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Die Legende der roten Sonne: Nacht über Villjamur (German Edition)

Die Legende der roten Sonne: Nacht über Villjamur (German Edition)

Titel: Die Legende der roten Sonne: Nacht über Villjamur (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Charan Newton
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viel zu oft.«
    Randur drehte sich um. »Du siehst auch sehr gut aus.«
    Beim Näherkommen unterstrich das strahlende neue Gewand ihre geschmeidigen Bewegungen. Das auffällige, gewagte und eng anliegende dunkelrote Kleid ließ sie viel älter und erfahrener wirken und betonte ihre Kurven. Ihr Haar war mit schwarzen Bändern geschmückt, während auf den Wangenknochen kunstvolle Abzieh-Tattoos prangten.
    Sie kam mit einem veränderten Gang auf ihn zu, der ihr nur halb entsprach, und fragte: »Soll ich deine seltene Einsilbigkeit als gute Sache verstehen?«
    »Ja«, erwiderte er und platzte dann heraus: »Eir, du siehst unglaublich aus.«
    »Du machst dich auch nicht übel. Sind wir so weit?«
    Er nickte. »Ist deine Schwester fertig?«
    »Die ist schon auf dem Weg nach unten.«
    »Wer wird ihr Partner sein?«
    »Sie hat keinen, denn als Kaiserin muss sie distanziert bleiben. Niemand gilt als geeignet, nehme ich an.«
    »Ziemlich traurig«, bemerkte Randur aufrichtig.
    Sie betraten den Tanzsaal und stellten fest, dass aller Augen vergnügt auf ihnen ruhten. Die mächtigsten Vertreter des Kaiserreichs waren bereits zugegen und prächtig aufgeputzt. Gold, Silber und viele Spiegel warfen das Licht von tausend Kerzen und hundert Laternen zurück.
    Am anderen Ende des Saals spielte ein Orchester flotte Rhythmen. Geigen lieferten die Melodie, Harfen den Rahmen.
    Die Leute begrüßten die beiden, und Eir war möglichst höflich, während Randur seine kühle Distanz beibehielt.
    Alle sahen das Paar dauernd und flüsternd an, ob Grund- und Kapitalbesitzer, pensionierte Militärbefehlshaber oder einflussreiche Beamte, ob Ratsmitglieder oder deren Partner. Eir machte diese Prüfung nichts aus, denn an diesem Abend war sie glücklicher als je zuvor. Mit Randurs Hilfe hatte sie gelernt, besser zu tanzen als viele Damen der Gesellschaft. Und dann war da natürlich Randur selbst – der bestaussehende Mann im Saal.
    Wichtige Leute – vor allem die Ratsmitglieder – hielten ihn sehr wahrscheinlich nicht für geeignet oder passend, ein größeres Rad in der Maschinerie des Kaiserreichs zu werden. Für Eir war das nicht von Belang, und es kümmerte sie nicht. Falls es erforderlich wäre, würde sie die Stadt verlassen und ihren Status und ihre Privilegien aufgeben.
    Da war sie, Rika, inmitten vieler Ratsmitglieder. Sie hatte sich rasch in die Rolle der Kaiserin gefunden, und so ernst und ruhig ihre Miene auch war, so wusste sie doch stets an der richtigen Stelle zu lachen.
    Obwohl Eir ihre Schwester sehr mochte, hatte sich das Verhältnis der beiden zueinander verändert. Nicht, dass Rika ein anderer Mensch geworden wäre, doch Eir würde sich ihr nie mehr so nah fühlen wie in der Kindheit. Und mit dem Amt der Kaiserin hatte Rika auch neue Prioritäten übernommen.
    »Sieh dir die Leute an«, murmelte Randur herablassend.
    Paare schwebten übers Parkett und wechselten von einer grazilen Pose zur nächsten. Eir sah ihn fragend an.
    »Die tanzen absolut schlecht.« Er schüttelte den Kopf. »Wir sind wirklich viel besser.«
    Selbst Eir sah nach dem Unterricht der letzten Wochen, wie unrhythmisch viele Paare tanzten und dass die Frauen sich nicht entspannt bewegten, sondern steife Hüften oder eine gekrümmte Wirbelsäule hatten, während die Männer noch unbeholfener auftraten und ihre Partnerinnen mit steinernen Armen umklammerten.
    »Sollen wir ihnen zeigen, wie man’s macht?«, schlug Randur vor, trat einen schwungvollen Schritt beiseite und streckte ihr einladend die Hand entgegen.
    »Würdest du dich überhaupt von mir aufhalten lassen?«
    Gemeinsam schritten sie auf die Tanzfläche, und das kam ihr so selbstverständlich vor, als ginge sie einen Flur entlang. Als Paar schlugen sie eine elegante Schneise durch die zurückweichende Menge. Aller Augen waren auf Eir gerichtet, und erstmals sonnte sie sich in einer solchen Aufmerksamkeit. Ihre Hände ruhten auf Randurs Hüfte und auf seiner Schulter. Er führte sie durch die nun vertrauten Figuren, und sie deuteten Leidenschaft an, nein, sie waren Leidenschaft, und die Art, wie sie sich ansahen, verband ihre Empfindungen. So präzis ihre Schritte auch waren, so sehr erweckten sie den Anschein einer Freiheit, der kein Paar außer ihnen würde nahe kommen können und die womöglich kein anderes Paar auch nur zu begreifen vermochte.
    Eine Viertelstunde später führte Randur Eir beiseite. »Lass uns nicht alles auf einmal verschwenden«, schlug er kühl vor.
    Rika näherte sich ihnen,

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