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Die Legende der Alten: Teil 1: Erwachen (German Edition)

Die Legende der Alten: Teil 1: Erwachen (German Edition)

Titel: Die Legende der Alten: Teil 1: Erwachen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Thiele
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einfach aus dem Fenster. Das hatten sie früher schon oft getan.
    „Diese Demonstration gilt Ihnen“, eröffnete Wim Kluge schließlich das Gespräch.
    Auf dem Platz vor dem Hotel stand eine versprengte Gruppe von älteren Leuten. Einige hielten Schilder in die Höhe. „Spielt nicht Gott“, „Wir wollen keine Cyborgs sein“ oder „Menschen müssen Menschen bleiben“ stand darauf. Polizisten bewachten die Demonstranten. Dabei waren die Polizisten eindeutig in der Überzahl. Georg Waldberger zog kurz die Augenbrauen zusammen, er hatte die Demonstranten vorhin gar nicht bemerkt.
    „Es gibt immer ein paar Gestrige, die den Fortschritt ablehnen“, antwortete er dann.
    „Sie fürchten, nicht mehr sie selbst zu sein. Können Sie ausschließen, dass die Nanosonden nicht die Persönlichkeit verändern?“, fragte Wim Kluge.
    „Sie machen aus Kranken, die oft nicht einmal mehr wissen, wie sie heißen, wieder Menschen. Insofern schließe ich nicht aus, dass die Nanosonden die Persönlichkeit verändern. Wissen Sie wie es ist, wenn sich die Mutter oder Großmutter das erste Mal seit Monaten wieder an ihre Kinder und Enkel erinnert? Ich habe es gesehen. Die strahlenden Gesichter der Familien werde ich nie vergessen. Dafür habe ich diese Nanosonden entwickelt, allein dafür haben sich all die Jahre gelohnt“, antwortete Georg Waldberger.
    „Die klinische Studie war erfolgreich, wie ich hörte. Wann werden die Sonden allgemein zugelassen?“, wollte Wim Kluge wissen.
    „Das steht noch nicht fest. Bei der Zulassungsbehörde weiß man nicht einmal, ob die Nanosonden als Medikament oder als Neuroprothese einzuordnen sind. Dazu ist eine regelrechte Grundsatzdebatte ausgebrochen. Sie wissen ja, wie lange sich dadurch eine Entscheidung hinauszögert. Ich hoffe, die Angelegenheit heute ein wenig vorantreiben zu können. Das ein oder andere Gespräch mit der richtigen Person müsste helfen. Letztlich schwebt mir sogar eine verpflichtende Impfung vor“, antwortete Georg Waldberger.
    „Das wird denen da unten nicht gefallen“, warf Wim Kluge ein und deutete kurz mit dem Kopf auf die Demonstranten.
    „Unser Gesundheitssystem ist schon heute am Limit. Die Zahl der Demenzkranken nimmt stetig zu. Wer soll all diese Menschen betreuen? Diese Handvoll Demonstranten werden nicht reichen, wenn sie denn überhaupt bereit wären, eine solche Aufgabe zu übernehmen“ entgegnete Georg Waldberger.
    „Sollte nicht wenigstens jeder frei entscheiden dürfen?“, fragte Wim Kluge.
    „Das kommt doch auf einen Vergleich an. Wiegt der große Nutzen einer solchen Maßnahme nicht die vergleichsweise kleine Einschränkung an Freiheit auf? Und nicht zuletzt garantieren gerade die Nanosonden doch die Freiheit eines selbstbestimmten Lebens bis ins hohe Alter. Aber es ist müßig darüber zu diskutieren, bevor nicht wenigstens die Zulassung als erste Hürde genommen ist. Wie geht es mit dem Sonnenkraftwerk voran?“, fragte Georg Waldberger.
    „Letzte Woche haben wir eine erste Verbindung zum Basissatelliten aufgebaut. Sie besteht aus hochelastischen Karbonfasern und ähnelt in ihren Eigenschaften Spinnenseide. Ein erster Prototyp einer kleinen Fahrstuhlkapsel soll in den nächsten Monaten getestet werden“, antwortete Wim Kluge.
    „Dann können wir ja bald mit Sonnenstrom aus dem All rechnen“, sagte Georg Waldberger.
    „Bis dahin ist es noch ein sehr langer Weg. Die Kapsel ist lediglich dreißig Zentimeter lang und trägt nur ihr eigenes Gewicht. Sie kann nicht einmal einen Schraubenzieher zur Station bringen. Richtig spannend wird die Sache erst, wenn wir tatsächlich Lasten und später auch Menschen mit dem Fahrstuhl transportieren. Dass heißt, wenn uns das Konsortium nicht vorher den Geldhahn zudreht. Die Kosten des Projekts sind schon jetzt über dem Gesamtbudget. Deswegen hat man mich zu diesem Kongress geschickt. Im besten Fall soll ich mit den bisherigen Erfolgen neue Geldgeber überzeugen“, relativierte Wim Kluge.
    Stimmengewirr vom Eingang des Saales her unterbrach das Gespräch der beiden Wissenschaftler. Die ersten Zuhörer strömten herein. Alsbald drängte sich eine Traube von Menschen um Georg Waldberger, einige ließen sich sogar ein Autogramm geben. Wim Kluge wurde abgedrängt und verlor seinen Freund bald ganz aus den Augen. Die Szene erinnerte ihn ein wenig an ein Popkonzert. Er schmunzelte bei dem Gedanken und ging dann zu seinem Platz.
     

Das Tribunal
    Zeitverschwendung, dieses ganze Veranstaltung war eine Farce.

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