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Die Legende der Roten Sonne: Stadt der Verlorenen (German Edition)

Die Legende der Roten Sonne: Stadt der Verlorenen (German Edition)

Titel: Die Legende der Roten Sonne: Stadt der Verlorenen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Charan Newton
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mehr und gingen bald unter Deck. Artemisia blieb einschüchternd, aber anmutig und sorgte dafür, dass die drei gut versorgt wurden. Auf einem großen Teller stand Essen für sie bereit: Obst und Gemüse, das er nie gesehen hatte, Oliven und Feigen und dazu Brot und verdünnter Wein.
    Sie kuschelten sich in einer kleinen, mit dunklem Holz vertäfelten Kabine auf einem Bett mit prächtigen Kissen aneinander. An den Zimmerwänden standen Truhen, deren flache Deckel mit Szenen bemalt waren, die wohl aus dieser anderen Kultur stammten. Neben dem Bett befand sich ein Dreifuß, und von der Decke hingen bunte Lampen. In die Holzmöbel waren Edelsteine eingelegt: Lapislazuli, Jaspis und Quarz.
    Die drei aßen schweigend auf dem Bett. Randur dachte die ganze Zeit an Artemisias Worte, daran, dass diese Welt nicht so war, wie sie gedacht hatten.
    Nach Einbruch der Dunkelheit gingen Eir und Randur an Deck spazieren. Es war überraschend warm, als strahlte das Schiff Hitze ab. Zunächst ließ der Rauch an Holzfeuer denken, doch sie sahen keine. Schließlich bemerkte Eir, dass alle Hanuman Glimmstängel wie in Villjamur dampften.
    Randur hielt das für absurd.
    »Alles kleine Süchtige.« Artemisia hatte sich lautlos und mit am Rücken verschränkten Händen von hinten genähert und trat nun neben sie. Auch wenn sie kleiner gewesen wäre, hätte sie einschüchternd und Achtung gebietend gewirkt: eine Killerin zwar, aber von der majestätischen Sorte. Nun trug sie nur eine schlichte schwarze Tunika, die viel hellblaues Fleisch und verstörend kräftige Muskeln sehen ließ.
    »Warum rauchen die alle?«, fragte Eir.
    »Das ist ihr Lohn«, erwiderte Artemisia stolz, also in deutlich anderem Ton als zuvor. »Sie arbeiten für Tabak, nach dem sie süchtig sind, und sind daher süchtig, für mich zu arbeiten.«
    »Ist das nicht wie Sklaverei?«, mutmaßte Eir.
    »Es unterscheidet sich nicht vom Arbeiten für Geld, wie es bei euch Menschen üblich ist«, gab Artemisia zurück.
    »Was machen die auf dem Schiff?« Randur schlenderte auf einen Affen zu, der so unsicher auf der Brüstung saß, dass er jeden Moment abzustürzen drohte, und strich ihm durchs Fell. Das geflügelte Tier betrachtete ihn kühl, nahm einen weiteren Zug und hatte die denkbar zufriedenste Miene aufgesetzt.
    »Vor allem erledigen sie Reparaturen«, gab Artemisia zurück, »weil sie bequem an die Unterseite der Exmachina gelangen. Außerdem machen sie auf dem Schiff Besorgungen und sind sehr gute Kundschafter. Allerdings nur, solange sie allein fliegen, andernfalls neigen sie zu Überheblichkeit und Machtkämpfen.«
    Randur hätte so vieles fragen wollen, doch es erschien ihm nicht eilig. Ihm fiel auf, dass er sich auf dem Schiff ungemein sicher fühlte – die lange Flucht hatte ihn nahezu paranoid werden lassen. Ein Windstoß wehte übers Deck und störte die friedliche Atmosphäre. Artemisia sah irritiert auf, und da erst fand Randur es seltsam, dass zuvor praktisch kein Wind gegangen war. Erst hatte er einen Kniff der Kultisten dahinter vermutet, dann aber erkannt, dass diese Frau und ihr Schiff womöglich über all das erhaben waren.
    Rika schlenderte übers Deck. Eine dunkle Robe umspielte ihren Leib, und sie war wieder jeder Zoll eine Kaiserin. Ihr Auftreten war wie eine Vorahnung, wie eine Rückkehr zu etwas Älterem, fester Gegründeten. Artemisia antwortete mit etwas, das man für eine Gefühlsäußerung hätte halten können, doch er wusste nicht, um welche Empfindung es sich handeln mochte.
    Rika hatte bemerkt, dass alle ihre Kleidung ansahen. »Diese Robe hab ich in einem Wandschrank gefunden. Sie sitzt nicht perfekt, ist aber erstaunlich warm.«
    »So was tragen die wenigen Menschen manchmal dort, wo ich herkomme«, sagte Artemisia.
    »In Eurer Welt leben Menschen ?«, fragte Eir, bekam aber keine Antwort.
    Rika sah Artemisia mit großen Augen und Bestätigung heischend an. So hatte auch Eir Randur oft angeschaut. Die Kaiserin bemühte sich also um die Aufmerksamkeit dieses Wesens, obwohl sie sich doch – laut ihrer Schwester – Zeit ihres Lebens nur für die Jorsalir-Kirche interessiert hatte.
    »Lady Rika«, bemerkte Randur verwegen, »Ihr seht diese Frau wie eine Göttin an.«
    »Vielleicht ist sie das ja«, flüsterte Rika mehr zu sich als zu den anderen.
    »Aber sie sagt, wir Menschen haben einst sie und ihresgleichen erschaffen«, wandte Eir ein.
    »Lassen wir das auf sich beruhen«, sagte Artemisia. »Sind meine bisherigen Informationen bei euch

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