Die Legende der Alten: Teil 1: Erwachen (German Edition)
nachdenken“, sagte Kolat, „Jetzt entschuldigt Ihr mich“
***
Kex schrie. Er ruderte wild mit den Armen, suchte irgendwo Halt. Doch es gab nur Leere. Plötzlich ein harter Ruck, sein ganzer Körper stauchte zusammen, es drückte ihm die Luft aus den Lungen. Er war aufgeschlagen. Dennoch sank er tiefer, alles um ihn herum erschien seltsam gedämpft. Wasser, er war in einen See gefallen, untergetaucht. Gleich darauf kamen die Schmerzen, die ganze rechte Hälfte seines Körpers brannte wie Feuer. Kex biss die Zähne zusammen, Wasser floss in seinen Mund, er schmeckte Blut. Nach oben, er musste an die Oberfläche. Jeder Bewegung fiel schwer, seine Arme und Beine gehorchten nur zögerlich. Die Luft wurde knapp, das Blut pochte in seinen Schläfen. Endlich erreichte er die Oberfläche. Er japste hustete, sank wieder unter Wasser, weil ihn die Kräfte verließen, tauchte erneut auf. Wo war das Ufer? In der Dunkelheit konnte er nichts sehen. Kex kämpfte, es ging um sein Leben. Das kühle Wasser hielt ihn bei Bewusstsein, aber wie lange noch. Zug um Zug schwamm Kex voran. Bald schon versagte sein rechter Arm den Dienst, die Wunde, die ihm der Angreifer zugefügt hatte, forderte ihren Tribut. Kex drehte sich auf den Rücken, ruderte nur noch mit den Beinen. So konnte er sich besser über Wasser halten. Die Zeit dehnte sich in die Unendlichkeit. Weiter! Atmen und schwimmen. Kex krallte sich an diesem Gedanken fest, wiederholte ihn wie ein Mantra. Seine ganze Wahrnehmung engte sich darauf ein, es gab nur noch ihn und diesen Gedanken. Er bemerkte das Ufer erst, als er zum zweiten Mal mit dem Kopf gegen etwas Hartes stieß. Doch noch war er im Wasser, das Ufer steil. Mit der linken Hand tastete er unbeholfen nach einem Halt, strampelte dabei mit den Beinen, um weiter aus dem Wasser zu ragen. Seine Füße fanden den Grund, der See war hier nur flach. Kex richtete sich auf, vor ihm nur glitschiger Fels. Mit zitternden Knien lief Kex am Rand des Sees entlang bis er eine Stelle fand an der er an Land kriechen konnte. Dort angekommen, brach er zusammen. Ihm wurde schwarz vor Augen, sein Bewusstsein schwand.
***
Nomo hatte lange überlegt, ob sie sich an Hem wenden sollte. Er war ihr unheimlich, sie fürchtete sich ein wenig vor ihm. Doch wer außer dem Leiter des königlichen Geheimdienstes konnte ihr helfen. Hem musste Kex finden, bevor es Kirai tat, ihn in Sicherheit bringen. Das war Nomo Kex schuldig. Nomo fand Hem in den Gärten, er war nicht allein. Königin Isi leistete ihm Gesellschaft, oder vielmehr er ihr. Nomo wollte eben wieder umkehren, als Isi sie entdeckte und zu sich winkte.
„Prinzessin, es freut mich Euch hier zu treffen. Eben habe ich mit Hem über Euch gesprochen“, begrüßte die Königin Nomo.
„Prinzessin“, sagte Hem kurz und nickte Nomo zu.
„Wir haben uns gefragt, warum Euch der ominöse Fremde in den Kerker gebracht hat? Hem meinte, Ihr wäret selbst dort hinabgestiegen. Ich habe natürlich dagegen gewettet, was sollte eine junge Dame im Kerker wollen“, sagte Isi.
„Ich … Ich wollte nach Lasikosa sehen, den kleinen Jungen, den Kirai beinahe zu Tode geprügelt hat“, log Nomo.
Königin Isi schüttelte mitleidig den Kopf.
„Wie fürsorglich, die Prinzessin hat selbst noch Mitleid mit den Verbrechern, die sie entführten. Denn ein Verbrecher ist dieser Dieb, so jung er auch sein mag. Aber sei es drum, für derlei gibt es Bedienstete. Man kann durchaus auch Gutes tun, ohne durch die schmutzigen Gänge des Kerkers zu streifen. Nun Hem, um was haben wir noch mal gewettet? Für eine Nacht in meinen Gemächern kann ich Euch sicher nicht begeistern“, sagte Isi.
„Informationen. In meinem Geschäft geht es immer um Informationen, Königin Isi. Ich werde Eure Wettschuld bei Gelegenheit einfordern“, antwortete Hem.
„Ein weiteres Geheimnis, das ich an meinen Gatten den König verlieren werde. Er hat mit Euch wirklich eine echte Perle in seinen Diensten. Falls Ihr seiner einmal überdrüssig werden solltet … Versteht mich nicht falsch, Prinzessin, nichts gegen Euren Vater, aber bisweilen kann er sehr anstrengend sein“, sagte Isi.
„Ich diene dem Königreich, nicht dem König, Königin Isi. Falls der König – oder irgendeine andere hochrangige Person – jemals die Stabilität des Königreichs gefährdet, werde ich mich nicht scheuen, geeignete Maßnahmen zu ergreifen“, erwiderte Hem ernst.
Nomo war erschrocken über die Entschlossenheit in Hems Stimme. Der Gedanke, er könnte
Weitere Kostenlose Bücher