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Die Legende

Die Legende

Titel: Die Legende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gemmell
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beiden Händen und zerschmetterte das Schwert. Die Schneide fuhr durch den Griff und bohrte sich in die Seite des Anführers. Er fiel auf die Knie und sackte in sich zusammen. Dann trat Grussin einen Schritt vor; die Axt hob sich, sauste herunter, und Reinards Kopf rollte in den Schnee. Grussin ließ seine Waffe fallen; dann ging er zurück zu Rek. »Er war nicht immer so, wie du ihn kanntest«, sagte er.
    »Warum?« fragte Rek und ließ sein Schwert sinken. »Warum hast du das getan?«
    »Wer weiß? Es war nicht für dich oder sie. Vielleicht hatte irgend etwas in meinem Innern einfach genug. Wo war diese Karawane?«
    »Ich habe gelogen«, log Rek.
    »Gut. Wir werden uns nicht wieder begegnen. Ich verlasse Graven. Ist sie deine Frau?«
    »Nein.«
    »Du könntest es schlechter treffen.«
    »Ja.«
    Grussin drehte sich um und ging zu dem Toten, um seine Axt zu holen. »Wir waren lange Jahre Freunde«, sagte er. »Zu lange.«
    Ohne sich noch einmal umzusehen, führte er die Gruppe zurück in den Wald.
    »Ich glaube es einfach nicht«, sagte Rek. »Das war ein richtiges Wunder.«
    »Laß uns zu Ende frühstücken«, sagte Virae. »Ich koche uns einen Tee.«
    Drinnen begann Rek zu zittern. Er setzte sich, und sein Schwert fiel klirrend zu Boden.
    »Was ist los?« fragte Virae.
    »Nur die Kälte«, antwortete er zähneklappernd. Sie kniete neben ihm nieder und massierte seine Hände, ohne etwas zu sagen.
    »Der Tee wird helfen«, meinte sie. »Hast du Zucker dabei?«
    »In meinem Gepäck, in rotes Papier eingewickelt. Horeb weiß, daß ich ein Süßmaul bin. Die Kälte macht mir sonst nicht soviel aus, entschuldige.«
    »Schon gut. Mein Vater sagt immer, süßer Tee ist wunderbar gegen … Kälte.«
    »Ich möchte wissen, wie sie uns gefunden haben«, überlegte er. »Der Schnee letzte Nacht müßte unsere Spuren verdeckt haben. Seltsam.«
    »Ich weiß nicht. Hier, trink das.«
    Er schlürfte den Tee, den lederbezogenen Becher mit beiden Händen haltend. Virae war emsig damit beschäftigt, aufzuräumen und die Satteltaschen zu packen. Dann fegte sie die Asche aus dem Kamin und schichtete Holz für den nächsten Reisenden auf, der die Hütte benutzen würde.
    »Was machst du in Dros Delnoch?« fragte Rek. Der süße, heiße Tee beruhigte ihn.
    »Ich bin die Tochter von Graf Delnar«, antwortete sie. »Ich lebe dort.«
    »Haben sie dich wegen des kommenden Krieges fortgeschickt?«
    »Nein. Ich habe Abalayn eine Botschaft überbracht, und jetzt habe ich noch eine Botschaft für jemand anders. Wenn ich sie abgegeben habe, gehe ich nach Hause. Fühlst du dich jetzt besser?«
    »Ja«, sagte Rek. »Viel besser.« Er zögerte, hielt aber ihrem Blick stand. »Es war nicht nur die Kälte«, gestand er.
    »Ich weiß. Es macht nichts. Jeder fängt nach so einer Sache an zu zittern. Aber es zählt nur, was man während eines Kampfes tut. Mein Vater hat mir erzählt, daß er nach der Schlacht am Skeln-Paß einen Monat lang nicht ohne Alpträume schlafen konnte.«
    »Du zitterst aber nicht«, stellte er fest.
    »Das liegt daran, daß ich mich beschäftige. Möchtest du noch etwas Tee?«
    »Ja, danke. Ich dachte, wir würden sterben. Und für einen Augenblick war es mir sogar egal – es war ein wundervolles Gefühl.« Er hätte ihr gern gesagt, wie gut es getan hatte, sie neben sich zu haben – doch das brachte er nicht fertig. Er wäre gern durch das Zimmer gegangen und hätte sie in die Arme genommen – und wußte, daß er es nicht tun würde. Er sah sie einfach nur an, während sie ihm nachschenkte und den Zucker umrührte.
    »Wo hast du gedient?« fragte sie. Sie war sich seines Blickes bewußt, konnte ihn aber nicht deuten.
    »Dros Corteswain. Unter Gan Jovi.«
    »Er ist tot«, sagte sie.
    »Ja – durch einen Schwerthieb. Er war ein guter Anführer. Er hat den Krieg kommen sehen. Ich bin sicher, Abalayn wünschte, er hätte auf ihn gehört.«
    »Nicht nur Jovi hat ihn gewarnt«, sagte Virae. »Alle Kommandanten im Norden haben dies in ihren Berichten erwähnt. Mein Vater hatte jahrelang Spione unter den Nadir. Es war offenkundig, daß sie vorhatten, uns anzugreifen. Abalayn ist ein Narr – selbst jetzt noch schickt er Boten mit neuen Verträgen zu Ulric. Er will nicht einsehen, daß der Krieg unvermeidlich ist. Weißt du, daß wir nur zehntausend Mann in Delnoch haben?«
    »Ich hörte, sogar noch weniger«, antwortete Rek.
    »Sechs Ringwälle und eine Stadt müssen verteidigt werden. In Kriegszeiten sollte die Truppenstärke

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