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Die Legende

Die Legende

Titel: Die Legende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Gemmell
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Jedenfalls – du könntest meiner überdrüssig werden und mich fortschicken.«
    »Niemals!« widersprach sie.
    »›Niemals‹ und ›immer‹. Bis jetzt habe ich über diese Wörter nie viel nachgedacht. Warum habe ich dich nicht vor zehn Jahren getroffen? Dann hätten diese Wörter wenigstens etwas bedeutet.«
    »Das bezweifle ich. Ich wäre erst neun Jahre alt gewesen.«
    »Ich habe es nicht wörtlich gemeint. Poetisch.«
    »Mein Vater hat an Druss geschrieben«, sagte sie. »Dieser Brief und meine Mission sind alles, was ihn am Leben hält.«
    »Druss? Aber selbst wenn er noch am Leben ist, muß er heute uralt sein. Das ist ja schon obszön. Skeln liegt bereits fünfzehn Jahre zurück, und schon damals war er alt. Sie werden ihn in die Dros tragen müssen.«
    »Vielleicht. Aber mein Vater setzt viel auf diesen Mann. Er hat geradezu Ehrfurcht vor ihm. Er hat das Gefühl, er ist unbesiegbar. Er hat ihn einmal als den größten Krieger unserer Zeit beschrieben. Er sagte, Skeln-Paß sei Druss’ Sieg gewesen, und daß er und die anderen nur Statisten waren. Als ich noch klein war, hat er mir die Geschichte immer erzählt. Wir saßen an einem Feuer wie diesem hier und haben Brot über den Flammen geröstet. Und dann hat er mir von Skeln erzählt. Wundervolle Tage waren das.« Sie verfiel in Schweigen und starrte in die Glut.
    »Erzähl mir die Geschichte«, bat er und zog sie näher an sich. Mit der rechten Hand strich er ihr das Haar zurück, das ihr ins Gesicht gefallen war.
    »Du kennst sie bestimmt. Jeder weiß über Skeln Bescheid.«
    »Das schon. Aber ich habe sie noch nie von jemandem gehört, der dabei war. Ich habe mir die Spiele angesehen und den Sagendichtern zugehört.«
    »Sag mir, was du gehört hast, und ich flechte die Einzelheiten ein.«
    »Na schön. Es waren nur wenige hundert Drenai-Krieger, die den Skeln-Paß hielten, während der größte Teil der Drenai-Armee woanders zusammengezogen war. Es war der ventrische König, Gorben, der ihnen Sorgen machte. Sie wußten, er war auf dem Marsch, aber nicht, wo er zuschlagen würde. Er schlug am Skeln-Paß zu. Sie waren fünfzig zu eins unterlegen, und sie hielten aus, bis Verstärkung kam. Das ist alles.«
    »Nicht ganz«, widersprach Virae. »Gorben hatte eine innere Armee von zehntausend Mann, die er die Unsterblichen nannte. Sie waren noch nie besiegt worden, doch Druss besiegte sie.«
    »Ach komm«, sagte Rek. »Ein Mann allein kann keine Armee besiegen. Das ist etwas für Sagendichter.«
    »Nein, hör zu. Mein Vater sagte, am letzten Tag, als die Unsterblichen schließlich in den Kampf geschickt wurden, hatte die Linie der Drenai zu wanken angefangen. Mein Vater ist sein Leben lang Krieger gewesen. Er versteht etwas von Schlachten und dem Auf und Ab von Mut und Panik. Die Drenai standen kurz vor dem Zusammenbruch. Aber dann, gerade als ihre Reihen nachzugeben drohten, brüllte Druss einen Schlachtruf und griff an, wild mit seiner Axt um sich schlagend. Die Ventrier wichen vor ihm zurück. Und dann, plötzlich, drehte sich der Mann um, der ihm am nächsten war, und wollte davonlaufen. Die Panik breitete sich aus wie ein Waldbrand, und die gesamte ventrische Schlachtreihe brach zusammen. Druss hatte die Flut gewendet. Mein Vater sagt, an dem Tag war er wie ein Gigant. Übermenschlich. Wie ein Kriegsgott.«
    »Das war damals«, meinte Rek. »Ich weiß nicht, wie ein zahnloser alter Mann von Nutzen sein könnte. Kein Mann kann dem Alter widerstehen.«
    »Da hast du recht. Aber kannst du dir nicht vorstellen, was für einen moralischen Auftrieb es geben wird, wenn er einfach nur da ist? Die Männer werden sich um das Banner scharen. Eine Schlacht Seite an Seite mit Druss der Legende zu schlagen – darin liegt eine Art Unsterblichkeit.«
    »Hast du den alten Mann je kennengelernt?« fragte Rek.
    »Nein. Mein Vater wollte es mir zwar nie erzählen, aber irgend etwas ist zwischen ihnen vorgefallen. Druss wollte nie mehr einen Fuß nach Dros Delnoch setzen. Ich glaube, es hatte etwas mit meiner Mutter zu tun.«
    »Mochte sie ihn nicht?«
    »Nein, es ging um einen Freund von Druss. Seben hieß er, glaube ich.«
    »Was ist mit ihm geschehen?«
    »Er wurde bei Skeln getötet. Er war Druss’ ältester Freund. Das ist alles, was ich von ihm weiß.« Rek spürte, daß sie log, ließ es jedoch dabei bewenden. Das waren ohnehin uralte Geschichten.
    Wie Druss die Legende …
     
    Der alte Mann zerknüllte den Brief und ließ ihn fallen. Es war nicht das Alter, das

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