Die leere Wiege: Roman (German Edition)
was sich gehört.« Es klang, als rechtfertige er sich.
Cate trank einen Schluck Kaffee. Er war zu stark, und der Zigarettenrauch ließ sie schwindeln.
»Rose sagt, dass Sie Maurer sind.«
»Vorübergehend. Normalerweise arbeite ich in der Gastronomie, aber zurzeit ist da nicht viel los. Die Leute haben kein Geld, um auswärts essen zu gehen.«
Cate trank den nächsten Schluck. Nur um das Eis zu brechen, hatte sie ihm ein, zwei Fragen gestellt, auf die sie die Antworten bereits kannte. Abgesehen davon erfährt niemand gern, dass ein Fremder Dinge über ihn weiß. So etwas macht die Menschen nervös. »Seit wann kennen Sie Rose?«
Jason runzelte die Stirn. »Seit knapp fünf Jahren.«
»Und Sie haben sich kennengelernt, als Sie beide im Grand gearbeitet haben?«
»Was ist das hier? Ein Frage-und-Antwort-Spiel?«
»Ich will nur sichergehen, dass meine Angaben stimmen.«
»Na, das ist ja mal was Neues! Sonst ist euch das doch immer egal. Aber bitte: Ja, ich habe da in der Bar gearbeitet und Rose in der Küche. Dann bin ich entlassen worden und bei Rose eingezogen.« Er drückte den Zigarettenstummel im Aschenbecher aus.
Cate mahnte sich zur Vorsicht. Jason Clark wirkte zornig. Er wollte nicht ausgefragt werden, aber das konnte sie ihm nun mal nicht ersparen. »Und dann wurde Rose schwanger.«
»Richtig. Da waren wir seit ein paar Monaten zusammen.«
»Das muss sehr belastend gewesen sein«, wagte Cate sich weiter vor. »So früh in Ihrer Beziehung schon eine Schwangerschaft.«
»Irrtum, wir waren überglücklich. Klar ist es ein bisschen schnell gegangen, aber sie wollte das Kind. Wir wollten es beide.« Seine Augen wurden feucht. Er wischte sich eine Träne fort.
»Ich bedaure Ihren Verlust sehr.«
Jason schaute sie an, und sie erkannte Trauer in seinen Augen. »Alles wäre anders gekommen, wenn unser Junge nicht gestorben wäre.«
Als wäre ihm plötzlich alles zu eng, sprang Jason auf. Mit ein paar Schritten war er am Fenster, nahm ein Foto im Silberrahmen von der Fensterbank und reichte es Cate. »Als das hier aufgenommen wurde, war Joel gerade mal zwei Tage alt.«
Das Foto zeigte ein winziges Baby in einem Brutkasten. An seiner Brust war ein Schlauch befestigt. Auch Rose war auf dem Foto zu sehen. Sie beugte sich über das Baby und lächelte verkrampft. Sie sah jünger aus und hübscher, trotz der dunklen Ränder unter den Augen. Ihr langes, dunkles Haar fiel auf die Bettdecke. Cate reichte Jason das Foto zurück.
Er betrachtete das Bild seines Sohns und wirkte gequält. Cate kannte den Drang, das eigene Kind zu beschützen, und wusste, wie stark er war. Nun hatte sie einen Mann vor sich, der dabei gescheitert war. Er war nicht anders als sie, denn das, was sie in seinem Gesicht las, hatte sie selbst gespürt, als sie nach Amelias Unfall ins Krankenhaus gerast war. Aber Amelia ging es gut, wohingegen das Kind dieses Mannes gestorben war.
»Wie war Ihre Beziehung zu Emma Hatcher? Ich hoffe, die Frage macht Ihnen nichts aus.«
Er zuckte zusammen und ließ sich schwer auf das Sofa fallen, das Foto noch immer in der Hand. Mit der anderen öffnete er die Bierdose und nahm einen großen Schluck. »Mit der Frau habe ich nichts mehr zu tun.«
»Emma und Rose waren Freundinnen. Fanden Sie es nicht seltsam, dass sich Ihre Exfrau und Ihre neue Partnerin angefreundet haben?«
Ein angewiderter Ausdruck trat in sein Gesicht. »Was soll das? Warum müsst ihr immer so tun, als wäre daran was Anrüchiges. Es war purer Zufall, dass Emma und Rose im selben Krankenhaus lagen. Ich wusste nicht mal, dass die beiden sich kennengelernt haben. Erst am Schluss habe ich es erfahren.«
»Also hat Rose es vor Ihnen geheim gehalten.«
Er trank das Bier aus und rieb über seinen Schenkel, als hätte er einen hartnäckigen Fleck auf der Jeans. »Ich nehme an, sie wollte mich nicht aufregen. Als ich Rose kennenlernte, war ich noch nicht über Emma hinweg. Sie hatte mich wegen eines Lehrers an der Schule verlassen, an der sie gearbeitet hatte. Das hat mich damals ziemlich fertiggemacht.«
»Sie sprechen von Dominic Hatcher, ja?«
»Ja. Von einem Drecksack, der genau gewusst hat, dass sie verheiratet war. Hat ihn aber nicht abgehalten. Anfangs wusste Rose nicht mal, dass die Emma aus dem Krankenhaus dieselbe Emma war, die ich geheiratet hatte. Das hat sie erst viel später herausgefunden.«
»Glauben Sie das tatsächlich?«
»Natürlich. Rose lügt nicht.« Sein Gesicht rötete sich. »Ebenso wenig wie ich.«
»Na
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