Die Legende der Alten: Teil 1: Erwachen (German Edition)
bereits die Augen, Älteste Beo ließ die Schultern sinken, Zemal stand mit offenem Mund da, wusste aber nicht was er entgegnen sollte.
„Nun, wenn die halbe Gruppe abhaut, bleibe ich auch nicht hier“, sagte Skio.
„Stimmt, ohne euch ist es hier nur langweilig“, stimmte ihr Elid zu.
„Scheiße, dann gehen wir wohl alle“, meinte Tikku, „Was ist mit dir Preido?“
„Allein bleibe ich nicht hier. Die anderen Ältesten würden doch nur Fragen stellen“, entgegnete Preido.
„Preido hat recht, besser die Ältesten finden niemanden mehr, den sie fragen können“, sagte Elid.
„So einfach ist das nicht. Jeder benötigt ein eigenes Zelt, dass er auch transportieren kann, Wasser, Proviant…“, zählte Älteste Beo auf.
„Wir haben ein Zelt, alle Nachtjäger haben eins, es gehört zu unserer Jagdausrüstung“, sagte Ker stolz.
„Wasser gibt es bei den äußeren Gewächshäusern, ich bin dort zur letzten Wache eingeteilt“, sagte Skio.
„Proviant kriegen wir da auch. Während meiner Wache schlage ich mir immer den Bauch voll“, meinte Tikku.
„Dann holt jetzt jeder seine Ausrüstung. Die letzte Wache müsste bald anfangen. Wir treffen uns dann an den äußeren Gewächshäusern. Aber passt auf, dass euch niemand sieht“, sagte Mo.
Beo schaute den Nachtjägern hinterher, die in der Dunkelheit verschwanden. Ihr Magen rebellierte, nichts von alledem war so geplant. Vom angesehenen Mitglied des Rates der Ältesten zu einer Flüchtenden… in wenigen Minuten. Aber nun gab es kein Zurück mehr, sie trug die Verantwortung. Sie konnte die jungen Leute nicht allein ziehen lassen, die Einöde würde sie umbringen. Hoffentlich reichte ihre Erfahrung, wenigstens dies zu verhindern.
Am Scheideweg
Georg Waldberger stand an der Fensterfront im Kongresssaal. Noch war der Saal leer, das Rednerpult verweist. Er war viel zu früh gekommen. Doch bei dem Kongress es ging um die Zukunftsthemen der Menschheit. Nicht wenige hielten die von Georg Waldberger entwickelten Nanosonden für die größte Erfindung der letzten fünfzig Jahre. Kaum ein Fernsehsender, kaum eine Zeitung, die nicht schon darüber berichtet hatte. Im sonst ausgebuchten Saal wurden sogar einige Zonen mit Stehplätzen eingerichtet, wegen der großen Nachfrage. Georg Waldberger ging gedanklich noch einmal seinen Vortrag durch. Die Ergebnisse seiner klinischen Studie waren positiv, ausnahmslos alle Probanden lebten heute beschwerdefrei, selbst die schweren Fälle, die zuvor eine Rundumbetreuung benötigt hatten. Zusätzlich zu den kognitiven Fähigkeiten hatten sich auch die motorischen Fähigkeiten der ehemaligen Demenzpatienten deutlich verbessert. Und das alles ohne nennenswerte Nebenwirkungen, einzig in wenigen Fällen klagten die Teilnehmer über leichte Kopfschmerzen – wobei nicht einmal geklärt werden konnte, dass diese tatsächlich von den Nanosonden verursacht wurden –. Aber es war nur eine klinische Studie, die Sonden noch nicht endgültig zugelassen. Auch hatten erst wenige Krankenkassen signalisiert, die Kosten einer Behandlung zu übernehmen. Zauderer und Bremser wo Georg Waldberger auch hinkam. Er hasste es. Und überhaupt, warum sollten die Nanosonden nur an bereits erkrankte Menschen vergeben werden? Noch immer war die Diagnose oft unsicher und erfolgte häufig erst in einem späten Stadium der Krankheit. Wenn man allen Menschen spätestens mit dem sechzigsten Lebensjahr Nanosonden verabreichen würde, könnte man Demenz komplett ausrotten. Der Aufwand wäre nicht höher als bei einer Impfung gegen Grippe. Die Nanosonden haben sich als ausgesprochen robust erwiesen, schließlich trug Georg Waldberger selbst die Sonden bereits seit Jahren in seinem Körper. Es war noch die erste Generation. Da sie ihre Energie ähnlich wie lebende Zellen chemisch erzeugten und die dazu benötigten Elemente direkt aus dem menschlichen Körper bezogen, blieben sie theoretisch ein Leben lang aktiv. Viele hochrangige Politiker würden heute kommen, eine gute Gelegenheit für Georg Waldberger, seine Idee voranzutreiben.
Schritte rissen ihn aus seinen Gedanken. Als er sich umwandte, trat Wim Kluge neben ihn. Er freute sich, seinen ehemaligen Kollegen und Freund wiederzusehen. Auch dafür musste er wohl den Initiatoren dieses Kongresses danken, steckten doch er und Wim ansonsten derart tief in ihren Forschungsprojekten, dass für gegenseitige Besuche keine Zeit blieb. Für einen Moment standen die beiden Männer stumm nebeneinander und sahen
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