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Die Legende der Roten Sonne: Stadt der Verlorenen (German Edition)

Die Legende der Roten Sonne: Stadt der Verlorenen (German Edition)

Titel: Die Legende der Roten Sonne: Stadt der Verlorenen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Charan Newton
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begegnet. Es geht nicht nur um dich. Es ist auch nie nur um dich gegangen – sosehr ich in dich vernarrt bin. Es geht darum, wegzukommen von … ihm. Ich hätte auch zu Zizi oder einem andern ziehen können, doch ich wollte einen sauberen Schnitt machen.«
    »Damit hab ich wirklich kein Problem«, erwiderte Lupus.
    Der junge Nachtgardist hatte Beami beim Umzug in eine sichere Wohnung geholfen. Sie lag einen Kilometer von der Altstadt entfernt an einer der großen Treppen zu den Fluchttunneln hinunter, da Lupus sich angesichts der bevorstehenden Kämpfe Sorgen um ihre Sicherheit machte. Es war ein schlichtes Zimmer mit hässlichen Möbeln, aber immerhin eine eigene Bleibe. Er hatte gefragt, ob sie einige Freunde aus dem »Symbolisten« einladen wolle, und sogar gehofft, diese Freunde zu treffen, doch sie hatte abgelehnt und an diesem Abend etwas Ruhigeres vorgezogen. Während sie ihre Sachen auspackte, kaufte er farbige Lampen und billiges Essen, heizte den Herd an und kochte ein traditionelles Sklavengericht aus den Tagen des Erzbergbaus. Sie machten sich einen netten Abend. Sie trank ihr Flaschenbier schneller als er – genau wie früher.
    Einige rasche, alkoholgeschwängerte Küsse später lagen sie auf dem Bett, fühlten sich weit weg vom Alltag und lauschten auf die Geräusche der nahen Stadt, die hier lauter waren als im alten Zuhause, unregelmäßiger, beunruhigender. Es missfiel ihr, in der Nähe zweier Bordelle zu wohnen. Er konnte sich ein paar billige Witze nicht verkneifen, und kurz darauf fummelte sie schon an seiner Hose herum.
    Später stellte sie sich zu Lupus ans Fenster und sah mit ihm auf eine der wenigen krummen Straßen, die aus der Altstadt führten. Die gotische Architektur war erhalten geblieben und strahlte im Schein von Fackeln und Sturmlaternen. Zwei Halbwüchsige in grellen Masken kamen betrunken Arm in Arm angeschlurft und gingen achtlos an einem Mann vorbei, der in einem Hauseingang sein Lager aufgeschlagen hatte. Ihr heiseres Lachen hallte aus einer nahen Gasse.
    Da sah Lupus im Augenwinkel etwas vorbeihuschen.
    Beami musste seine Reaktion bemerkt haben, denn sie fragte: »Was ist?«
    Intuitiv warf er einen Blick auf den Verbundbogen im Zimmerwinkel und auf den vollen Köcher am Bettpfosten.
    »Da draußen ist was unterwegs.« Er wollte sehen, wohin es verschwunden war. »Da ist es wieder, etwas Schwarzes, Massiges, das sich klar vom Schnee abhebt.«
    »Vermutlich ganz harmlos. Mach dir keine Sorgen.«
    Ein Schrei gellte, dann kamen die Worte »Oh nein … oh bitte nein –«
    »Der Obdachlose ist verschwunden.«
    Dem folgte ein Geräusch, das sie nicht zuordnen konnte, doch es klang wie das Knurren eines Hundes.
    »Ob Malum hinter uns her ist?«, fragte er nervös.
    »Möglich.«
    »Sieh mal!« Lupus zeigte auf Blutflecken im Schnee.
    »Womöglich ist die Gegend gefährlicher als angenommen«, überlegte Beami unbehaglich.
    Er ging zum Bett, schlang den Köcher über die Schulter, nahm den Bogen und vergewisserte sich, dass er ein Messer im Stiefelschaft trug. Das Kurzschwert gab er Beami, die es mit einem Nicken nahm und ihren Lederbeutel mit Relikten aus einem Winkel holte.
    Es tat einen lauten, dumpfen Schlag.
    »Das war die Haustür«, flüsterte Beami.
    »Was es auch ist: Es will rein.«
    Wieder ein Schlag. Und diesmal gab die Haustür nach.
    Beami zog zwei Logi -Ketten aus dem Beutel und wirbelte das ultraleichte Metallartefakt herum, bis es Licht abgab. Bald skizzierte sie Silhouetten, die aus dem Nichts traten und erst von hellviolettem Licht umgeben waren, dann aber festere Gestalt annahmen.
    Etwas kam die Treppe hochgepoltert.
    Lupus legte einen Pfeil ein, zielte auf die Tür und stellte sich intuitiv vor Beami.
    Bitte, Leute!
    Etwas warf sich gegen die Tür, brachte das Holz zum Zittern und versuchte es gleich wieder. Diesmal landete ein dicker Splitter vor ihren Füßen. Durch das so entstandene Loch war ein pelziges Etwas zu sehen.
    Lupus schoss seinen Pfeil ab.
    Das Wesen kreischte, nein, heulte. Er legte einen neuen Pfeil ein, schoss, lud nach, feuerte. Schließlich verzog sich das Etwas, und eine tiefe Stille trat ein.
    Dann zersplitterte die Tür unter dem mächtigen Ansturm des Tiers. Drei groteske Köpfe bissen auf alles ein, und Speichel troff aus den Mäulern. Das Geschöpf blutete aus den Pfeilwunden, die seine Bewegungen aber nicht behinderten.
    »Weg da!«, befahl Beami, doch Lupus reagierte nicht.
    Er zog sein Schwert, bückte sich in Kampfstellung und

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