Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Legende der Alten: Teil 2: Wiederkehr (German Edition)

Die Legende der Alten: Teil 2: Wiederkehr (German Edition)

Titel: Die Legende der Alten: Teil 2: Wiederkehr (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Torsten Thiele
Vom Netzwerk:
entsprach. Er hastete von Busch zu Busch, nutzte geschickt jeden sich bietenden Schatten, mied das Mondlicht, es blendete beinahe seine Augen. Er fühlte sich wie ein Raubtier unter Lämmern, bereit, jeden Moment zuzuschlagen.
    „Meister Sleem. Seid Ihr verletzt? Sollen wir Euch nach Hause geleiten?“, fragten zwei vorbeischlendernde Wachen.
    Mit einer lässigen Bewegung aus seinem Handgelenk scheuchte Sleem die beiden davon. Sie schüttelten den Kopf, trabten dann endlich weiter. Unschön, aber die Palastwachen waren für ihre außerordentlich scharfen Augen bekannt, ihrem Blick konnte sich selbst Sleem nicht immer entziehen. Andererseits vermittelte dies auch ein sicheres Gefühl. Sleem hielt sich nicht länger mit Gedanken an diese kleine Unterbrechung auf, tastete sich weiter zum Haus seiner Schwester vor. Niemand dürfe Verdacht schöpfen, so hatte es Kirai verlangt. Als wenn Sleem ein Freund der lauten Töne wäre. Ha, selbst die Meisterdiebe der Stadt könnten noch etwas von ihm lernen! Die Gartentür quietschte leicht, als Sleem sie öffnete. Das kleine Stück Holz, das er am Nachmittag unauffällig eingeklemmt hatte, fiel ihm auf den Fuß. Sleem lächelte verschmitzt. Eine gute Vorbereitung, war der Schlüssel zum Erfolg, und sich an neue Situationen anpassen können. So wie jetzt, als sich der Dienstboteneingang wider erwarten als verschlossen herausstellte. Derartige Widrigkeiten würden einen vom Schlage Sleems jedoch nicht aufhalten. Beherzt griff er zum Efeu neben der Terrasse. Sicher, er könnte auch einfach die Treppe nehmen, doch dies erschien ihm für seine heimliche Mission als ein zu profaner Weg. Also Klammerte er sich an den Efeu, zerrte ächzte. Millimeter um Millimeter lösten sich seine Füße vom Erdboden. Leider gab der Efeu nach, schnappte mitsamt einiger kleiner Steine von der Wand und Sleem landete auf dem Hosenboden.
    „Sleem, was macht Ihr da?“, fragte der Gärtner, der wegen des Lärms aus der kleinen Holzhütte am Rand des Anwesens gelaufen kam, in der er wohnte.
    Sein Nachtgewand flatterte grotesk im leichten Wind.
    „Oh weh, oh weh. Eure Schwester wird mir den Kopf abreißen, wenn sie das sieht“, jammerte er und versuchte sogleich, den abgerissenen Efeu wieder an der Wand zu befestigen.
    Als wenn Sleem der Kopf eines Gärtners etwas anginge. Außerdem hieß es „Meister Sleem“! Allein für diese Respektlosigkeit müsste der Mann bestraft werden. Hätte er diese vermaledeiten Pflanzen gleich richtig befestigt, wäre dieses Missgeschick nicht passiert. Sleem ignorierte den Gärtner, rappelte sich vom Boden auf und klopfte sich den Schmutz aus der Kleidung. So konnte er auch in geheimer Mission unmöglich herumlaufen. Der plötzlich auftauchende Schein einiger Kerzen erleichterte ihm diese Aufgabe.
    „Meister Sleem“, sagte der alte Diener auf der Terrasse, „Wünscht Ihr Eure Schwester zu sprechen? Sie ist bereits zu Bett gegangen. Soll ich sie wecken?“
    „Ich finde den Weg selbst“, antwortete Sleem kurz und watschelte, den Kopf leicht nach oben gestreckt am Diener vorbei ins Haus.
    Diese kleine Änderung seines Plans durfte die gesamte Mission nicht gefährden. Unerwartete Ereignisse erforderten einen flexiblen Geist, man musste offen in alle Richtungen denken können. Etwas, das Sleem mit Leichtigkeit gelang. Schließlich trainierte er dafür bereits seit Jahren. Immerhin, der Weg zu seinem Neffen war nun frei, eine weitere Störung nicht zu erwarten. Kaum den Augen des Dieners entschwunden, wechselte Sleem zurück auf die Zehenspitzen, meisterte die Treppen in den zweiten Stock unter Aufbietung all seiner Kräfte. Bis sein Atem wieder ruhiger ging, versteckte er sich in einer kleinen Besenkammer. Damit die Luft nicht knapp wurde, und weil die Größe der Kammer für ihn ohnehin nicht ausreichte, ließ er die Tür einen Spalt offen. Ein vorbeihastendes Dienstmädchen quiekte erschrocken auf, als sie die Tür schließen wollte und dabei Sleem in der Kammer entdeckte. Mit der ihm eigenen Souveränität meisterte Sleem aber auch diese Situation, trat aus der Kammer, als sei es das normalste von der Welt, in einer Besenkammer zu stehen und ging seines Weges. Er machte sich nicht einmal die Mühe, sich nach dem Dienstmädchen umzudrehen. Noch eine Biegung und er entschwand ihrem Blickfeld, stand jedoch einem Wachmann gegenüber. Welch einen Streich spielte ihm das Schicksal nun schon wieder, seit wann wurde das Zimmer seines Neffen bewacht? Eine derart unwichtige

Weitere Kostenlose Bücher