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Die Legende der Roten Sonne: Stadt der Verlorenen (German Edition)

Die Legende der Roten Sonne: Stadt der Verlorenen (German Edition)

Titel: Die Legende der Roten Sonne: Stadt der Verlorenen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Charan Newton
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angekommen?«
    »Es ist einfach zu viel, um ohne Beweise daran zu glauben«, erwiderte Eir.
    »Stimmt«, pflichtete Randur ihr bei. »Ihr habt doch sicher Belege, damit wir uns mit eigenen Augen von der Richtigkeit Eurer Aussagen überzeugen können?«
    »Als ob Sichtbarkeit Wirklichkeit verbürgt! Sieht man in der Abenddämmerung auf freiem Feld einen Baumstumpf, mag er einem Menschen ähneln und Ängste wecken, doch er bleibt ein Baumstumpf. Man sollte stets in Zweifel ziehen, was man sieht.«
    Artemisia verschwand im Dunkeln. Die Übrigen schauten sich an. Schließlich zuckte Randur die Achseln, strich eine schwarze Locke aus der Stirn und wandte sich wieder den Hanuman zu. Gleich darauf kreischten sie auf und flatterten in eine Richtung davon.
    Randur musste wissen, was sie als Nächstes tun sollten. Dieses Fehlen von Zielen und Klarheit war verunsichernd.
    Plötzlich schritt Artemisia wieder auf sie zu. In einer Hand trug sie einen großen Metallbehälter, was ihre enorme Kraft augenfällig werden ließ; in der anderen hielt sie die Enden zweier Metallschnüre, die sich hinter ihr im Dunkeln verloren. Sie setzte den Behälter schwungvoll aufs Deck und rief: »Kommt her, wenn ihr Beweise wollt!«
    Die drei knieten sich neben die gut einen Meter breite Wanne und sahen ins flache Wasser. Behutsam schob Artemisia die Schnüre hinein, und Funken stoben darüber. Ein Zischen kam und ging, und bald waren im Wasser Bilder zu sehen, die wie Spiegelungen wirkten.
    »So sieht es in meiner Welt aus.« Artemisia stand ein Stück entfernt, als könnte sie nicht hinsehen.
    Eine apokalyptische Landschaft.
    Gebäude, die Randur kaum als solche erkennen konnte: eine fremde Architektur aus Metall und Elfenbein.
    Schwerfällige Wesen führten einen kaum vorstellbaren, abstrakt anmutenden Krieg.
    Stand erstickender Rauch am Himmel? Nein, die Sonne dieser Welt besaß offensichtlich kaum mehr Leuchtkraft als ein Mond.
    Viele Wesen ähnelten Artemisia, waren also Menschen und Rumeln durchaus verwandt, während andere eine viereckige Wirbelsäule hatten, die beim Gehen rotierte.
    Ab und an waren Blitze von Explosionen zu sehen.
    Viele Geschöpfe wimmelten durcheinander.
    »Wer kämpft da eigentlich gegen wen?«, fragte Randur.
    »Die Feinde stehen unter Führung der Akhaioí, die große militärische Macht haben und in eurer Mythologie als Pithicus firmieren. Ich habe auf diesen Schlachtfeldern gerungen, um ihre besten Kämpfer zu besiegen. Sie greifen uns dauernd an – uns, die wir vielleicht die letzte freie Zivilisation sind – , und wir vermuten, diese Abfolge von Kriegszügen begann vor etwa zehntausend Jahren. Gegenwärtig belagern die Akhaioí unsere größte Stadt, Truwisa, und haben längst die Küsten ringsum erobert. Unsere Kulturen liegen schon so lange im Kampf, als wären wir in einem epischen Zyklus gefangen, der erst mit dem Weltuntergang endet, und selbst dann … «
    »Das reicht.« Randur wandte sich ab. Es schmerzte ihn, über das Gesehene nachzudenken. »Warum dringt ihr nicht einfach in unsere Welt ein wie die anderen? Was bedeuten jemandem aus Eurer Kultur schon ein paar Tote mehr?« Er wies auf das Bild im Wasser, das seine Umrisse langsam verlor und bald verschwunden war.
    »Nun, Randur Estevu, würden wir viele Arten dieser Welt auslöschen, wäre das Ökosystem destabilisiert, und das würde unser Ende bedeuten. Ihr Menschen habt immer wieder Biotope vernichtet und das Gleichgewicht der Natur gestört. Man kann uns Dawnir manches vorwerfen, aber nicht solche Kurzsichtigkeit.« Etwas huschte über ihre Miene, ein Lächeln womöglich oder etwas Dunkleres.
    »Wenn ich wieder Kaiserin wäre«, fragte Rika, »würdet Ihr dann meine Unterstützung wollen?«
    »Das ist womöglich unsere einzige Chance. Wir brauchen Euch – oder einen ähnlich glaubwürdigen Herrscher – , um die Bevölkerung des Reichs wirksam zu mobilisieren.«
    »Ja … das wäre das Richtige.« Die bloße Gegenwart dieser Frau schien Rika berauscht zu haben. Es handelte sich wirklich um eine Verführung durch die Götter. Etwas an Rika – vielleicht der Glanz in ihren Augen? – zeigte, dass sie ihre Entschlossenheit zurückgewonnen hatte. Womöglich spürte sie, dass diese Fremde noch immer ein göttliches Wesen war, und würde alles tun, was Artemisia von ihr verlangte.
    »Moment«, sagte Randur. »Woher wissen wir, dass Ihr in dieser Sache nicht selbst das Böse seid? Warum sollen wir Euch mehr trauen als diesen Akhapithen?«
    »Den

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