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Die Legende der Roten Sonne: Stadt der Verlorenen (German Edition)

Die Legende der Roten Sonne: Stadt der Verlorenen (German Edition)

Titel: Die Legende der Roten Sonne: Stadt der Verlorenen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Charan Newton
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nahm ihn völlig gefangen – und er hätte nicht zu sagen vermocht, ob es daran lag, dass sie ihm so fremd war, oder ob eine gewaltige geistige Kraft ihn in Bann geschlagen hatte.
    Randur riss sich vom Anblick der Frau los, sah Eir an, schaute aber gleich wieder zurück zu der Fremden. Er wusste nicht, was tun. Es lag eine gewaltige Spannung in der Luft, als wären Jahrtausende durchbrochen.
    »Wer seid ihr?«, flüsterte er.
    Die weißhäutige Frau hob die Axt. Plötzlich sah Randur sich in der Defensive und hieb ihr mit dem Säbel die Hand ab. Ein Schrei, grässlicher als der einer Banshee, zerriss den Abend und ließ sogar den Sturm abflauen. Die Übrigen drängten mit ihren Waffen heran.
    Als sie die drei Verteidiger bestürmten, begab Randur sich in den Nahkampf. Seine Gegner waren nicht stark und zappelten fast vor ihm davon, brachten es aber stets fertig, seinen Angriff zu blockieren und sein Schwert wegzudrücken.
    Plötzlich ergab sich eine Pause im Gefecht, ein unvermutetes Atemholen.
    Randur drehte sich um und sah Rika mit einer einfachen Fackel aus dem Haus treten – ein Anblick, der ihm wie eine heilige Erscheinung vorkam.
    Beim Anblick der Flammen hetzten die Gestalten wie wahnsinnig davon, zerrten allerdings den Kadaver mit sich.
    Randur sah Munio an, dann Rika, dann … Wo war Eir?
    Vom Waldrand drang ein gedämpfter Schrei herüber.
    »Sie haben Eir geraubt! Rika, macht Euch nützlich und nehmt die Fackel mit!«
    Eng beieinander eilten sie, den Wald zur Rechten, einen Weg an den Kalksteinklippen entlang. Das verschneite Gelände war lichtlos, und sie konnten nur die paar Schritte weit sehen, die die Fackel reichte. Die weißen Wesen hatten Fußspuren hinterlassen und immer wieder Blutstropfen, von denen Randur nur hoffen konnte, dass sie von dem toten Pferd stammten.
    Schließlich erreichten sie eine Gestalt, die bäuchlings im Schnee lag. Es war nicht Eir, wie Randur erleichtert feststellte, sondern die Anführerin, der er die Hand abgeschlagen hatte. Über ihre Leiche gebeugt, erkannten sie, dass sie im Dunkeln verblutet war.
    Sie eilten weiter. Die an Zahl stetig zunehmenden Fußspuren zeigten an, dass die weißen Wesen diesen Weg oft nahmen. Er zog sich nach links auf die Klippenwand zu.
    Und in die Felsenhöhlen.
    »Da geh ich auf keinen Fall rein«, brummte Munio.
    »Dann lasst Ihr es eben.« Randur lief mit Rika weiter und ließ seinen alten Lehrer im Dunkeln zurück. Es war ihm egal, was ihn erwartete – er würde Eir zurückholen oder bei dem Versuch, sie zu retten, sterben.
    Sekunden später erscholl ein Ruf. »Wartet!«
    Munio holte sie ein, war des zusätzlichen Hastens wegen aber außer Atem. »Ich kann schließlich nicht zulassen, dass ihr euch umbringt«, keuchte er.
    Rika führte sie zum Eingang, während Randur ihr mit gezücktem Schwert folgte und sich innerlich in jene Todeszone begab, innerhalb derer er zu jeder erforderlichen Grausamkeit bereit war. Im Fackellicht tauchten Stalagmiten und Stalaktiten auf, sodass es schien, als ob sie in den Rachen eines Felsenuntiers schauten. Ob sie Eir in diesem Labyrinth je fänden? Die Oberflächen waren so verwittert, dass sie altersrunzlig wirkten. Da und dort sackte Gestein ab. Sie kamen an spiegelnden Teichen und von Fledermauskot übersäten Winkeln vorbei. Der Pfad war von langer Nutzung ausgetreten, und Randur vermutete, dass die Weißhäutigen sich hier nicht nur versteckten, sondern auch in diesen Höhlen wohnten, was ihre fehlende Pigmentierung erklären würde.
    Schließlich wurde der Pfad immer schmaler, öffnete sich dann aber zu einem größeren Hohlraum. Trotz der Dunkelheit bemerkten sie am anderen Ende mehrere Ausgänge.
    »Seht mal, da unten!« Rika wies auf einen Teich.
    Ein Haufen Metall war schwach zu erkennen. Daneben lag eine reglose Gestalt. Randur stockte das Herz. Vorsichtig schlichen sie näher, nachdem sie eine alte, in den Fels gehauene Treppe entdeckt hatten.
    »Eir!«, rief Randur, und das Echo warf seine Stimme lange zurück.
    Sie lag flach auf dem Rücken am Fuß der Stufen und rieb sich mit der Hand das Gesicht.
    Er rannte zu ihr und warf sich auf die Knie. Kein Blut, keine Wunden, kein Hinweis auf erlittene Schmerzen. »Wie geht’s dir?«, keuchte er.
    »Gut. Kopf und Hals tun etwas weh, aber es ist alles in Ordnung.« Er half ihr beim Aufsetzen, und zitternd vergrub sie den Kopf an seiner Schulter. Er tat sein Bestes, sie zu trösten.
    Munio nickte bei diesem Anblick und ging hierhin und dorthin, um

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