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Die Legende der Roten Sonne: Stadt der Verlorenen (German Edition)

Die Legende der Roten Sonne: Stadt der Verlorenen (German Edition)

Titel: Die Legende der Roten Sonne: Stadt der Verlorenen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Charan Newton
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Notizen, die rasch zu Kritzeleien wurden. Er sah die Frau mit einem anderen alten Rumel reden und fragte sich, ob sie sonst nichts zu tun hatte und ob das auf die Dauer nicht langweilig wurde.
    Er saß an einem Tisch nahe dem Bistrofenster und dachte über alles nach, was er bisher in dieser aufreibenden Stadt erlebt hatte.
    Die Tür ging auf und eine kleine Glocke tönte. Jeryd blickte hoch und war noch immer etwas nervös. Als ob eine Riesenspinne in diesen Laden gewalzt käme …
    Bellis, Abaris und Ramon schlenderten heran. »Kommt mit uns, Jeryd«, rief Bellis. »Heute Abend unterhalten wir uns höheren Orts.«
    »Mögt ihr nichts trinken?«
    Bellis klopfte auf die Innentasche ihres Tweedmantels. »Bin Selbstversorgerin. Aber vorab was Warmes, damit sich mein Vorrat besser im Körper verteilt – das wäre fein.«
    Auf dem Flachdach stand Jeryd mit Ramon und Abaris zusammen und schenkte ihnen einen Stadtplan nach dem anderen. Die beiden mussten die Karten mal so, mal anders halten, um das Laternenlicht von unten aufzufangen, und wisperten sich eilig persönliche Dinge zu, was Jeryd nur noch neugieriger darauf machte, was sie in Villiren im Schilde führten. Eine Karte nach der anderen wurde nach kurzem Wortwechsel eingesackt.
    Kaum war die Übergabe abgeschlossen, sprang Bellis herbei und zog ihr Relikt aus der Tasche. »Das hier ist ein großartiges Gerät, um Spinnen anzulocken.«
    »Das da?« Das Instrument sah nicht eben verheißungsvoll aus. Eigentlich handelte es sich bloß um eine schmale Stange aus Obsidian mit einer Glühbirne an der Spitze. Weil das Wetter sich weiter verschlechtert hatte und ihm bitterkalt war, enttäuschte das Gerät ihn nur umso mehr.
    »Natürlich, Dummkopf«, bekräftigte Bellis. »Dieser Stab ist ein Tektit, stammt also aus einer anderen Welt – das sagen wir immer, stimmt’s? – , da dieses Glas meist in Meteoriten auftaucht. Aber was es auch enthält: Es ist bestens geeignet, Dutzende kleine Spinnenfreunde anzusaugen. Wir haben die Frequenz seines Binnenkreislaufs verbessert, dürften Eure Riesenspinne also theoretisch in null Komma nichts einsacken.«
    »Und wenn sie kommt?«, fragte Jeryd.
    »Daran haben die Jungs gearbeitet. Ramon?«
    Der finster wirkende Glatzkopf nahm eine Tasche vom Boden, zog einen Messingdreifuß heraus und stellte ihn zwei, drei Meter entfernt aufs Dach.
    »Tretet am besten etwas zurück«, sagte Abaris mit ausgebreiteten Armen und brachte die anderen dazu, ein paar Schritte rückwärts zu tun. Dann zog er einen einfachen Stock aus der Tasche und warf ihn Richtung Dreifuß.
    Keine Reaktion.
    »Gut so. Was Abaris da geworfen hat, war zu klein«, flüsterte Bellis Jeryd zu. »Aber jetzt schaut Euch das an.«
    Die Hände hinterm Rücken, bewegte Ramon sich auf das Relikt zu. Als er nur noch einen knappen Meter entfernt war, flackerte Licht auf und nahm die Gestalt eines glühenden Käfigs an. Immer mehr Helligkeit floss aus dem Stab, und Ramon war darin gefangen. Lächelnd machte er eine überzogene Verbeugung, wobei seine Glatze das Licht spiegelte.
    »Na bitte«, sagte Bellis, »wenn Eure Spinne auftaucht, wird also bestens für sie gesorgt sein.«
    »Ihr seid wirklich drei weise alte Genies«, so Jeryd.
    »Nur weise Leute erkennen einander«, erklärte Bellis.
    »Aber ich bin noch ein unbeschriebenes Blatt«, wandte Jeryd ein. »Solange dieses Ungeheuer nicht hinter Schloss und Riegel sitzt, habe ich nicht das Geringste erreicht.« Er wartete, bis der Stab deaktiviert wurde und der Lichtkäfig im Dunkeln verblich. Nun war eine deutliche Abwesenheit zu spüren, eine Leere, die sich der Trickserei mit dem Relikt verdankte, und ein schwacher Brandgeruch. Jeryd war mächtig beeindruckt.
    »Probieren wir es also«, sagte Bellis, und ihre zwei Gefährten stellten beide Geräte nebeneinander aufs Dach. Dann warteten sie zitternd im kalten Wind.
    Jeryd musterte die Stadtlandschaft erwartungsvoll und überlegte, wie seine tiefsten Ängste nach den Erfahrungen mit Bellis‘ Glaskugel zum Vorschein treten würden.
    Nanzi spürte tief in sich einen Ruf. Sie erschauerte, schrak hoch und sah sich verstohlen im Zimmer um. Die schwarze Katze blickte erstaunt vom Fuß des Bettes auf.
    »Alles in Ordnung, Liebste?«, fragte Voland und blickte neben ihr von seinem Buch hoch.
    »Ich fühl mich nicht besonders. Vielleicht mach ich mir was zu trinken und geh ein bisschen an die Luft.«
    »Soll ich dir was bringen?«
    »Das schaff ich schon.« Sie schlug die Bettdecke auf

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