Die Legende
dieser Mix überhaupt möglich ist – als ich zur Villa kam und sie gehen durfte.
Mein Vater betrachtete mich mit einer anderen Mischung im Blick: Sorge, Zweifel und Bewunderung glaubte ich darin zu erkennen.
Der Fürst hingegen wirkte einfach nur zufrieden und selbstsicher. Er grinste mich an, als ich vor ihm stand.
»Vielen Dank«, sagte er gleich zu Beginn.
»Wofür?«
»Dass ihr Wort gehalten und keine AVEKs gerufen habt.«
»Kein Wunder. Die Leute mögen Isabelle.«
»Und dass ihr die Arbeit für mich erledigt habt.«
Ein unangenehmes Gefühl kroch meinen Rücken hinauf. »Was meinen Sie?«
»Ihr habt den Dämon befreit. Ich kann es spüren. Er ist frei und beginnt zu erstarken. Nicht mehr lange, dann wird er mir dienen.«
Bereits auf dem Weg hatte ich gespürt, dass irgendetwas anders war. Nicht nur die Kälte, die nicht mehr aus meinem Körper weichen wollte, auch Mullendorf schien anders. So abgedroschen das klang: Irgendetwas lag in der Luft. Es schien, als würde es über dem Boden flimmern oder ein kraftvoller Wind ohne Luftbewegung durch den Ort wehen. Ich wusste nicht, ob es die anderen auch bemerkten, von denen schien jeder wie immer zu sein. Doch ich spürte es. Und der Fürst offensichtlich auch.
»Wieso sollte er Ihnen gehorchen? Ich dachte immer, er dient dem, der ihn ruft.«
Ich hatte gehofft, dass er beeindruckt von meinem Wissen wäre und seinen Fehler einsehen würde, doch stattdessen fing er laut zu lachen an. Er kriegte sich kaum wieder ein.
Ich sah zu meinem Vater, der bedauernd die Schultern zuckte. Der Typ, der Pedros Blut getrunken hatte, saß ruhig an einem Tisch und löste das Kreuzworträtsel im Sauger-Journal. Er sah nicht einmal auf.
Als von Bismarck sich endlich wieder beruhigt hatte, trat er einen Schritt auf mich zu. »Es gibt Regeln, die gelten für Menschen, und es gibt Regeln, die gelten für alle. Selbst Letztere interessieren mich nicht, und die Regeln, die für Menschen gelten, schon gar nicht. Du hast Recht, der Dämon gehorcht dem Menschen, der ihn ruft. Aber ich bin kein Mensch, und daher kann ich mit dem Dämon machen, was ich will. Und auch mit den Menschen.« Er lachte erneut, wurde danach aber sofort ernst. »Ich will dir nicht drohen, ich mag dich. Du bist meinem Freund eine brave Tochter.« Seine Blicke wanderten zwischen meinem Vater und mir hin und her. »Ich weiß, dass dein Freund, der Vampir Robert, ins Lager verschleppt wurde. Ich habe erfahren, wo er ist und werde dir helfen, ihn zu befreien.«
Mein Herz fing auf einmal an, wie wild zu klopfen. »Warum?«
Dieses Mal klang sein Lachen wirklich amüsiert. »Warum, fragt sie. Darum, weil ich dich mag. Und weil ich nicht nur deinen Freund befreien will, sondern alle Vampire in diesem Reservat. Es wird Zeit, dass die geknechteten und unterdrückten Blutsauger sich wehren. Und ich werde ihr Führer sein. Ein Lager nach dem anderen werde ich befreien, aber irgendwo muss der Anfang gemacht werden, und das wird im Lager deines Freundes sein. Also, willst du wissen, wo er ist?«
Ich hätte mich übergeben können, so schlecht war mir in diesem Moment. Ich wünschte mir so sehr, dass Robert befreit und wieder in meinen Armen liegen würde, aber wenn ich diesem Fürsten zusagte, ging ich dafür einen Pakt mit dem Teufel ein. Vermutlich im wahrsten Sinne des Wortes. Was sollte ich nur tun?
»Ich weiß nicht, ob ihm das lieb ist, dass andere von seinem Unglück wissen«, erwiderte ich vorsichtig. »Er hatte noch beim Abschied gesagt, dass es vermutlich besser sei, dass er deportiert würde.«
Der Fürst nickte. »Ich weiß von seinen Problemen mit der Vergangenheit. Darum muss er sich keine Gedanken mehr machen.« Er nickte meinem Vater zu, der aufstand und eine Tüte Staub aus einem Regal holte. Er reichte sie seinem Boss. Der wiederum hielt mir die Tüte entgegen. »Das sind die Reste der beiden Männer, die nach ihm gefragt haben. Schmierige, unangenehme Kerle. Ich kann verstehen, dass er lieber im Lager sterben will, als denen in die Hände zu fallen. Aber das ist nun vorbei. Ich bin ihnen gefolgt, als sie in das Dorf kamen und jeden nach deinem Freund Robert gefragt haben. Nachdem sie hier bei meinen netten Gastgebern waren, habe ich die beiden Kerle erledigt. Nicht auszudenken, wenn sie ihn gefunden hätten! Er hat doch sicherlich erzählt, was sie so treiben, wenn sie unter sich sind.« Er grinste. »Auch der Rest der Bande hat eine Nachricht bekommen, die diese Männer und Frauen mit Sicherheit
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