Die Legende der Roten Sonne: Stadt der Verlorenen (German Edition)
konzentrierte sich auf alle Köpfe zugleich; als zwei im selben Mom ent angriffen, f uhr er waagrecht mit der Waffe durch die Luft, hieb dem ersten Kopf in die Wange, duckte sich unter den Kief ern des zweiten we g und versetzte dem dritten einen Schlag an die Kehle. D as Wesen taumelte zurück und rang nach Luft.
Beami ließ ihre Logi -Ketten durch die Luft peitschen, und sofort bildeten sich neben Lupus drei helle, bewegliche Linien, die wiederholt auf das Ungeheuer eindroschen und ihm eine Reihe greller Lichtwunden beibrachten.
Die Dielen bogen sich, als das Monster zusammenbrach, und Staub wirbelte auf. Plötzlich war es ungemein still.
»Ich fürchte, meine Mietkaution bin ich los«, meinte Beami schließlich.
Lupus sah seine Geliebte atemlos an und starrte auf die Metallstäbchen in ihren Händen und auf die Ketten, die nicht mehr leuchteten. »Wie hast du das Ungeheuer ausgeschaltet?«
»Diese Geräte senden geballte Energie aus, die Blitzen ähnelt. Ich hab das Vieh bloß betäubt.«
»Konntest du nicht etwas mehr Energie einsetzen und diese Bestie einfach töten?«
»Nein, sie hatte es nur auf uns abgesehen; darum will ich sie mir genauer anschauen. Hinterher kannst du ihr immer noch die Kehlen durchschneiden. Aber bitte draußen. Ich hab eben erst alles ausgepackt, und es ärgert mich gewaltig, dass ich schon putzen muss.«
Zusammen zogen sie den gekrümmten Körper gerade, bis er das Zimmer der Länge nach fast ausfüllte. Die Wunden, die die Lichtpeitschen dem Tier geschlagen hatten, glommen noch, und es roch nach verbranntem Fleisch, als hätte man es mit glühendem Eisen gebrandmarkt. Es war eine Art Hund, aber sicher nicht das Werk eines Ordensmitglieds, denn dazu war es einfach zu vollkommen: Kultisten konnten nur täppische, grausige Mischwesen erschaffen. Beami tat das Tier leid, denn es war nicht seine Schuld, dass es sie hatte zur Strecke bringen wollen. Das Wesen kam allmählich wieder zu Bewusstsein, und Lupus war gezwungen, es zu töten.
Mit aufgeschlitzten Kehlen verblutete es langsam.
In einem unauffälligen Haus fern des Gemetzels starrte eine alte Frau auf ihre Runen und stieß eine Lawine von Flüchen auf die aus, die das Tier getötet hatten.
»Deine Magie ist ja echt spitze«, klagte Malum.
»Sie ist böse mit all den Relikten!«
»Ich werde wohl meine Jungs Jagd auf sie machen lassen, falls es keine schnellere Möglichkeit gibt.«
»Woher willst du wissen, wo du suchen sollst? Magie ist der beste Weg, um –«
»Du hast es versucht und bist gescheitert – überlass das also meinen Leuten!«
»Und du hast nicht gesehen, was ich durch Cerberus’ Augen erblickt habe!«
»Und was hast du gesehen, wenn ich fragen darf?« Als ob es sich da um etwas Natürliches oder Vernünftiges handeln könnte!
»Eine zweite Person, einen Soldaten. Vielleicht bist du ihm mal begegnet? Ein Nachtgardist.«
Malum stürmte aus dem Zimmer. Schlimm genug, von seiner Frau verlassen zu werden, aber zu erfahren, dass sie mit einem anderen rumzog … Nie war er so gedemütigt worden. Beide mussten sterben, sofort.
Er schnappte sich das Relikt, das er der Hexe gegeben hatte, und war entschlossen, Beamis ganzen Plunder tags darauf auf dem Markt zu verkaufen.
»Er sieht aus wie ein Wolf!«, jammerte die Hexe ihm nach, als er in die Kälte trat. Ihre Worte verfolgten ihn auf der Straße, und er wusste nicht, ob sie von den Mauern oder in seinem Kopf widerhallten.
Doch auf dem Rückweg tat er etwas Unerwartetes. Mit dem Relikt – diesem Anhängsel Beamis – in Händen stromerte er in den Gassen, durch die er früher mit ihr spaziert war. Er kam an mit Brettern vernagelten Geschäften vorbei, in denen er ihr Geschenke gekauft hatte, und an Bars und Bistros, wo sie sehr persönliche Gespräche geführt hatten. Wenn sich ein Mitglied seiner Gang näherte, schritt er grußlos vorbei, senkte den Kopf, vergrub die Hände in den Taschen und überlegte, wann genau er zugelassen hatte, dass seine Beziehung zu Beami in die Zerrüttung driftete.
Vor allem beschäftigte ihn, warum ihm der Umstand, dass es in Beamis Leben einen anderen gab, so viel ausmachte. Wie kam es, dass er – ein Bandenchef und Halbvampir, der kriegen konnte, was er wollte – plötzlich der Sitzengelassene war, dem statt seiner Frau nur eine große Leere blieb?
An diesem Abend war er wie ausgehöhlt.
KAPITEL 36
J eryd trank Tee und plauderte mit der Kellnerin, die gleich Feierabend hatte; vor allem aber machte er sich flüchtige
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