalten. Sie drückte auf die Klingel.
    Ein hochgewachsener Mann öffnete ihr die Tür. Cate schätzte ihn auf einen Meter fünfundachtzig. Er war schlank und wahrscheinlich Mitte dreißig. Gut aussehend, mit hohen Wangenknochen, das dichte rotblonde Haar hing ihm in die Augen. Dass dieser attraktive Mann Rose Wilks geheiratet hatte, wollte ihr kaum in den Sinn.
    »Mr Wilks? Mein Name ist Cate Austin. Ich komme von der Bewährungshilfe.«
    Einen Moment lang musterte er sie von Kopf bis Fuß. Dann öffnete er die Tür ein Stück weiter und ließ sie eintreten. Cate blickte in einen engen Flur und bemerkte die Werbepost auf dem Läufer.
    »Es ist ein bisschen unordentlich.« Er betrachtete die Briefe, als wären sie ihm gerade erst aufgefallen und hätten nichts mit ihm zu tun. Als wohnte er in einem fremden Haus. Dann führte er Cate die Treppe hoch, zögernd oder widerwillig.
    In der Diele lag eine Jeansjacke auf einem Stuhl. Das Telefon stand auf einem Berg Telefonbücher. Hinter den Heizkörper waren Mülltüten gestopft.
    »Mein Name ist übrigens Clark, nicht Wilks«, sagte er über die Schulter. »Rose und ich sind nicht verheiratet.«
    Das hatte die Gefangene ihr gar nicht gesagt.
    Er betrat ein zur Straße gelegenes kleines Wohnzimmer. Cate folgte ihm. Ihr Blick wanderte über das dreisitzige Sofa mit dem Bezug aus beigefarbener Chenille und den Kissen mit den Fransen. Dann weiter zu einem steifen Sessel und dem Fernseher in der Ecke, aus dem das belanglose Geplapper einer Seifenoper tönte. Die Möbel sahen aus wie aus den Fünfzigerjahren. Überall stand irgendein Krimskrams oder lagen Papiere herum.
    Jason Clark schien sich unwohl zu fühlen, als wäre er in eine Unterhaltung geplatzt und versuche, das Thema zu ergründen. »Möchten Sie etwas trinken? Einen Kaffee vielleicht?«
    »Gern.«
    Sonst lehnte sie bei ihren Hausbesuchen derlei Angebote ab, diesmal jedoch nicht. Diesmal wollte sie einen Moment lang alleine bleiben und den Raum auf sich wirken lassen. Cate setzte sich auf das Sofa, das unter ihrem Gewicht nachgab. Sie spürte die Federn unter sich.
    Auf der Fensterbank standen Fotos und Postkarten. Einige andere waren auf den Teppich gefallen. Der Fernseher lief noch immer. Ihr Blick fiel auf die CDs, die auf dem Boden verteilt lagen, glitt über die gestapelten Tageszeitungen und blieb an einer leeren Pizzaschachtel hängen. Alles Zeichen eines allein lebenden Mannes, der nicht gelernt hatte, Ordnung zu schaffen. Auf den wenigen freien Stellen des Sofatischs waren Ränder von Tassen und Gläsern zu erkennen. In der Mitte standen eine ungeöffnete Dose Bier und ein Aschenbecher voller Kippen. Daneben lag ein Handy. Auf dem Sofa entdeckte sie einen Karton Papiertaschentücher und einen Berg ungeöffneter brauner Briefumschläge, vermutlich Rechnungen.
    Jason Clark ließ sich Zeit, doch die Küche befand sich gleich hinter der dünnen Wand, und Cate hörte eine Schranktür zuschlagen. Dann wurde der Kühlschrank geöffnet und wieder geschlossen. Als Roses Lebensgefährte zurückkehrte, stellte er einen Becher Kaffee vor Cate auf den Tisch und setzte sich ans andere Ende des Sofas. Sich selbst hatte er nichts zu trinken mitgebracht. Er zog eine Zigarette aus dem Päckchen Silk Cut und steckte sie sich an. Seine Brust hob und senkte sich. Er stützte die Ellbogen auf die Knie und sog an seiner Zigarette.
    »Ich hatte es Ihnen ja schon geschrieben«, begann Cate. »Es geht um das Bewährungsgutachten für Ihre Frau … Verzeihung … Ihre Partnerin.«
    »Das weiß ich schon von Rose.«
    »Bisher habe ich mich zweimal mit Rose unterhalten. Unsere Gespräche bilden die Grundlage für meinen Bericht. Aber darüber hinaus kommt es auf Ihre Aussage an.«
    »Wozu soll die gut sein?«
    Cate antwortete mit Bedacht. »Mitunter hat jemand gemischte Gefühle, was die Freilassung seines Partners angeht. Immerhin ist Rose schon seit mehreren Jahren im Gefängnis. Ihre Freilassung würde für Sie beide eine Umstellung bedeuten.«
    Er knabberte an einem Fingernagel. Als es ihm bewusst wurde, hörte er auf. »An so was bin ich gewöhnt.«
    »Aber dass Rose im Gefängnis ist, muss Ihr Leben doch beeinträchtigt haben.«
    »Ich wusste schon vorher, wie beschissen das Leben ist. Dass sie ins Gefängnis kam, war nur noch ein weiterer Beweis.«
    »Und dennoch ist es nicht einfach, oder?«
    »Ich besuche sie ja jeden Monat, schicke ihr Postkarten und so. Ich tu,

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