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Die Legende der Roten Sonne: Stadt der Verlorenen (German Edition)

Die Legende der Roten Sonne: Stadt der Verlorenen (German Edition)

Titel: Die Legende der Roten Sonne: Stadt der Verlorenen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Charan Newton
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konnte noch immer kaum glauben, wo sie sich befanden: auf einem Stadtschiff, das am Himmel trieb und Energiequellen nutzte, die sich seinem Verständnis entzogen. Von hier oben sahen die Wolken anders aus und erstreckten sich wie ein Teppich in die Ferne. Erst in diesem Moment begriff er, wie weit er gekommen war, seit er Folke Richtung Villjamur verlassen hatte.
    »Ich weiß nicht«, erwiderte sie gähnend.
    Zu dieser Stunde war das Schiff deutlicher zu erkennen, und er staunte, wie viel Moos und Flechten das riesige Deck überzogen, dessen Ende kaum auszumachen war.
    »Guten Morgen!«
    Es war Rikas Gesicht, doch die Stimme klang gar nicht nach ihr. Auch ihre Kleidung hatte sich geändert. Sie trug Männersachen – Kakihose, schwarzes Hemd und Stiefel – und ähnelte einer Attentäterin mehr als einer Kaiserin. Zielstrebig kam sie auf Eir und Randur zu, und Artemisia folgte ihr mit etwas Abstand. Alles an Rikas Körperhaltung und Auftreten verriet Randur, dass sich hier jemand neu erfunden hatte, doch er staunte, wie rasch und gründlich das passiert war. Hing da eine Klinge an ihrem Gürtel? Lederriemen liefen ihr diagonal über die Schulter, und verstohlen vergewisserte er sich, ob ein Schwert am Rücken baumelte, doch dem war dann doch nicht so. Warum war sie so gekleidet? Was war mit dieser früher so duldsamen Frau geschehen?
    Ihre Verwandlung entwaffnete ihn.
    Eir näherte sich ihrer Schwester und schien nicht recht zu wissen, wie beginnen. »Was war letzte Nacht? Nach allem, was wir gehört haben –«
    »Es ging mir glänzend«, erwiderte Rika ernst.
    »Du wirkst verändert.«
    »Ich bin verändert.«
    Eir seufzte und trat wieder zu Randur. Er legte ihr die Hand auf die Schulter, doch sie schüttelte sie ab. Rika betrachtete die beiden wie bloße Schiffsaufbauten.
    Nun trat Artemisia dazu. Sie war unverändert, schien auch nie eine andere sein zu können. Zwar wirkte ihre Haut etwas heller, doch ihre Armmuskeln waren weiter prachtvoll konturiert.
    »Wir brechen direkt nach Villiren auf«, erklärte Rika.
    »Um dort weiterhin den Kommandeur aufzusuchen?«, fragte Randur.
    »Ja. Artemisia hat angeboten, uns im Kampf beizustehen, und ich will die Nachtgarde auf mich einschwören. Wenn sie erst um die Lage weiß, fügt sie sich bestimmt. Von Villiren aus können wir eine Strategie entwickeln, den Kaiserthron zurückzuerobern, notfalls mit Gewalt. Urtica wird büßen, was er uns angetan hat.«
    Mit Gewalt erobern , dachte Randur. Büßen lassen. Das sind doch unmöglich ihre Worte?
    »Die Nachtgarde hat dem Reich die Treue geschworen«, wandte Eir ein. »Nicht einem Kaiser oder einer Kaiserin.«
    »Dann wird sie ihren Schwur eben ändern.«
    Rikas Ton und Entschlossenheit beeindruckten Randur. Ihr Auftreten ließ vermuten, dass sie die Dinge endlich mit Leidenschaft anging.
    »Und was, bitte, kann sie tun?« Eir wandte sich der hellblauen Frau zu. Randur hätte es lieber gesehen, wenn sie sich der Killerin gegenüber weniger bockig aufgeführt hätte, doch der schien das herzlich egal zu sein.
    »Ich werde die Verteidiger in jedem Kampf siegen lassen«, sagte sie. »Schon mein Auftauchen dürfte Aufregung bewirken. Und ich kann mit Exmachina vermutlich die Tore blockieren, durch die die Invasoren in diese Welt gekommen sind. Mag sein, ich verliere das Schiff dadurch zeitweilig, doch vorher kann ich genug Ausrüstung beiseiteschaffen, um nach Hause zurückzukehren.«
    »Warum habt Ihr das Eindringen dieser Wesen dann nicht schon früher verhindert?«, fragte Eir.
    »Weil das keine Dauerlösung ist. Ich kann die Tore nur kurzzeitig blockieren. Die Akhaioí werden sie wahrscheinlich binnen … Wochen wieder öffnen. Ihre Technologie ist dafür entwickelt genug. Sie treiben immer mal wieder ein Bohrloch durchs Dasein.«
    Randur verstand weder diese Begriffe noch das Denkgebäude dahinter und ärgerte sich, dass Artemisia ihm vermittelte, unwissend zu sein. »Hab ich das richtig verstanden?«, fragte er. »Wir begeben uns nach Villiren – sofern es die Stadt noch gibt – und schließen uns dort einem Krieg an, in dem wir vermutlich untergehen?«
    »Mach dir keine Sorgen – unter meiner Führung wird Rika kein Leid geschehen.« Artemisia legte ihr die Hand auf die Schulter. »Und wir helfen der Jamur-Dynastie, wie es zu unserer Abmachung gehört.«
    Eir wirkte empört. »Was hat die mit dir angestellt?«
    » Sie hat nichts angestellt«, erwiderte Rika kühl.
    »Ich hab dich gehört, letzte Nacht.«
    »Ich weiß

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