Die Legende der Alten: Teil 2: Wiederkehr (German Edition)
kontrollierten Art zurück –, die Geschenke abzulehnen, war ihr allerdings als unhöflich erschienen.
„Ich habe nichts bekommen“, beschwerte sich Fuzill.
„Ihr gefallt ihnen anscheinend nicht“, sagte Lelli und spielte dabei mit ihrem neuen Gürtel.
Fuzill warf ihr einen verächtlichen Blick zu, sie und die neue Älteste waren noch nie Freunde gewesen. Die Verdammten hätten besser jemanden anderen in den Rat gewählt. Wenigstens war Adal kein Fehlgriff. Er hielt sich – so wie meistens – aus dem Gespräch der alteingesessenen Ältesten heraus.
„Die Geschenke bringen uns Houst nicht zurück. Was passiert, wenn die Pumpen wieder ausfallen? Wer soll sie dann reparieren? Ich war von Anfang an gegen diese Expedition. Bevor er nicht einen der Verdammten in sein Wissen eingeweiht hat, hätten wir Houst niemals gehen lassen dürfen. Diese Fremden denken nur an sich, besser sie verschwinden aus unserm Lager und kommen nie wieder. Bevor sie noch mehr Leute mit ihren Ansichten verderben“, sagte Piri.
„Es war Housts eigener Wille zu gehen, wie hätten wir ihn aufhalten sollen? Mit den komischen Ansichten der Fremden hat Älteste Piri allerdings recht. Erst gestern verlangte meine fünfjährige Enkeltochter doch tatsächlich für ihren Hausdienst eine Gegenleistung, wollte mit mir handeln“, meinte Fuzill.
„Die Fremden müssen gehen, je eher desto besser“, betonte Piri noch einmal.
„Gut, ich werde diesem Karawanenführer die Neuigkeit seiner baldigen Abreise überbringen. Es wird mir eine Freude sein, ihn aus unserem Dorf zu jagen. Ich mag ihn sowieso nicht sonderlich. Die Frau dieses Krüppels sagt, sie könne nicht zurück. Was machen wir mit ihr?“, wollte Fuzill wissen.
„Ich habe mich oft und lang mit ihr unterhalten“, antwortete Piri, „Was unsere Traditionen angeht, ist sie eine gelehrige Schülerin. Wenn man ihr glauben kann – und ich tue es – so wurde sie in die Einöde verbannt, so wie einst unsere Vorfahren. Streng genommen ist sie damit eine Verdammte und gehört zu uns“
„Bleibt nur noch Houst. Die beiden Nachtjäger sollten ihn suchen gehen“, verlangte Dilo.
„Kaum eine wünscht sich Housts Rückkehr mehr als ich – sein Wissen ist von unschätzbarem Wert –, doch wenn wir schon jemanden losschicken, sollten wir sicherstellen, dass sie ihn auch finden. Die Stadt der Alten und deren Gebäude müssen riesig sein, ich denke, wir benötigen eine größere Expedition“, gab Piri zu bedenken.
„Für eine größere Expedition benötigen wir Vorbereitungszeit“, mischte sich Lelli ein, „Wir können hier nur wenige entbehren, ganz abgesehen vom Proviant“
„Euch könnten wir entbehren“, ätzte Fuzill, „Am besten Ihr führt diese Expedition an“
„Streit bringt uns nicht weiter. Dilo, Lelli, kümmert euch bitte um die Vorbereitung der Suchaktion. Aber beeilt euch, wer weiß, wie lange Houst in der Stadt der Alten überleben kann“, entschied Piri.
Niemand widersprach ihr.
***
Die letzten Ruinen verschwanden im Staub der Einöde, Nadamal lag hinter ihnen. Zemal hatte sie ohne weitere Zwischenfälle hierher geführt. Wo er hinwollte erklärte er nicht, murmelte nur ab und an etwas in der Sprache der Alten. Mo machte dies Angst, sie erkannte ihn kaum wieder. Auch die anderen tuschelten misstrauisch miteinander.
„Wir gehen keinen Schritt weiter, bevor du uns nicht erklärst, was du vorhast“, sagte Mo schließlich und stellte sich Zemal in den Weg.
Zemal blickte sie finster entschlossen an. Im ersten Moment sah es beinahe so aus, als würde er Mo nicht einmal erkennen, sie einfach zur Seite schieben wollen. Doch dann hellte sich seine Miene auf. Er blickte sich um.
„Wir haben es geschafft“, sagte er, „Wir sind aus Nadamal entkommen“
„Scheiße ja, wir sind entkommen“, lachte Tikku erleichtert, „Dieser Alte kann uns nichts mehr anhaben“
„Ist das alles?“, fragte Mo und stemmte dabei beide Hände in ihre Hüften, „Willst du uns nicht endlich dieses unerträgliche Chaos in deinem Kopf erklären? Und erzähle mir nicht, es sei alles in Ordnung. Ich habe es gesehen und wäre dabei beinahe verrückt geworden“
Für eine Weile schwieg Zemal, suchte angestrengt nach einer Antwort. Sein Unterkiefer arbeitete dabei heftig.
„Wenn ich das selbst wüsste“, sagte er endlich, „Es sind so viele fremde Bilder in meinen Gedanken, ich kann sie nicht kontrollieren. Sie stammen aus einer fernen Zeit, aus der Zeit der Alten. Wie sie in meinen
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